Reiste. Es sollen extrem heftige Szenen gewesen sein, die sich bei einer Schlägerei während des Reister Marktes zugetragen haben. Die Einzelheiten.

Die Vorwürfe nach einer Schlägerei beim Reister Markt wiegen schwer: Ein 19-jähriger junger Mann aus Schmallenberg soll seinem hilflos am Boden liegenden Kontrahenten dabei mehrfach ins Gesicht und in den Bauch getreten haben. Ganz so heftig scheinen die Szenen, die sich am frühen Morgen des 28. August 2022 um 0.35 Uhr am Rande des Festplatzes hinter einem Kirmeswagen abgespielt haben, dann aber doch nicht gewesen zu sein.

Das 15-jährige Opfer des jungen Mannes gab sich vor Gericht recht wortkarg. Und das - so die Vermutung von Richterin und Staatsanwaltschaft - offenbar aus einem guten Grund: Um den Täter im Nachhineinen nicht unnötig zu belasten. Denn der war ausgerechnet sein Kumpel. Und er ist es immer noch. Man habe sich ausgesprochen und die Sache damit längst aus der Welt geschaffen, bestätigten beide. Vor Gericht sitze man nur, weil vor Ort die Polizei eingeschaltet worden sein, so der 15-Jährige.

Albern kichernder Zeuge zugerechtgewiesen

Dabei soll er selbst es gewesen sein, der nach dem Vorfall bei einer polizeilichen Vernehmung geschildert hatte, am Boden ineinandergetreten worden zu sein. Doch davon wollte er im Prozess vor dem Jugendschöffengericht nichts mehr wissen. Er sei besoffen gewesen und könne sich an Einzelheiten nicht erinnern, erklärte er Richterin Mareike Voigt, die daraufhin ebenso aus der Haut fuhr, wie zuvor bereits die Staatsanwaltschaft. „Reiß dich zusammen, das ist hier kein Spiel“, mahnte sie den immer wieder albern kichernden 15-Jährigen. Bereits zuvor hatte die Staatsanwaltschaft ihm recht deutlich gemacht, dass es sich bei einem Gerichtsprozess nicht um eine Spaßveranstaltung handele.

>>> Lesen Sie auch: Begehrt: Schafwolle vom Ricken Hof als Dünger für den Garten <<<

Ganz anders gab sich hingegen der 19-jährige Angeklagte, der die Vorwürfe zumindest in Teilen reumütig einräumte. Hintergrund für die Auseinandersetzung sollen demnach rund 100 Euro Schulden gewesen, die sein Kumpel bei ihm gehabt habe. Nachdem man sich am Abend mehrfach auf dem Gelände getroffen und sogar das ein oder andere Bier gemeinsam getrunken habe, sei man schließlich zum Gespräch hinter den Kirmeswagen gegangen. „Und dann ist das ganze ausgeartet“, so der 19-Jährige. Er sei von seinem Kumpel als Bastard und Hurensohn beschimpft worden.

Ein Wort gab das andere

Ein Wort habe das andere gegeben, bis er seinen Kumpel schließlich am Kragen gepackt habe, nachdem er ihm mitgeteilt hatte, das Geld niemals wiederzusehen. Ja, man habe sich geprügelt. Sei dabei auch auf dem Boden gelandet. Aber es sei nicht seine Absicht gewesen, das Geld aus seinem Kumpel rauszuprügeln. Für ihn sei es eine Rangelei unter Freunden gewesen. Niemals würde er auf einen am Boden liegenden Menschen eintreten. Und die Kappe und die Jacke seines Kumpels habe er sich ebenfalls nicht angeeignet, um damit quasi die Schulden zu begleichen. Auch dieser Vorwurf stand in der Anklageschrift. Raub! Beweisen ließ er sich aber nicht. Jacke und Kappe sind seit jenem Tag zwar verschwunden, weil der 15-jährige sie bei Auseinandersetzung verlor. Aber der Verlust sei aus seiner Sicht auch gar nicht so schlimm.

Mitgebrachten Whisky getrunken

Auch er sei an jenem Abend besoffen gewesen - habe neben Bier auch mitgebrachten Whisky getrunken, erklärte der 19-jährige Täter vor Gericht. Allerdings war er bereits gegen 21 Uhr auf dem Gelände auffällig geworden - zu einer Zeit als er noch deutlich nüchterner war. Am Autoscooter hatte er einen fremden Jugendlichen geohrfeigt, nachdem er erfahren hatte, dass der junge Mann die kleine Schwester seines Kumpels begrapscht haben soll. Bereits dieser Vorfall hatte ihm eine Anzeige wegen Körperverletzung eingebracht.

Geldbuße in Höhe von 600 Euro

Geendet ist der Gerichtsprozess für den 19-jährigen Schmallenberger mit einer Geldbuße in Höhe von 600 Euro wegen zweifacher Körperverletzung. Weil er zuletzt Drogenprobleme hatte, sind ihm außerdem vier Termine bei einer Suchtberatung auferlegt worden. Er habe sein Leben ohnehin bereits drastisch umgekrempelt, versicherte er der Richterin. Er habe einen neuen Freundeskreis und konzentriere sich inzwischen voll und ganz auf seine Ausbildung und die Schule.

podcast-image