Meschede. Junge Menschen fallen häufiger durch Fahrprüfungen. Wie Mescheder Fahrlehrer die Situation für die Stadt beurteilen und wo Gründe liegen könnten.

Mehr Autos auf den Straßen, mehr Ablenkung, gestiegene Anforderungen bei der Führerscheinprüfung. Fahrschüler in Deutschland sind nach Einschätzung von Fahrlehrerverbänden weniger aufmerksam im Straßenverkehr als noch vor Jahren und fallen auch häufiger durch die Prüfung.

Wie Mescheder Fahrlehrer die Situation vor Ort einschätzen.

Fahrschulen in Meschede: Wie Volker Peters und Manuel Schaminet die Situation einschätzen

„Der junge Mensch, der heute in die Fahrschule kommt, hat eine ganz andere Verkehrswahrnehmung als noch vor 20 Jahren – nämlich eine geringere“, sagte der Vize-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Kurt Bartels, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Er führte das auch auf die Handy-Nutzung zurück. „Schauen Sie mal in ein Auto, ob die Kinder auf die Straße schauen. Nein, sie gucken auf ihr Smartphone. Sie gehen zu Fuß und gucken auf ihr Smartphone“, sagte Bartels weiter.

Durchfallquote bei Prüfungen gestiegen

Deshalb hätten junge Menschen nicht mehr diese natürliche Affinität zum Verkehrsgeschehen. Nach Angaben des Verbands steige nicht zuletzt deshalb seit Jahren die Durchfallquote bei Führerschein-Prüfungen an.

Das Verkehrsaufkommen und die Menge der Regelungen hätten in den vergangenen 20 Jahren enorm zugenommen. Zudem seien die Anforderungen an die Fahrschüler während der Prüfung gestiegen.

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Smartphone mit Lernapps

Generell seien die Durchfallquoten in Großstädten aufgrund des Verkehrsaufkommens höher als in ländlichen Gebieten.

Mescheder Fahrlehrer Volker Peters kann diese Beobachtungen nicht teilen. „Bei unseren Fahrschülern hat die Konzentration nicht nachgelassen“, sagt er mit Nachdruck. Zum Teil werde das Smartphone mit den entsprechenden Apps sogar zum Lernen genutzt.

Freiheit auf dem Land

Dass sich der Verkehr aber auch im ländlichen Raum verändert, sprich zugenommen hat, und damit folglich die Anforderungen an die Fahrschüler gestiegen sind, kann Peters bestätigen.

Viele Fahrschüler seien auch sehr ehrgeizig – „auf dem Land hat der Führerschein nach wie vor eine große Bedeutung“, gibt der Fahrlehrer zu bedenken. Schließlich ermögliche dieser ein großes Stück Freiheit.

Spontanität fehlt häufig

Fahrlehrer Manuel Schaminet beobachtet aber auch, dass Jugendliche mittlerweile mehr praktische Fahrstunden benötigten. Gründe dafür gebe es mehrere. Allen voran der dichter gewordene Verkehr.

Andererseits falle es einigen Fahrschülern aber auch schwer, sich auf neue Situationen einzustellen. Einfach mal machen. Das fehle immer häufiger. Eine Erklärung hat Schaminet dafür nicht.

Zahl der Übungsstunden steigt

„Wenn ich sage, jetzt fahr mal nach Hause, wissen manche gar nicht, wo lang sie fahren müssen.“ In der Theorie seien die meisten fit – und auch ambitioniert. Im Praktischen hingegen fallen dem Mescheder Fahrlehrer Unterschiede zu früheren Jahren auf.

Durchfallquoten in Theorie- und Praxisprüfung

Der TÜV-Verband hatte zuletzt unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes berichtet, dass in Deutschland 2021 37 Prozent der Theorie-Prüfungen nicht bestanden worden seien.

Bei der praktischen Prüfung für die Pkw-Führerscheinklasse B habe die Durchfallquote 43 Prozent betragen.

Schaminet hat seine Fahrschule Anfang der 2000er gegründet. „Unter zwölf Sonderfahrten und 18 Stadtfahrten wird es heutzutage schwierig“, sagt er. Früher hätten dagegen zwölf Sonderfahrten und zehn bis 15 Stadtfahrten völlig ausgereicht.

Das Draußensein fehlt

Die Achse lenkt vorn, hinten steht sie fest – solche Grundlagen fehlten immer häufiger. „Viele haben den landwirtschaftlichen Bonus auch gar nicht mehr“, sagt Schaminet und lacht. Damit meint er, dass man zu Hause oder beim Nachbarn mal Trecker gefahren ist und erste Erfahrungen sammeln konnte.

Auch die Mediennutzung trage ihren Teil dazu bei – Kinder und Jugendliche spielen weniger draußen: Denn selbst beim Kettcar-Fahren kriegt man als Kind ein erstes Gefühl fürs Lenken und Fahren.