Eslohe. David Scheffer ist 33 Jahre alt und Lehrer an der Christine-Koch-Hauptschule Eslohe. Er weiß sehr genau, worauf es im Alltag der Schule ankommt.
David Scheffer ist 33 Jahre alt und an der Christine-Koch-Hauptschule in Eslohe nicht nur Lehrer. Er ist auch „StuBo“ - „Koordinator für Studien- und Berufsorientierung“. Ein Thema, das an der Schule eine große Rolle spielt und einer der Gründe für ihren guten Ruf ist. Wir haben mit David Scheffer über den Schulalltag gesprochen.
Herr Scheffer, was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Schulleben aus?
David Scheffer: Wichtig ist in erster Linie, dass die Beziehung zwischen den Lehrern und den Schülern stimmt. Der Vorteil unserer Schule ist, dass sie vergleichsweise klein ist, daher funktioniert das hier sehr gut. Bei 250 Schülerinnen und Schülern und 24 Lehrkräften kennt hier jeder jeden. Das sieht an Schulen mit acht Parallelklassen sicherlich ganz anders aus. Bei uns fühlen sich die Schüler wahrgenommen. Die Beziehung ist insgesamt auch wichtig für den sozialen Aspekt. Durch den engen Kontakt lässt hier niemand jemanden hängen. Ein kleines System ist das, was Schülern Halt bietet. Daher sind große Sekundarschulen aus meiner Sicht auch kontraproduktiv.
Wie ist bei Ihnen die Idee entstanden Lehrer zu werden?
Durch meine Freizeitaktivitäten in der Jugendarbeit habe ich damals festgestellt, dass ich Kinder und Jugendliche gut ansprechen und motivieren kann. So ist nach und nach der Gedanke gereift, der sich als genau die richtige Entscheidung herausgestellt hat. Denn genau das ist es, worauf es im Alltag einer guten Schule ankommt: Die richtige Ansprache und erfolgreiche Motivation. Insofern kommt mir das heute sehr zu Gute. Beides ist mindestens genau so wichtig wie gut vorbereiteter Unterricht. Wenn du als Lehrer keine Antennen für die Schülerinnen und Schüler hast, nützt am Ende auch der bestvorbereitete Unterricht nichts. Andersherum kann man aber auch mal mit einem ausnahmsweise schlechten Arbeitsblatt guten Unterricht machen.
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Wie machen sich richtige Antennen für die Schüler denn bemerkbar?
Indem man zum Beispiel auch mal über Privates spricht - wenn die Schüler wissen, dass sie jederzeit und mit jedem Problem zu einem kommen können. Das ist die eine Seite. Im Unterricht selbst geht es dann immer auch darum - und da ist das Fach völlig egal - das Wissen lebensnah zu vermitteln und eben nicht nur anhand des Buches. Hier sind persönliche und für die Schüler nachvollziehbare Beispiele immer ein gutes Mittel zum Zweck.
Haben Sie sich damals bewusst für die Schulform Hauptschule entschieden?
Während des Lehramtsstudiums Sekundarstufe 1 spielt die spätere Schulform zunächst erstmal keine Rolle. Durch meinen Vater, der Berufsberater war, und immer vom Hauptschulsystem geschwärmt hat, war ich aber sicherlich vorgeprägt. Für die Hauptschule Eslohe habe ich mich nach meinem Referendariat an einer Realschule am Niederrhein dann ganz bewusst beworben, weil ich als Sunderaner gern im Sauerland bleiben wollte. Jetzt bin ich seit 2018 hier und glücklich - und stolz ein Hauptschullehrer zu sein. Das geht übrigens nicht nur mir so. Wenn wir als Lehrer über uns sprechen, betonen wir bewusst, dass wir Hauptschullehrer sind und wenn es um die Schule geht, ist immer von der Christine-Koch-Hauptschule die Rede und nicht nur von der Christine-Koch-Schule.
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Wie waren Sie denn selbst damals als Schüler?
Ich bin in der zehnten Klasse selbst einmal sitzen geblieben. Da habe ich nie einen Hehl raus gemacht - auch vor den Schülern nicht. Und da sind wir wieder beim Thema Schüler-Lehrer-Beziehung. Ich bin halt ein ganz persönliches Beispiel dafür, dass das Leben nicht vorbei ist, wenn man mal ein Schuljahr wiederholen muss.
Esloher Hauptschüler genießen bei den heimischen Firmen einen guten Ruf und sind begehrt. Was tun Sie dafür?
An unserer Schule spielt der erfolgreiche Übergang von der Schule ins Berufsleben seit jeher eine immens wichtige Rolle - und nicht erst, seit vor ein paar Jahren die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ ins Leben gerufen worden ist. Wir legen viel wert auf einen engen Kontakt zu den Arbeitgebern der Region. Das geht so weit, dass hier inzwischen Firmen anrufen, ob wir möglicherweise einen Auszubildenden für sie haben. Die Berufsvorbereitung ist fächerübergreifend ein wichtiges Thema. Hinzu kommt ein Bewerbungstraining durch einen externen Anbieter für die Neuntklässler. An unserer Schule werden eine Orientierung und klare Interessen der Schüler schon früh eingefordert. Das beginnt mit Tages-Praktika bereits ab der Klasse 5 und setzt sich mit einem zunehmendem Umfang bis zur zehnten Klasse fort.
Und wie sieht diese Fortsetzung konkret aus?
In der achten Klasse stehen zum Beispiel drei Berufsfelderkundungstage und in den Klassen neun und zehn jeweils dreiwöchige Praktika in den Betrieben an. Darüber hinaus werden freiwillige Praktika natürlich begrüßt und gefördert. Als Wahlpflichtfach in den Klassen neun und zehn ist zum Beispiel ein Langzeitpraktikum möglich, bei dem die Jugendlichen an einem Nachmittag in der Woche in den Betrieben sind. Und wenn sich bei den älteren Schülern kurzfristig ein Probearbeitstag ergeben sollte, gibt es dafür in Abstimmung mit der Schulleitung selbstverständlich einen freien Tag.