Eslohe. Wenn es zum Blackout kommen sollte, sind Feuerwehr und Gemeinde Eslohe gerüstet. Sie dämpfen aber eine zu hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung.

Feuerwehr und Gemeindeverwaltung in Eslohe sind gerüstet für einen möglichen Blackout. Sowohl Georg Sommer, Leiter des Ordnungsamtes, als auch Feuerwehrchef Christof Hoffmann sowie sein Stellvertreter Tobias Gödeke-Hölscher dämpfen aber eine möglicherweise zu hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung, sollte es tatsächlich zum Ernstfall kommen.

Eines stellen Sommer, Hoffmann und Gödeke-Hölscher ganz bewusst heraus: Es gehe nicht darum, Panik zu verbreiten oder die Pferde scheu zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zu einem längeren Ausfall der Stromversorgung kommen könnte, sei zuletzt eher geringer geworden. Nach Angaben von Experten und Energieversorgern sei die Lage aktuell recht entspannt. Weil aber niemand wissen könne, ob das so bleibt, sei es wichtig, die Bevölkerung rechtzeitig zu sensibilisieren - und eben nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Dramatischer Einsatz während des Orkans Kyrill

Denn: Wenn es zu einem Blackout kommen sollte, dann von jetzt auf gleich. „So etwas kündigt sich nicht an“, weiß Wehrleiter Christof Hoffmann. Bei einem großflächigen Ereignis gibt es aber vorher schon entsprechende Warnsignale. Und welche Probleme dann auf die Menschen in der Gemeinde Eslohe zukommen, hat bereits Orkan Kyrill im Januar 2007 gezeigt. Teile der Gemeinde Eslohe waren damals einige Tage ohne Strom. Ein Mensch hätte deswegen um ein Haar sein Leben verloren, weil das Heimbeatmungsgerät ohne entsprechende Energieversorgung nicht funktionierte. In letzter Sekunde konnte die Feuerwehr hier mit einem Notstromaggregat gerade noch das Schlimmste verhindern.

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„Sollte es zu einem längeren Stromausfall kommen, werden wir selbstverständlich alles in unserer Macht stehende tun, um den Menschen zu helfen“, sagt Feuerwehrchef Christof Hoffmann. Allerdings könne man bei einer Flächenlage, von der die gesamte Gemeinde mit allen Ortsteilen betroffen sei, nachvollziehbarerer Weise nicht alle Menschen zu Hause versorgen. Der Katastrophenschutz in Deutschland sei gerade mal auf ein Prozent der Bevölkerung ausgelegt. Grundsätzlich könnten keine kritischen Infrastrukturen ersetzt werden, eine flächendeckende Versorgung geleistet oder ein „Ersatznetz“ aufgebaut werden.

Mögliche Probleme im Vorfeld bedenken

„Die Einrichtungen des Katastrophenschutzes sind zur Abwehr unmittelbarer Gefahren für Leib und Leben und die Linderung der schlimmsten Folgen für die Bevölkerung bestimmt. Von daher muss die Erwartungshaltung der Bevölkerung vor allem bezüglich der Versorgung von Energie, Trinkwasser und Lebensmittel gedämpft werden. Das kann durch die Einheiten des Katastrophenschutzes nicht geleistet werden“, stellt die Wehrleitung der Gemeinde Eslohe klar.

Wichtig sei es daher, dass sich jeder selbst Gedanken mache, ob es daheim lebenswichtige Geräte gibt, die mit Strom, betrieben werden und hierfür eine entsprechende Vorsorge erforderlich ist. Das müsse nicht zwingend ein Beatmungsgerät sein. Auch junge Mütter, die für ihr Baby Fläschchen zubereiten oder sterilisieren müssen, könnten hier schnell vor Probleme gestellt werden, sagt Ordnungsamtsleiter Georg Sommer. Auch, wer Personen im Haus hat, die Pflegebedürftig sind, sollten sich Gedanken machen, was man bei einem Stromausfall benötigt.

Das Notstromaggregat im Esloher Feuerwehrhaus. 14.000 Euro hat es die Gemeinde Eslohe gekostet.
Das Notstromaggregat im Esloher Feuerwehrhaus. 14.000 Euro hat es die Gemeinde Eslohe gekostet. © Frank Selter

Seit dem Stromausfall während Kyrill weiß Sommer aus Erfahrung: „Du kannst im Vorfeld noch so viel planen, am Ende kommt vieles sowieso ganz anders.“ Die Situation bekomme eine enorme Dynamik. Dennoch sei Kyrill damals - wenn auch nur bedingt vergleichbar - eine Art Generalprobe gewesen, aus der man wertvolle Lehren gezogen habe. So hat die Gemeinde bereits nach Kyrill ein Notstromaggregat angeschafft, um im Rathaus handlungsfähig zu bleiben. 2007 habe man auf engstem Raum im alten Feuerwehrhaus gesessen.

Neben der Anschaffung eines Notstromaggregats ist das Rathaus nach Kyrill außerdem für eine Notstromeinspeisung vorbereitet worden. „Im Prinzip müssen wir im Ernstfall nur noch den Schalter umlegen“, sagt Sommer. Das gleiche gilt fürs Esloher Feuerwehrhaus. Hier waren die technischen Voraussetzungen bereits beim Bau geschaffen worden. Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde dann für 14.000 Euro ein Notstromaggregat mit einer Leistung von 40 KVA angeschafft. Und in der Fahrzeughalle lagert ein Tank mit 460 Litern Diesel. Auch die meisten Landwirte hätten aus Kyrill gelernt und Vorsorge getroffen, unter anderem, um beim Stromausfall die Kühe melken zu können, weiß Georg Sommer.

Der erste Schritt beim Blackout

Kommt es zum Blackout, werden sämtliche Feuerwehrhäuser in der Gemeinde Eslohe die Anlaufstelle für Notfälle sein. Denn: Ohne Strom wird auch kein Telefon funktionieren - weder das Handy, noch das Festnetz. „Wer dann einen Rettungswagen oder die Feuerwehr benötigt, wird sich auf den Weg zum nächsten Gerätehaus machen müssen“, sagt Christof Hoffmann. Deren Besetzung werde beim Blackout als allererstes sichergestellt - ebenso wie die Besetzung der Einsatzzentrale im Esloher Feuerwehrhaus. Mit dem Ausrufen des öffentlichen Notstandes durch den Hochsauerlandkreis als Untere Katastrophenschutzbehörde wird automatisch der Kreisbrandmeister zum obersten Einsatzleiter ernannt. „Unter seiner Führung werden dann sämtliche Einheiten des Katastrophenschutzes im gesamten Kreisgebiet koordiniert“, erklärt Hoffmann.

Analogen Funk wieder flott gemacht

Weil auch der Digitalfunk der Feuerwehr beim Stromausfall an seine Grenzen stoßen wird, haben die einzelnen Einheiten parallel zur neuen Technik auch den analogen Funk in ihren Fahrzeugen wieder flott gemacht, um so handlungsfähig zu bleiben. Fest steht auch: Sprit wird es dann nur noch an der Raiffeisentankstelle in Bremke geben, weil hier die technischen Voraussetzungen für einen Notbetrieb geschaffen worden sind. Tanken wird dann nur unter Aufsicht der Polizei möglich sein - und das längst auch nicht für jedermann, sondern in erster Linie für die Rettungskräfte.

„Man darf einen längeren Stromausfall nicht unterschätzen“

„Man darf einen längeren Stromausfall nicht unterschätzen“, sagt Georg Sommer. Es wird Probleme geben, über die man sich vorher nie Gedanken gemacht hat, sagt er und nennt ein Beispiel des Kyrill-Ausfalls: So habe sich damals eine Dame im Gerätehaus gemeldet, deren Familie daheim 24 Stunden lang im Stockdunklen saß, weil die elektrischen Jalousien nicht mehr hochgingen. Der technische Fortschritt sei eben leider nicht immer ein Vorteil. Das gelte im Übrigen auch bei den Supermärkten. Während man sich 2007 hier beim Kassieren noch mit Zettel, Stift und Registrierkasse habe behelfen können, sei das inzwischen nicht mehr möglich, weil alles vernetzt sei. „Ohne Strom werden die großen Märkte heute dicht bleiben“, so Sommer. Es lägen zwischen damals und heute zwar nur ein paar Jahre, aber technisch sei es eine völlig andere Welt geworden.

Gut funktionierende Nachbarschaften

Immerhin aber gebe es auf dem Land immer noch viele Menschen mit Kachelöfen und gut funktionierende Nachbarschaften. Frieren werde also vermutlich kaum jemand. Bei einer Gasmangellage kann die Westenfeld-Turnhalle im Esloher Schulzentrum als Wärmeinsel genutzt werden; bei einem Stromausfall allerdings nicht, da das Heizwerk ohne Strom auch nicht betrieben werden kann. Letztlich haben Feuerwehr und Gemeindeverwaltung die große Hoffnung, dass es so weit nie kommen wird. Und danach sieht es derzeit glücklicherweise aus.

  • Gemeindeverwaltung und Feuerwehr in Eslohe verweisen auf die Internetseite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Zu finden ist sie unter www.bbk.bund.de. Dort gibt es unter dem Bereich „Warnung&Vorsorge“ wertvolle Tipps zur Vorbereitung auf den Ernstfall.
  • Einheiten des Katastrophenschutzes sind: Feuerwehr, Hilfsorganisationen wie z.B. DRK, MHD, DLRG, etc., sowie das Technische Hilfswerk. Darüber hinaus kann die Bundeswehr noch angefordert werden.