Baldeborn. Unbekannte haben in Remblinghausen 25 Siloballen aufgeschlitzt. Das hat Folgen. Meinhard Stratmann fragt sich, wer tut so etwas und warum?
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen haben Unbekannte die Siloballen von Meinhard Stratmann aus Baldeborn aufgeschlitzt. Insgesamt sind es jetzt 25. Für den Landwirt ist das kein dummer Streich mehr, sondern bedeutet einen herben finanziellen Verlust und eine echte Gefahr für sein Vieh. Und er fragt sich, wer daran ein Interesse haben könnte und hat Anzeige erstattet.
Zum ersten Mal lag noch Schnee, als der Vollerwerbsland- und -forstwirt die aufgeschlitzten Ballen bemerkte. Er lagert sie auf seinem eigenen Land, am Jakobspilgerweg zwischen Löllinghausen und der Sägemühle in Remblinghausen, „mit zwei bis drei Metern Abstand zum Weg“. Was heißt: Man muss sie schon gezielt aufsuchen, den Weg verlassen, was eigentlich gar nicht erlaubt ist.
Sauerstoff lässt Pilze wachsen
25 Ballen sind nun nach der zweiten Attacke insgesamt beschädigt. Wer jetzt meint, so ein Schlitz schade nicht, der irrt. „Die Ballen sind luftdicht verschlossen, das ist wichtig“, erklärt Stratmann. Dringt Sauerstoff ein, egal wo und wie viel, wachsen Pilze und die Silage beginnt zu schimmeln. Im besten Fall kann der Landwirt sie dann noch in Teilen ans Vieh verfüttern. „Es macht dann aber viel mehr Arbeit, denn ich muss das verdorbene Futter vom brauchbaren Rest trennen.“ Ein bis zwei Ballen brauchen seine 23 Kühe und 40 Rinder plus Kälber am Tag.
Fressen die Kühe die schimmelige Silage stört das den Verdauungstrakt. Bei Milchkühen entstehen Zellen in der Milch, die dazu führen, dass diese nicht mehr vermarktet werden kann und im schlimmsten Fall können die Tiere auch verenden.
2022 schon ab Juli im trockenen Sommer beigefüttert
Auf die Silage ist Stratmann auch angewiesen, weil die letzten Sommer so trocken waren. Schon Anfang Juli musste er 2022 beifüttern, weil auf den Flächen nicht mehr genug Gras wuchs. Und das muss er auch fürs nächste Jahr im Auge behalten, „wer weiß, was das Klima dann macht.“
Wenn man das Thema googelt, stellt man fest: Die Taten in Remblinghausen sind kein Einzelfall, immer wieder kommt es deutschlandweit zu solchen Sachbeschädigungen. Was die Täter antreibt? Der Landwirt weiß es nicht. Versehentlich könne das sicher nicht passieren, „für mich sieht das nach Absicht aus, eine Frust-Rektion von Erwachsenen oder Jugendlichen. Für Kinder ist der Schnitt zu hoch angesetzt.“
Die Suche nach den Tätern
Er kann sich vorstellen, dass es Leute gibt, die es stört, dass die Ballen mit ihrer Plastikhülle im Naturschutzgebiet liegen. Obwohl das ganz klar geregelt ist. „Das Lagern von land- und forstwirtschaftlichen Produkten ist erlaubt.“ Und hat auch einen Sinn: Meinhard Stratmann ist es wichtig, dass seine Tiere, eigenes Futter bekommen. „Ich wirtschafte seit 25 Jahren extensiv - aus Überzeugung.“ Das heißt, er kauft kein Futter zu, nutzt keinen Mineraldünger und hat sich jetzt auch einen Ackerstriegel gekauft, mit dem er Unkraut mechanisch entfernen kann.
Stratmann wäre Bio-Bauer, sagt er, wenn da nicht auch ständig die Vorgaben verschärft würden. Aktuell scheitert er an der Stallhaltung. „Unsere Kühe sind im Sommer zwar Tag und Nacht auf der Weide und kommen nur zum Melken rein. Aber im Winter werden sie im Stall angebunden.“ Als Biobauer müsste er einen teuren, neuen Laufstall bauen. Wieder eine Sache, die den kleinen Landwirten das Leben schwer mache.
Besonders kleine Bauern sind betroffen
Den wenigsten sei überhaupt klar, dass man auch mit der Beschädigung der Siloballen die kleinen Bauern treffe. „Die großen haben betonierte Fahr-Silos mit eigener Entwässerung, deren Ballen lagern nicht an den Wegen. Das ist für uns Kleine aber zu kostspielig.“ Die Zerstörung seiner Ballen kostet ihn nun rund 1000 Euro. 500 Euro will er demjenigen zahlen, der Hinweise gibt, die zur auf Ergreifung der Täter führen.
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Und er warnt auch davor Siloballen als Spielgeräte für Kinder zu missbrauchen. Der Vertreter der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft habe ihm erst kürzlich von einem Unfall berichtet, bei dem ein Kind kopfüber zwischen die Ballen gerutscht sei. Die Spielkameraden konnten es nicht rausziehen. Es starb.
HINTERGRUND
Die Wiese, an der die Ballen lagern und wo Meinhard Stratmann auch das Gras fürs Silo gemäht hat, liegt seit 2020 in einem Naturschutzgebiet. 30 Hektar Land gehören ihm dort.
Eigentlich wollte der Landesbetrieb Straßenbau dort auch den Radweg von Remblinghausen nach Meschede planen. Doch kurz bevor das konkret werden konnte, wurde der Landschaftsplan 2020 geändert.
„Für mich war das wie eine Enteignung“, sagt der Landwirt, allein forstwirtschaftlich habe er durch die Auflagen, was er pflanzen und aufforsten darf und was nicht, pro Jahr einen Verlust von rund 3000 Euro.
Als jetzt der Landesbetrieb anrief und fragte, ob er etwas gegen einen Radweg hätte, habe er dem Mitarbeiter gesagt: „Wenn ihr es schafft, die Flurstücke aus dem Naturschutz zu nehmen, schenke ich euch das Land für den Radweg. Aber: Keine Chance.“