Meschede. Über die Attacken gegenüber Einsatzkräften an Silvester in Berlin und Hagen wird diskutiert. Wie ist die Lage grundsätzlich im Hochsauerland?

Auch im Hochsauerlandkreis schwindet der Respekt gegenüber Einsatzkräften. Es ist eine Entwicklung, die Polizei, Rettungsdienst, aber auch die Feuerwehr seit längerer Zeit beobachten. Brutale Szenen wie Berlin oder Hagen, wo Uniformierte in der Silvesternacht gezielt attackiert worden sind, sind im heimischen Raum bislang nicht vorgekommen. Polizei-Pressesprecher Volker Stracke sagte jedoch, bei Einsätzen müsse man immer mit allem rechnen.

Respekt zurückgegangen

Beleidigungen und Widerstand - es sind vor allem diese beiden Dinge, die Polizisten auch im Hochsauerlandkreis im Alltag begegnen. „Der Respekt gegenüber dem Amt und auch gegenüber der Person ist zurückgegangen“, sagt Stracke. „Der Mensch hinter der Uniform wird weniger gesehen und es wird in manchen Situationen einfach Frust abgelassen.“ Die Anlässe: „Alles mögliche.“ Es passiert bei Verkehrskontrollen genauso wie nach Schlägereien.

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Dass Polizisten bei ihren Einsätzen durch Attacken verletzt werden, kommt auch im Hochsauerlandkreis vor - wenn auch in anderen Dimensionen als in den Ballungszentren und Großstädten. Und bislang haben Angriffe hier nicht zu schweren, aber zu leichten Verletzungen geführt, vorübergehende Dienstunfähigkeit jedoch inklusive. Die häufigsten Probleme im Alltag: „Banale Anlässe führen zu Beleidigungen und Maßnahmen werden in Frage gestellt, bis hin zum Widerstand.“

Das belegen auch Zahlen: Gab es 2011 noch 75 Anzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, darunter 11 tätliche Angriffe, ist die Zahl der Fälle im Jahr 2012 bereits deutlich gestiegen: Auf 122, darunter 17 handfeste Attacken. Nicht darin enthalten sind Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber Beamten. „Diese Zahl dürfte noch höher sein“, so Stracke.

Verrohung der Gesellschaft

Kreisbrandmeister im Hochsauerland: Bernd Krause.
Kreisbrandmeister im Hochsauerland: Bernd Krause. © Archiv

Die Feuerwehren im Hochsauerlandkreis spüren hingegen noch am wenigsten etwas von der Verrohung der Gesellschaft. „Attacken gibt es hier bei uns nur sehr, sehr selten“, sagt Kreisbrandmeister Bernd Krause.

Den letzten Vorfall, den er in Erinnerung hat, war Ärger an einer Straßenabsperrung, die von Autofahrern einfach nicht akzeptiert worden war. Was zum ordentlichen Miteinander von Bevölkerung und Feuerwehr im Hochsauerlandkreis beiträgt: Die Kräfte stammen aus der Nachbarschaft, sie sind die Leute von nebenan und helfen zusätzlich zu ihrem eigentlich Beruf freiwillig bei der Brandbekämpfung und Rettung. „Zum Glück ist es bei uns nicht so wie anderswo“, sagt Krause - denn dann hätte er Sorgen um den Nachwuchs und darüber, dass Ehrenamtliche sagen: „Das tue ich mir nicht mehr an.“

Zunehmende Attacken erleben allerdings die Mitarbeiter des Rettungsdienstes: Allein im Dezember sind vier Vorfälle aufgelistet - Beleidigung, Gewaltandrohung, in einem Fall ist es sogar zu einer Verletzung an der Hand gekommen. „Nicht nur, aber oft sind es Patienten unter Alkohol oder Drogen, die plötzlich ausrasten“, sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. „Tendenziell haben die Probleme zugenommen.“

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Verbotene Böllerei hat es auch im Hochsauerlandkreis vor und nach Silvester gegeben, unter anderem in Meschede noch verstärkt am Montagabend rund um die Unterführung an der Bahn sowie am Winziger Platz. Wer dabei von den Behörden erwischt wird, muss für die Ordnungswidrigkeit eine Geldbuße bezahlen.

Tatsächlich kam es dazu aber nicht. Ordnungsamt und Polizei verzeichneten keine Vorkommnisse, bei denen Personen konkret mit Feuerwerk angetroffen worden waren.