Meschede/Hochsauerlandkreis. Warum sind über Meschede im Sauerland plötzlich mehr militärische Flugzeuge zu beobachten? Das sind die Antworten.

Mit der Aufhebung der Beschränkungen für die Luftfahrt durch Corona sind auch über dem Hochsauerlandkreis wieder viel mehr Flugzeuge zu sehen – meistens aus Richtung Süden von den Flughäfen in München und Frankfurt. Auffallend aber auch: Inzwischen sind über dem Mescheder Stadtgebiet viel mehr große Flugzeuge zu sehen, die von Westen nach Osten fliegen – warum?

Täglich Aufklärungsflugzeuge unterwegs

Der Ukraine-Krieg ist die Ursache. Der Onlinedienst Flightradar24.com gibt Aufklärung – er erfasst in Echtzeit die Positionen von Flugzeugen.

Ein so genannter „Stratotanker“ der US Air Force über Meschede.
Ein so genannter „Stratotanker“ der US Air Force über Meschede. © Flightradar24.com

Das Mescheder Stadtgebiet liegt dabei demnach auf der Flugroute der NATO:

Ein AWACS-Aufklärungsflugzeug der NATO. Diese Maschinen können den Luftraum bis weit hinein in die Ukraine und Russland beobachten.
Ein AWACS-Aufklärungsflugzeug der NATO. Diese Maschinen können den Luftraum bis weit hinein in die Ukraine und Russland beobachten. © nato | Msgt Chris Braun

Sie schickt von ihrer Airbase in Geilenkirchen bei Aachen täglich AWACS-Aufklärungsflugzeuge zur Überwachung in den polnischen Luftraum. Die Systeme der fliegenden Radarstation reichen mehrere hundert Kilometer in die Ukraine, aber auch nach Russland hinein. So flog über Meschede beispielsweise in 8,5 Kilometern Höhe eine AWACS mit dem Rufzeichen „NATO 01“ hinweg – später ist sie dann in der App in Polen bei Flügen zu sehen.

In Luxemburg registriert, aber im Auftrag der NATO auf Kontrollmission

AWACS steht für „Airborne Warning and Control System“, also ein Warnsystem zur Aufklärung von feindlichen Kampffliegern, Hubschraubern und Marschflugkörpern sowie zur Führung eigener Flugzeuge. Auffallend ist das tonnenschwere Radar an der Maschine. Die Boeing E-3 Sentry dafür (das englische „Sentry“ steht für „Posten“) über Meschede ist das militärische Modell der Boeing 707-320.

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Die insgesamt 16 eigenen AWACS-Maschinen der NATO sind in Luxemburg registriert, auch diese Maschine hatte deshalb das Kennzeichen LX-N90436. Sie fliegen teilweise mit Ausnahmegenehmigungen: Denn ihre veraltete Antriebstechnik erfüllt eigentlich nicht mehr moderne Umweltschutzauflagen beim Lärm und den Abgasen – auch diese Flotte soll von der NATO für eine Milliarde Euro modernisiert werden.

Die fliegenden Radarstationen können lange für ihre Missionen unterwegs sein. Denn sie können auch in der Luft betankt werden. Und auch diese Flieger sind jetzt über Meschede zu sehen. Zuletzt etwa eine Boeing KC-135R vom Typ „Stratotanker“ der amerikanischen Air Force, die 3700 Kilometer weit bis zum „Tankstopp“ in der Luft fliegen können und dabei rund 32 Tonnen Treibstoff abgeben.

Auch Mehrzweckflugzeuge über Meschede

Und auch die allerneuesten europäischen Modelle sind über Meschede: Mehrzweckflugzeuge vom Typ Airbus A330.

Auch dieses Mehrzweckflugzeug, ein Airbus Multi-Role Tanker Transport, fliegt häufig über Meschede.
Auch dieses Mehrzweckflugzeug, ein Airbus Multi-Role Tanker Transport, fliegt häufig über Meschede. © Flightradar24.com

Sie fliegen von ihrem Hauptstützpunkt Eindhoven in den Niederlanden über das Sauerland nach Osten – die Maschine über Meschede hat deshalb auch niederländische Kennzeichen. In Eindhoven werden die Einsätze koordiniert.

Das Mehrzweckflugzeug ist dann über Polen beim Kreisen zu beobachten: Es betankt dort Flugzeuge der NATO.
Das Mehrzweckflugzeug ist dann über Polen beim Kreisen zu beobachten: Es betankt dort Flugzeuge der NATO. © Flightradar24.com

Ihr Kürzel MRTT steht für die vielfältigen Möglichkeiten, für die diese Maschinen genutzt werden können, als „Multi-Role Tanker Transport“ der NATO: Als Mehrzweckflugzeuge können sie nicht nur andere betanken, sondern dienen auch Transportzwecken oder medizinischen Evakuierungsflügen. Dahinter steckt ein länderübergreifendes Rüstungsprogramm von sechs Nationen – gegründet durch die Niederlande und Luxemburg, inzwischen haben sich auch Deutschland, Belgien, Norwegen und Tschechien angeschlossen, die dafür exklusive Nutzungsrechte haben.

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Bis 2024 soll das neunte Flugzeug dieser neuen Flotte ausgeliefert werden. Die deutsche Luftwaffe hat inzwischen den größten Anteil aller zu verteilenden Flugstunden übernommen: Deshalb liegt inzwischen auch ein Nebenstandort am militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn.