Meschede. Plötzlich veränderte Vorgaben, dann Ausnahmen hier, Verbote da: Fahrschulen aus Meschede schildern das Corona-Chaos.

​Der harte Lockdown hat auch die hiesigen Fahrschulen getroffen. In Nordrhein-Westfalen sind bis einschließlich mindestens 10. Januar die Fahrstunden verboten. Es gibt jedoch einige Ausnahmen.

Lücken in der Schutzverordnung

Ministerpräsident Armin Laschet selbst war es, der in seiner Rede zum zweiten, harten Lockdown gesagt hatte, dass nun nicht die Zeit ist, in der man nach Lücken und Schlupflöchern in der Corona-Schutzverordnung suchen soll. Doch das Land in NRW macht im Falle der Fahrschulen genau das. Die Länder haben unterschiedlichste Regeln beschlossen, die einen lassen Fahrunterricht normal stattfinden, andere haben ihn komplett untersagt. Und dann ist da Nordrhein-Westfalen, wo sich nach tagelangem hin und her, diverse Ausnahmen ergeben.

Für Personen, die ihren Führerschein berufsbezogen absolvieren, geht der Fahrunterricht normal weiter und auch diejenigen, die ihren Führerschein über eine Bildungsmaßnahme machen, dürfen weiterhin am praktischen Unterricht teilnehmen. Hinzu kommt eine Liste von Berufen, die es weiterhin erlauben, am Fahrunterricht teilzunehmen - wenn der Arbeitgeber dies denn schriftlich bestätigt und dieses Schreiben der Fahrschule vorgelegt wird.

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Bei der Fahrschule Schnier + Voss in Meschede kommen nun alle Ausnahmen zusammen, wie Thomas Schnier erklärt: „Wir bilden extrem viel berufsbezogen aus, da sprechen wir dann von Lkw- und Busfahrern oder auch von der speziellen Ausbildung von Boten- und Auslieferungsfahrern. Außerdem nehmen noch die Fahrschüler am Unterricht teil, die - vereinfacht gesagt - in systemrelevanten Berufen arbeiten und eine schriftliche Bestätigung darüber von ihren Arbeitgebern vorlegen konnten.“

Bis Thomas Schnier nach diesen Vorgaben handeln konnte, haben sich die Beschlüsse des Landes NRW allerdings mehrmals geändert und es herrschte ein ordentliches Chaos in der ersten Lockdown-Woche. „Wir Fahrschulen wurden ja schon im Frühjahrs-Lockdown als letzte bedacht und auch jetzt kam erst am Dienstag vor dem Start des harten Lockdowns die erste Auskunft der Landesregierung“, weiß Thomas Schnier. Da bis Weihnachten noch viele angemeldete Prüfungen anstanden und es zunächst so aussah, dass Privatpersonen nicht mehr daran teilnehmen dürfen, haben Schnier und seine Kollegen zunächst versucht, so viele Fahrschüler wie möglich vor dem Lockdown zu prüfen.

Zusätzliche Fahrstunden erspart

"Dann kamen aber wieder neue Regeln, die beinhalteten, dass jeder, der bereits fertig ausgebildet und zur Prüfung angemeldet ist, diese auch machen darf“, so Thomas Schnier, der sich darüber freut, dass vielen seiner Schüler so hohe Kosten für zusätzliche Fahrstunden erspart geblieben sind. Grundsätzlich stellt sich aber auch ihm als Unternehmer die Frage, ob die Handhabung der Landesregierung nun dem Infektionsgeschehen zuträglich ist.

„Wir handeln jetzt so, wie es vom Land vorgegeben ist und ich stehe auch voll hinter unseren Hygiene-Konzept“, so Schnier. In seiner Fahrschule bekommt jeder Schüler eine FFP-Maske ausgehändigt, die im Theorieunterricht zu tragen ist. „Ich habe auch schon von Kollegen gehört, die in Quarantäne mussten, weil ihre Fahrschüler tatsächlich infiziert waren. Die Fahrlehrer haben sich jedoch nicht angesteckt.“

Geschäft steht still

Für Ralf Krick, der die Fahrschule Roadrunner in Meschede führt, ist die Situation eine andere, er hat seine Fahrschule mit Beginn des harten Lockdowns geschlossen. „Bei mir steht seit dem Lockdown das Geschäft still. Ich finde auch, dass man sich schon entscheiden muss, ob man nun etwas gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie tun möchte oder jedes Hintertürchen in der Corona-Schutzverordnung sucht“, sagt der Fahrlehrer mit Blick auf die vielen Ausnahmen, die Land NRW in seiner Branche erlaubt.

Als allzu dramatisch will Krick die vorübergehende Schließung seiner Fahrschule außerdem nicht einschätzen: „Es klingt zwar so, als würde der Lockdown über den 10. Januar hinaus gehen, aber der Knackpunkt ist, dass wir jetzt erst einmal nur über drei Wochen sprechen. Wir hätten zwischen Weihnachten Neujahr sowieso Ferien gemacht und nun hängt man eben vorher und nachher noch ein paar Tage dran.“

Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfe

Ganz ähnlich schätzt Volker Peters, Leiter der Fahrschule Peters in Meschede, die Situation ein. Für ihn gab es keine Möglichkeit mehr, seine Schüler nach Lockdown-Start zur Prüfung vorzustellen. Und auch bei ihm bleiben die Fahrschulautos für die kommenden drei Wochen geparkt. „Ich finde das auch nur verantwortungsvoll, vor allem den älteren Mitmenschen gegenüber. Ich möchte das Infektionsrisiko zur Zeit auch nicht auf meine Mitarbeiter übertragen“, sagt Peters.

Um die Zeit ohne Umsätze zu überbrücken, kann er, wie all seine Fahrschul-Kollegen, Kurzarbeitergeld und eine Überbrückungshilfe beantragen, um wie er sagt, nicht ins Bodenlose zu fallen. „Ich erlebe wirklich viel Solidarität und die Fahrschulen hatten ja sowieso in diesem Jahr mehr Möglichkeiten als andere Branchen, die aufgrund der Pandemie komplett brach liegen“, erklärt Volkers Peters.