Meschede. MTB-Profi Sam Pilgrim testet die Himmelstreppe in Meschede für den Youtube-Kanal der Kamerafirma GoPro. Doch so ganz legal war die Aktion nicht.

Der britische Freerider Sam Pilgrim bereist die Welt mit seinem Mountainbike. Immer auf der Suche nach spektakulären Abfahrten, die er mit seiner GoPro-Kamera filmt. Nun führte ihn eine seiner Expeditionen nach Meschede (NRW). In einem Video, das am 14. Oktober 2022 auf dem offiziellen Youtube-Kanal der Firma GoPro hochgeladen wurde, ist zu sehen, wie Pilgrim oben auf der Dammkrone steht, in die Tiefe blickt und begeistert sagt: „It’s insane“. Es ist wahnsinnig.

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GoPro-Fahrer Sam Pilgrim saust souverän die Himmelstreppe hinab. Das Video ist auf YouTube zu sehen.
GoPro-Fahrer Sam Pilgrim saust souverän die Himmelstreppe hinab. Das Video ist auf YouTube zu sehen. © WP | Privat

Dann schwingt er sich in den Sattel und saust souverän die 333 rostroten Stahlstufen auf 60 Höhenmetern hinab. Das Bild der Kamera wackelt trotz der vielen Erschütterungen nicht – ein perfektes Video also, um die kamerainterne Videostabilisierung der GoPro zu bewerben.

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10,6 Millionen Abonnenten

Werbung also. Bei diesem Video handelt es sich um eine kommerzielle Aufnahme, die GoPro auf seinem Kanal mit 10,6 Millionen Abonnenten hochgeladen hat. Und genau darin sieht Christof Sommer, Betriebsleiter der Hennetalsperre in Meschede ein Problem. Denn die Filmarbeiten sind beim Ruhrverband, auf dessen Gelände die Himmelstreppe liegt, nicht angemeldet worden. Das Video wird nun zunächst einmal intern ausgewertet.

Als Treppe in Belgien bezeichnet

In der Beschreibung zu dem Youtube-Video steht, dass es sich um eine Treppe in Belgien handelt. Von Meschede ist dort keine Rede, nur in den Kommentaren wird die Location erwähnt. Eine Anfrage der Redaktion an GoPro blieb bislang unbeantwortet.

Unfallgefahr ist hoch

Kontrollieren könne man die Zweckentfremdung zwar nicht, aber Sommer rät strengstens davon ab, weil die Unfallgefahr so hoch sei. „Der Spaß ist schnell vorbei, wenn unten ein Rettungswagen vorfahren muss.“

Mit dem Einrad hoch und den Skiern runter

Felix Griggel beim Treppensprung auf dem Einrad im Jahr 2016.
Felix Griggel beim Treppensprung auf dem Einrad im Jahr 2016. © Stadtmarketing

Die Himmelstreppe fordert seit der Eröffnung 2015 Sportler heraus. So hüpfte beispielsweise Felix Griggel 2016 die Stufen mit seinem Einrad empor. Aufsehen erregte auch ein Mescheder, der während des Lockdowns im Februar 2021 den Hang neben der Treppe mit seinen Skiern hinabfuhr, und davon Videos ins Netz stellte. Auch damals warnte Sommer eindringlich davor, den Hang links und rechts von der Himmelstreppe mit Skiern, Schlitten oder Snowboard zu befahren. Die Zaunanlage am Ende des Staudamms, das Geländer sowie die Steuerkästen für die Beleuchtung der Himmelstreppe stellten eine große Gefahr dar - vor allem bei Stürzen.

Aushängeschild der Freeride-Szene

Der 32-jährige Sam Pilgrim dreht Webvideos unter anderem für GoPro und arbeitet mit dem Fahrradhersteller Haibike zusammen. Er gehört zu den Aushängeschildern der Freeride-Szene. Seine bekanntesten Videos auf Youtube verzeichnen Aufrufe in zweistelliger Millionenhöhe. Bekannt ist der Athlet auch für seinen fehlenden Schneidezahn, den er nach einem Sturz entfernen lassen musste.