Meschede. Fünf Jahre nach dem Konflikt zwischen Mescheder Türken und Kurden an der Aral-Tankstelle ist der Streit wieder aufgeflammt. Was dahintersteckt.

In einem Mescheder Fitnessstudio ist es am Mittwoch (25.1.) zu einer Auseinandersetzung zwischen Kurden und Türken gekommen. Beide Seiten erstatteten Anzeige. Die Ursachen für den Konflikt liegen fünf Jahre zurück.

Im Juli 2017 war es an der Aral-Tankstelle zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der ein Türke schwer verletzt worden war. Im anschließenden Prozess waren die angeklagten Kurden freigesprochen worden - siehe unten.

Streit im Fitnessstudio

Am Mittwoch hatten nun zwei Mescheder mit türkischen und ein Mescheder mit kurdischen Wurzeln gemeinsam im Fitnessstudio Provital im Schlahbruch trainiert. Offensichtlich flammte bei dieser Gelegenheit der alte Streit erneut auf. „Wir bringen euch jetzt doch hinter Gitter“, soll die türkische Seite gesagt haben. Grund ist die Berufungsverhandlung zum Prozess, die im April angesetzt ist. Ein Wort gab das andere.

Das Provital in Meschede-Enste - hier flammte der Streit zwischen Kurden und Türken erneut auf.
Das Provital in Meschede-Enste - hier flammte der Streit zwischen Kurden und Türken erneut auf. © Ilka Trudewind

Die Beteiligten hätten Kopf an Kopf gestanden, hieß es aus dem Fitnessstudio. Zu einer echten Rangelei sei es aber nicht gekommen. Die Polizei spricht von einer leichten Körperverletzung durch eine „Schubserei“. Beide Seiten seien sowohl Geschädigte als auch Beschuldigte.

Vertrag aufgelöst

Im Fitnessstudio ist man besorgt um den Ruf. Sehr mehr als zehn Jahren hätten die Männer mit türkischen Wurzeln trainiert, ohne irgendwelche Probleme zu machen. Die Gegenseite sei erst seit kurzem Mitglied. Daher und um den Frieden im Fitnessstudio zu wahren, habe man vom Hausrecht Gebrauch gemacht und den jüngeren Vertrag mit dem Kurden aufgelöst. Dieser fühlt sich nun zu unrecht gekündigt. Man werde mit ihm auf jeden Fall noch das Gespräch suchen, so der Betreiber des Studios.

Bewusste Provokation

Der 32-jährige Kurde ist wütend und schockiert über den Vorfall. Der Familienvater macht sich Sorgen. Er hält die Reaktion der Türken für eine bewusste Provokation, die letztlich die politische Situation in der Türkei widerspiegele. „Wir waren früher Freunde und werden uns auch in Zukunft über den Weg laufen. Das kann doch nicht auf ewig so weitergehen. Wir brauche da eine Lösung.“

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Die Hintergründe

Nach dem Freispruch hatten sie gejubelt. Fünf Angeklagte waren im Juli 2021 vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung freigesprochen worden. Sie waren beschuldigt worden, für eine Massenschlägerei an der Aral-Tankstelle verantwortlich gewesen zu sein. – der Fall ereignete sich im Juli 2017. Kurden sollen damals an der Briloner Straße Türken angegriffen haben:

Der Prozess wegen der Massenschlägerei fand unter Beobachtung der Polizei in der Schützenhalle von St. Georg in Meschede statt.
Der Prozess wegen der Massenschlägerei fand unter Beobachtung der Polizei in der Schützenhalle von St. Georg in Meschede statt. © Jürgen Kortmann

Angeklagt waren deswegen drei Brüder und zwei ihrer Verwandten. Angeblich sollen sie sich mit dieser Schlägerei für eine andere Auseinandersetzung zuvor in einer Dortmunder Disco gerächt haben, bei der einer der Kurden verletzt wurde. Neutrale Zeugen für die Schlägerei bei Aral waren aber in dem Prozess kaum zu finden.

Das Schöffengericht Meschede sagte am Ende: Im Zweifel für die Angeklagten. Die türkische Gegenseite war enttäuscht. Die Staatsanwaltschaft hatte damals Haftstrafen von bis zu einem Jahr und zehn Monaten für die Angeklagten gefordert. Die Verteidigung hatte die Auseinandersetzung in den größeren Zusammenhang des Konfliktes zwischen Kurden und Türken gestellt, der sich eben auch in Meschede abspiele: Die Kurden würden eher der linken PKK zuneigen, die Türken den rechtsradikalen „Grauen Wölfen“.

Der Fall wird neu aufgerollt

Auf Anfrage bestätigte die Staatsanwaltschaft jetzt, dass sie in Berufung gegen den Freispruch gegangen ist: Im April wird das gesamte Verfahren deshalb vor dem Landgericht Arnsberg neu aufgerollt. In Meschede fand das Verfahren unter hohen Sicherheitsauflagen und unter Beobachtung durch die Polizei statt. Wegen der vielen Angeklagten, Zeugen und Zuschauern war das Schöffengericht unter den damaligen Corona-Bedingungen erstmals für seine Verhandlungen in die St.-Georgs-Schützenhalle ausgewichen.