Eslohe. Gabriele und Meinolf Greitemann führen seit 17 Jahren den Imbiss am Busbahnhof - ihr Esselstübchen ist eine wahre Institution in Eslohe.

Es ist eine Institution in Dorf: der Imbiss am Busbahnhof in Eslohe. Schon über 50 Jahre steht dort eine Pommesbude. Das Esselstübchen, wie es bis zuletzt heißt, war Anlaufpunkt für Jung und Alt, Schülerinnen und Schüler, Handwerker, Touristen, Rentner, Singles, die es eilig haben oder nicht selber kochen wollen oder können.

Dieses Erlebnis vergessen Greitemanns nicht

Alle trafen sich bei Gabriele und Meinolf Greitemann, die den Imbiss seit 17 Jahren gepachtet hatten. Jetzt - mit dem Ende des Jahres - ist Schluss. Die beiden gehen in Rente. 17 Jahre sind eine lange Zeit, in der man viel erleben kann.

Das Esselstübchen in Eslohe: Hier steht jetzt ein Pächterwechsel an.
Das Esselstübchen in Eslohe: Hier steht jetzt ein Pächterwechsel an. © Frank Selter

So sieht es Gabi Greitemann mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge, dass sie nun nicht mehr an der Fritteuse steht und die unterschiedlichsten Gäste bedient: „Ich habe viel Schönes und Tolles erlebt, nette Leute kennengelernt. Die meisten Menschen waren freundlich. Natürlich gab es auch andere, aber darüber will ich nicht sprechen, denn die vergisst man besser. Was überwiegt, sind die positiven Erinnerungen“, schmunzelt sie.

Auf die Frage nach einem besonderen Erlebnis, das man nicht mehr vergisst, kommt die Antwort sofort: „Zwei Burschen aus Cobbenrode hatten draußen gegessen. Alles liegen und stehen gelassen, unter anderem auch zusätzlichen Müll. Wir haben sie dann gebeten, bitte ihren Müll mitzunehmen. Was sie auch unter Schimpfen und Murren gemacht haben. Am nächsten Morgen waren alle Scheiben mit Prospekten von Aldi und Lidl beklebt. Schön aneinander getackert. Alles ließ sich problemlos abziehen. Es war kein Schaden entstanden. Wir wissen nicht wirklich, wer es war, aber wir hatten da so einen Verdacht“, lacht sie.

Irgendwo ein Büffet leergeräumt?

Ein anderes Mal fragte ein älteres Ehepaar, ob man hier draußen etwas essen könne? Greitemanns bejahten. Doch statt der erhofften Bestellung, fingen die beiden an, auszupacken. „Ich glaube, die hatten irgendwo ein Frühstücksbüffet leergeräumt“, schüttelt Gabi Greitemann den Kopf. „Alles Erdenkliche war in weiße Papierservietten eingepackt, vom Käse, über Schinken, Aufschnitt, Brotscheiben, aber die Krönung war eine Pillendose, halb mit Butter, halb mit Marmelade gefüllt. Jetzt weiß ich endlich, was man mit Pillendosen alles machen kann“, erheitert sie sich.

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Oder: Der piekfeine ältere Herr mit Einstecktuch etc. in Begleitung einer deutlich jüngeren, aufgedonnerten Dame mit Hotpants und tiefem Dekolleté. Man fuhr mit einem dicken Auto vor. Der Herr fragte seine Begleitung, ob sie etwas trinken wolle. Sie wünschte sich eine eiskalte Cola. Der Herr schimpfte: „Zu teuer“, packte sie am Arm, zog sie zeternd zum Auto und fuhr mit ihr davon.

Das Esselstübchen war auch lange Jahre die Heimat eines Rentnertreffs am Morgen. „Hier saßen oft zwölf Rentner, tranken Kaffee, frühstückten und erzählten sich was von früher oder tauschten die Neuigkeiten aus dem Dorf aus. Man war immer im Bilde. Heute leben nur noch zwei davon und die kommen auch nicht mehr so oft“, sinniert Gabi Greitemann.

Hausmannskost als Tagesgericht

Ja, die Greitemanns könnten ein Buch schreiben. Doch irgendwann ist es auch gut mit dem Arbeiten. Außer Samstag und Sonntag standen sie jeden Tag von morgens früh bis spätnachmittags in ihrem Imbiss - sie haben Würstchen gebraten, Schnitzel paniert, Salate gemacht, Pommes frittiert, Mayonnaise auf die Pommes gedrückt, Getränke ausgegeben, bedient, gespült und aufgeräumt auf. Jeden Tag gab es ein Tagesgericht: Hausmannskost! Selbstgemacht!

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Einige Rentner ließen sich das Essen von Meinolf Greitemann sogar bringen. Jetzt geht er selbst in Rente. Das ist ein Grund für die Greitemanns, aufzuhören. Der zweite Grund ist, dass investiert werden müsste. „Vor Corona wollten wir noch einmal komplett renovieren. Ein letztes Mal, doch die Pandemie bremste uns aus. Jetzt sind die Kosten für uns zu hoch. Es müsste eine neue Kühltheke her, das Mobiliar muss neu, neuer Anstrich und, und, und. Das wollen wir jetzt nicht mehr“, sagt Meinolf Greitemann.

Teuerungsrate als Knackpunkt

Grund Nummer drei ist die Teuerungsrate für Lebensmittel und die Knappheit an bestimmten Gütern. „Früher bestellte man ein paar Kisten große Tuben Senf. Heute ist man froh, wenn man ein Paket mit den eingeschweißten Tütchen bekommt. Kunststoffverpackungen gibt es praktisch gar nicht mehr auf dem Markt. Das macht alles keinen Spaß mehr. Alles hat seine Zeit“, ergänzt Meinolf Greitemann.

Offiziell verabschiedet worden sind die Greitemanns nach all den Jahren auch von der Gemeindeverwaltung, in deren Eigentum sich das Esselstübchen befindet.

>>> HINTERGRUND <<<

Die erste Pommesbude am Esloher Busbahnhof betrieb „Fritten-Albert“, Albert Blöink, 33 Jahre lang.

Seine Nachfolger waren Werner und Sigrid Rosenbeck, die den Imbiss zwölfeinhalb Jahre führten.