Ramsbeck. Stockduster ist es im Ramsbecker Erzbergwerk. Licht zu machen, war damals eine Herausforderung. Manuel Dech bietet dazu einen Workshop.

Heute, da ist alles ganz einfach. Da drückt Manuel Dech einfach auf den großen Schalter im Lokschuppen und im Ramsbecker Erzbergwerk gehen unter Tage tief im Berg die Lichter an. Zumindest auf dem 700 Meter langen Besucherrundweg. Damals, da war das anders. „Da war das Bergmannsgeleucht beim Abbau neben Hammer und Schlegel das wichtigste Arbeitsmittel für die Bergleute“, sagt Manuel Dech. Der 36-Jährige ist im Sauerländer Besucherbergwerk für die Museumspädagogik zuständig und bietet für Kinder spannende Workshops an. Einer davon trägt den Titel „...und er hat ein helles Licht bei der Nacht….“. Gemeinsam mit den Jungen und Mädchen bringt er dabei Licht in die Dunkelheit unter Tage - ganz so, wie es damals üblich war: mit einem Kienspan, einem Frosch oder einer Karbidlampe.

Dabei genießt Dech jedes Mal aufs Neue die Reaktion der Kinder, wenn er tief im Berg für ein absolutes Stockdunkel sorgt. Denn dort wird es so dunkel wie nirgendwo sonst. „Selbst im tiefsten Wald wird es durch die heutige Lichtverschmutzung niemals so finster wie bei uns im Bergwerk“, weiß Manuel Dech. Von irgendwoher strahle draußen immer ein Licht in den Himmel. „Entsprechend staunen die Kinder jedes Mal, wie dunkel es hier unten ist.“

Kinder zwei Tage lang verschollen

Und genau das war damals eine der großen Herausforderungen für die Bergleute bei ohnehin schon extremen Arbeitsbedingungen. „Wenn du da kilometerweit im Berg warst und hattest dich vor der Einfahrt nicht mit ausreichend Vorrat bei der Beleuchtung eingedeckt, dann hattest du ein ernsthaftes Problem“, sagt Dech und lächelt. So, wie zwei Ramsbecker Kinder, die in den 60er-Jahren verbotenerweise in einen der damals noch nicht verschlossenen Stollen gestiegen waren. Zwei Tage lang hatten sie tief im Berg festgesessen und in den kilometerlangen dunklen Gängen den Weg nicht wieder hinausgefunden, nachdem ihre Fackeln ausgegangen waren. Die Geschichte endete glücklicherweise glimpflich: Nach zwei Tagen konnten die Kinder unversehrt aus dem Berg hinausgeleitet werden, nachdem sich das halbe Dorf an der Suche nach ihnen beteiligt hatte.

>>> Lesen Sie auch: Ostwig: Bäcker Liese sorgt sich um die Zukunft seiner Branche <<<

Damit genau das den Bergleuten eben nicht passierte, mussten sie sich vor jeder Schicht mit ausreichend Kienspan eindecken - kleine Stücke von besonders harzreichem Holz, das angezündet unter Tage ihre einzige Lichtquelle war. „Knapp 15 Minuten brannte ein solcher rund 20 Zentimeter langer Kienspan. Dann musste ein neuer angezündet werden“, weiß Dech. Da habe man also für einen ganzen Arbeitstag schon ein ordentliches Bündel dabeihaben müssen. Nicht viel anders war es bei dem so genannten Frosch - eine historische Öllampe, die in ihren Anfängen noch mit Rindertalg gefüllt war, der beim Abbrennen für Licht sorgte. „Und dabei fürchterlich gestunken hat“, sagt Manuel Dech und lacht. Erst später sei der Rindertalg durch Öl ersetzt worden. Der Frosch habe zwar nicht ganz so hell gebrannt, wie der Kienspan, dafür aber deutlich länger. Und dennoch habe man immer darauf achten müssen, ausreichend Talg oder Öl mit in den Berg zu nehmen.

All das lernen die Kinder bei den Workshops von Manuel Dech, dem Mann, der ein guter Beweis dafür ist, dass Museumsbesuche nicht langweilig sein müssen. Ganz im Gegenteil: Der 36-Jährige sorgt mit seiner Erfahrung dafür, dass die Kinder spannende zweieinhalb Stunden in Ramsbeck erleben, die sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Denn unter Tage hat Dech so manch eine Überraschung parat, die bei den Jungen und Mädchen Aha-Effekte auslösen.

1,5 Kilometer fährt er mit ihnen in den Berg hinein, bis sie schließlich 300 Meter unter Tage sind. Ausgerüstet sind sie dabei mit Taschenlampen. Aber auch die lassen sich nicht mal eben so auf Knopfdruck einschalten, weil es sich nämlich um Dynamolampen handelt. „Eine Minute kurbeln, bringt etwa eine halbe Stunde Licht“, sagt Dech. Mit einem Lächeln ergänzt er: „Und eine eine Minute Kurbeln ist schon eine ganz ordentliche Herausforderung für die Kinder.“

Wenn er dann tief im Berg den Kienspan oder den Frosch anzündet, schaut er stets in leuchtende Kinderaugen und staunende Gesichter. Und weil es damals noch keine Feuerzeuge gab, mit denen der Kienspan und der Frosch angezündet werden konnten, sondern mühsam mit einem Feuerstein und einem Feuerschläger Funken erzeugt werden mussten, um den Zunder zum Brennen zu bringen, gehört auch diese beeindruckende Vorführung mit zum Bestandteil des Workshops.

Auch die Karbidlampe macht er unter Tage zum Thema. Eigens für den Workshop hat er eine solche Lampe umgerüstet, die mit einer gleißend hellen LED betrieben wird. „Hier unten im Beisein der Kinder eine Karbidlampe anzuzünden, die mehr als 2000 Grad erreicht, wäre viel zu gefährlich“, sagt Manuel Dech. Beeindruckt sind die Kinder trotzdem jedes Mal. Genau, wie in jenem Moment, wenn der 36-Jährige zusätzlich zum Sprengbild unter Tage aufs Handy tippt und aus einer Bluetooth-Box das Sprenggeräusch donnert.

Manuel Dech bei einem seiner Workshops im Erzbergwerk Ramsbeck.
Manuel Dech bei einem seiner Workshops im Erzbergwerk Ramsbeck. © Privat

Langweilig wird es mit Manuel Dech beim besten Willen nicht. Weder unter Tage, noch über Tage. Denn dort bauen die Jungen und Mädchen gemeinsam mit ihm Kienspanhalter und Frösche nach, die sie neben all den gesammelten Eindrücken mit nach Hause nehmen dürfen.

Kindergeburtstage und Schulklassen

Bei Kindergeburtstagen und Schulkassen sind Dechs Workshops ein beliebtes Angebot. So beliebt, dass es bereits jetzt schon die ersten Anmeldungen für den Sommer gibt. Und die kommen keineswegs nur aus der näheren Umgebung. „Wir haben nicht selten Gruppen hier, die lange Fahrtzeiten in Kauf nehmen“, sagt Manuel Dech.

Außerdem gehören die Workshops in den Sommer-, Oster- und Herbstferien zum Ferienprogramm. Dann kann sich jeder auch einzeln anmelden. „Ich glaube alle Ramsbecker Kinder haben wir schon durch“, sagt Manuel Dech.

  • Anmeldungen und weitere Informationen zu diesem und den weiteren Workshops sind entweder telefonisch unter 02905/250 oder per Mail an workshop@sauerlaender-besucherbergwerk.de möglich.