Meschede. Wer ist im Stadtgebiet von Meschede besonders von Überschwemmungen bei einem Starkregen bedroht? Jetzt kann sich jeder schützen.
400 Quadratkilometer sind genau untersucht worden: Jetzt kann jeder Gebäudeeigentümer im Stadtgebiet von Meschede nachsehen, ob ihm durch Starkregen oder Hochwasser eine Gefahr droht.
Bäche sind in Vergangenheit nie beachtet worden
Karten, wie sich Hochwasser über die Gewässer ausbreiten würde, liegen bereits vor. Aber jetzt ist auch bekannt, wo starker Regen Schaden anrichten könnte.
„Starkregenrisikomanagement“ lautet die etwas sperrige Bezeichnung für diese Analyse, die das Ingenieurbüro Dr. Pecher AG aus Gelsenkirchen für die Stadt Meschede gemacht hat. Dabei war nicht einmal die Ahrtal-Katastrophe 2021 der Auslöser dafür – in Meschede gab es davor schon Überschwemmungen etwa in Wehrstapel und in Mülsborn.
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Das Ahrtal aber bestätigte noch einmal die Notwendigkeit, aktiv zu werden: „Es gab Überflutungen, wo die Menschen nicht davon ausgehen konnten, dass sie gefährdet sind“, so Gutachterin Dr. Anna-Lisa Maaß von dem Büro. Gerade die kleinen Bäche sind bisher nicht beachtet worden, sagt Michael Klauke, der bei der Stadtverwaltung für dieses besondere Management zuständig ist – jene Gewässer hinterm Haus, in denen die Kinder im Sommer baden, und die plötzlich bei Starkregen durch Wohnzimmer strömen. Die Wenne bei Berge war zuletzt so ein Fall.
Woher kommt das Wasser? Wie schnell fließt es?
Entstanden ist ein detailreiches Kartenwerk für das gesamte Stadtgebiet, das im Ausschuss für Nachhaltigkeit und Ordnung vorgestellt wurde. Erstmals sind jetzt Fließwege, Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen ermittelt worden – damit ist nun bekannt, wo das Wasser im schlimmsten Fall herlaufen wird, wie schnell es dabei sein könnte (rauschendes Wasser kann auch Helfer wegreißen), wie tief es dann an den unterschiedlichen Stellen maximal stehen würde.
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Berechnet wurden Starkregen mit 45, 57 oder gar 90 Millimeter Niederschlag in einer Stunde. Mitberücksichtigt wurde auch, welche Kapazität die Kanäle bewältigen könnten – und wann sie schlicht überfordert wären und das Wasser noch zusätzlich herausfließt.
Sandsäcke, Schotts, druckdichte Fenster
Aus der Analyse folgt: Jeder kann bei sich handeln. Zum Beispiel: Muss man für sich Sandsäcke lagern, weil man an einem der Fließwege liegt? Sollte man Hochwasserschotts einbauen?
Braucht es im Untergeschoss druckdichte Fenster? Muss etwas an den Lichtschächten am Keller gemacht werden? Jeder muss für sich klären: Lagert im überflutungsgefährdeten Keller etwas Wertvolles, was geschützt werden müsste – oder gingen nur die Kartoffeln verloren? „Anlieger müssen selbst sehen, was sie brauchen. Wir geben mit den Karten eine Anleitung zur Selbsthilfe“, sagt Michael Klauke.
Über eine interaktive Karte auf der Homepage der Stadt sind alle Daten frei einsehbar, es kann jede Adresse angesteuert werden. In Berge, Mülsborn, Olpe und Grevenstein – alle weiterhin mit Überflutungspotenzial – plant Michael Klauke zusätzlich auch Ortstermine, um die Ergebnisse vorzustellen: „Das wird dort einiges an Überraschungen bringen“, sagt er voraus.
Auch die Kommunalpolitik muss sich entscheiden, was sie will: Gerade erst hat sie eigentlich Gelder bereitgestellt, damit hohe Bordsteine zurückgebaut werden – um Wege für Radfahrer, Senioren und Menschen mit Handicap zu erleichtern. Hohe Bordsteine halten aber auch Wasser zurück: „Wir müssen einen goldenen Mittelweg finden“, sagte Bürgermeister Christoph Weber.
Kein Risiko durch Hennesee
Zumindest eine Sorge nimmt die Stadtverwaltung: Was, wenn der Hennesee überläuft? Das wollte Dr. Jobst Köhne (FDP) wissen. Und was, wenn sich die Risiken unerwartet auftürmen, also starke Niederschläge auf einen ohnehin vollen Hennesee treffen? Bürgermeister Weber nahm diese Sorgen: Der alte Hennesee hätte noch brechen können, beim jetzigen bestehe keine Gefahr, dass Wasser über den Damm schwappen könne – notfalls gebe es ja den künstlichen Überlauf, um, wie 2021, Wasser abzulassen.
Geholfen habe unterhalb der Talsperre der renaturierte Bereich der Henne, um die Lage zu entspannen. Bei der Kreisverwaltung etwa liegen für den Notfall Hochwasserschwellen, damit das Wasser dort nicht ins Straßenverkehrsamt laufen könnte. Seit der Renaturierung wurden sie nie wieder gebraucht.