Velmede. Nach einer dreisten Tat in der Velmeder Tankstelle haben sich Zeugen gemeldet. Derweil berichtet der Kassierer, wie er die Szenen erlebt hat.

Nach den unfassbaren Szenen, die sich vor einigen Tagen in der Velmeder Esso-Tankstelle an der Bundesstraße abgespielt haben, gibt es bei der Polizei berechtigte Hoffnung, dass der Fall aufgeklärt werden kann. Wie Polizei-Pressesprecher Volker Stracke mitgeteilt hat, habe sich ein Zeuge gemeldet, der Hinweise zu den Tätern habe, die mit unglaublicher Dreistigkeit innerhalb weniger Minuten Waren im Wert von rund 1000 Euro aus der Tankstelle hatten mitgehen lassen. Eine Zeugenvernehmung stehe zwar noch aus. „Aber die Ermittlungen laufen“, sagt Stracke.

Kassierer Yasin Sinoplu, der an jenem Abend Dienst in der Tankstelle hatte, war dabei keineswegs so ahnungslos, wie ihm in manch einem Kommentar im Internet unterstellt worden ist. Angesichts des auffälligen Verhaltens der Täter hatte sich auf Facebook der ein oder andere die Frage gestellt, wie man so etwas nicht bemerken könne. Wie berichtet, waren an jenem frühen Sonntagabend um 17.43 Uhr fünf junge Männer, allesamt mit dunklen Jacken bekleidet und den Kopf mit Mützen oder Kapuzen bedeckt, in die Tankstelle gekommen. Während einer von ihnen den Kassierer ablenkte, machten die anderen reichlich Beute.

Yasin Sinoplu beschlich bereits ein ungutes Gefühl, als die Männer in die Tankstelle hinein kamen - und zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht einmal hinter dem Verkaufstresen, sondern noch im Büro. „Beim Blick auf den dortigen Überwachungsbildschirm habe ich bereits Verdacht geschöpft und geahnt, dass das was faul ist“, sagt Yasin Sinoplu. Nach zwei Jahren als Tankstellen-Kassierer hat man schließlich so seine Erfahrung.

Hinweis an die Kollegin

Genau aus diesem Grund hatte er seine Kollegin gebeten, auf die Kamerabilder zu achten, bevor er sich vom Büro aus auf den Weg hinter die Kasse machte. Im Verkaufsraum angekommen, verwickelt ihn einer der Täter direkt in ein Gespräch über verschiedene Größen bei den Tabaksorten. Ein Ablenkungsmanöver. Funktioniert hat das nur begrenzt, denn auf dem Video ist neben der Dreistigkeit der Täter auch sehr deutlich zu erkennen, wie Yasin Sinoplu einen Schritt nach links macht, um eine bessere Sicht auf das verdächtige Treiben zu bekommen. Und ebenso deutlich ist zu sehen, dass einer der Täter direkt versucht, ihm die Sicht zu verdecken.

Sofort die Sicht verdeckt

Gleichwohl hat der 21-jährige Yasin Sinoplu erkannt, wie die eine Hand eines Täters in die Jacke wanderte. „Ich bin aber davon ausgegangen, dass meine Kollegin im Büro sich schon melden wird, wenn irgendetwas ist“, sagt Sinoplu. Die wiederum hatte jedoch den Bildschirm nicht unentwegt im Blick, weil sie nach der Übergabe auch noch mit der Abrechnung beschäftigt war und dadurch die entscheidenden Szenen offenbar verpasste.

Derweil wurde Yasin Sinoplu in seinem Gefühl, dass hier gerade etwas mächtig faul ist, immer weiter bestärkt. „Aber was willst du denn machen, wenn du erstens keinen 100-prozentigen Beweis hast und dann auch noch allein mit diesen fünf Typen im Laden bist, von denen du nicht weißt, ob nicht einer von ihnen auch ein Messer dabei hat“, fragt Sinoplu.

>>> Lesen Sie auch: Bestwig: Haushalt 2023 mit guten Nachrichten für die Bürger<<<

Als zunächst erst drei der Täter den Verkaufsraum wieder verließen und dann auch die letzten beiden weg waren, ohne für einen einzigen Cent etwas zu kaufen, war für Sinoplu die Sache klar. Den Beweis dafür, dass er den richtigen Riecher hatte, gab es allerdings erst am nächsten Morgen. Denn: Wie in den meisten Tankstellen üblich, haben die Angestellten keinen Zugriff auf die Aufzeichnungen der Überwachungskamera. „Wir können zwar die Live-Bilder sehen, aber nicht zurückspulen“, sagt Sinoplu. Das konnte erst der Chef am Morgen danach.

Bestätigung vom Chef

Und der hat Yasin Sinoplu inzwischen auch bestätigt, alles richtig gemacht zu haben. „Nach den bösen Kommentaren im Internet habe ich aber wirklich an mir selbst gezweifelt“, sagt der 21-Jährige. Wobei dort sogar deutlich mehr positive als negative Kommentare zu finden waren. Eine Vielzahl der Facebook-Nutzer hatte durchaus erkannt, was auch Polizeisprecher Sebastian Held nacht Bekanntwerden des Vorfalls betonte: Falsches Heldentum sei in solchen Momenten nicht angebracht, hatte er gesagt.

Nebenjob gekündigt

Für Yasin Sinoplu werden sich solche Szenen jedenfalls nicht mehr wiederholen. Er hat nach dem Vorfall seinen Nebenjob in der Tankstelle gekündigt. Diesen Schritt habe er für Januar ohnehin ins Auge gefasst, um sich voll und ganz auf seine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik zu konzentrieren, sagt er. Die Ereignisse nach dem Vorfall hätten ihn in diesem Schritt dann aber noch einmal zusätzlich bestärkt.