Grevenstein. Hopfen und Kohlensäure sind für die Brauereien knapp geworden. So geht die Brauerei Veltins in Grevenstein bei Meschede mit Lieferengpässen um.
Wegen der Trockenheit haben die Hopfenbauern in Deutschland eine schlechte Ernte eingefahren. Dann fehlt auch noch Kohlensäure, weil die Industrie die Produktion gedrosselt hat. Es sind so völlig unterschiedliche schlechte Nachrichten mit einem gemeinsamen Nenner: Beides wird für die Produktionsprozesse beim Brauen und Abfüllen von Bier benötigt. Wirken sie sich auf die Veltins-Brauerei in Grevenstein aus?
„Wertschätzende Beziehungen wirken sich aus“
Veltins-Sprecher Uli Biene kann beruhigen. Zwar stimmen beide schlechten Nachrichten, aber Veltins profitiert in diesen Fällen von seiner Beschaffungspolitik. Sie setze auf Verlässlichkeit und langfristige Kontakte – beides, so Biene, zahle sich jetzt aus: „Wertschätzende Beziehungen zwischen Kunden und Lieferanten wirken sich aus.“
Ein gutes Brauerjahr bedeutet ein schlechtes Hopfenjahr:
Bei den heißen Temperaturen wurde viel getrunken, für den Hopfen aber bedeutete die Hitze im Sommer Bewässerungsprobleme ausgerechnet in seiner Hauptwachstumsphase. „Das bringt die Menge des Hopfens an seine Grenzen. Das war in diesem Jahr besonders ausgeprägt. Erwartungsgemäß wird eine unterdurchschnittliche Hopfenernte eingefahren“, sagt Biene. Allerdings: Hopfen wird auch eingelagert und kann entsprechend bedarfsgerecht abgerufen werden. Zurückgegriffen werden kann also auf Vorräte von der letzten Ernte 2021.
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Man übersehe das leicht, wenn man die Brauerei nur von außen betrachte, sagt Uli Biene: „Wir sind ganz nah an die Landwirtschaft angekoppelt mit unseren Einkaufsbedingungen.“ Denn am Ende würde alles auf drei Rohprodukte hinauslaufen: Braugerste, Hopfen und die Eigenzucht der Hefe. Der Hopfen für Veltins kommt aus der Hallertau in Bayern, eine eigene Hopfenanbauerin begleitet für Veltins dort die Ernte: „Wir haben langfristige Kontrakte, so dass wir ausreichend gedeckt sind über mehrere Jahre. Wir haben keine Engpässe.“
Hopfen um 20 Prozent verteuert
Das ist aber nicht bei allen Brauereien der Fall: Wer am Spotmarkt seine Jahresmengen zum aktuellen Preis einkauft, hat jetzt Probleme. Hopfenbauern können allerdings wiederum in diesem Jahr weniger Vorräte anlegen – wie sich das dann 2023 auswirkt, ist völlig offen. Hopfen hat sich in diesem Jahr bereits um 20 Prozent verteuert.
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Auch technische Kohlensäure und reines CO2 wird in der Brauerei gebraucht: Es ist ein Nebenprodukt der Ammoniakproduktion und wird in der Abfüllung benötigt – einige Hersteller von Ammoniak aus der Chemischen Industrie haben aber wegen der hohen Energiepreise die Herstellung gedrosselt. Die Kohlensäure wird gebraucht, um Tanks und Flaschen vorzuspannen – so kann verhindert werden, dass Bier nicht schäumt und nicht mit Luft in Kontakt kommt. „Es gibt bereits Engpässe, einzelne Kleinbrauereien haben bereits ihren Betrieb eingestellt“, sagt Uli Biene. Aber auch Kohlensäure sei in Grevenstein ausreichend vorhanden.
Energiepreise bleiben die Herausforderung
Hier bewähre sich ebenfalls: „Unsere Politik ist es, gerade die regelmäßig benötigten Produkte so weitreichend abzudecken, dass wir in keine Bredouille kommen.“ Dank langjähriger Kontakte zu Zulieferern seien Lieferungen sichergestellt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits ein Brandbrief der Brauereiverbände erreicht, die auf die Misere aufmerksam machen.
Was bleibt, das sind die wahren Herausforderungen: Die Energiepreise. Veltins deckt seinen Energiebedarf zu einem Drittel aus Strom, zu zwei Drittel aus Gas. Der Strompreis hat sich in den letzten zwölf Monaten auf dem Terminmarkt um 800 Prozent verteuert, um 400 Prozent auf dem Spotmarkt. Ähnlich beim Gas: Plus 800 Prozent beim Terminmarkt plus 600 Prozent auf dem Spotmarkt.
„Die Energiepreise sind auch heftig für uns. Es ist nicht absehbar, dass sie sich nach unten verändern“, sagt Uli Biene. Veltins will Gas einsparen und stellt sich auf eine Heizölbefeuerung um: Jetzt liegt dafür die Genehmigung des Hochsauerlandkreises vor. Innerhalb einer Stunde kann die Produktion komplett auf die Heizölbefeuerung übergehen.