Meschede. Seit Mai 2022 gibt es an der Tafel in Meschede einen Aufnahmestopp. Warum das so ist und wie Tafelpaten helfen sollen, das System zu sichern.

Nichts geht mehr. Im Mai 2022 gab die Caritas in Meschede die letzten Tafelkarten heraus. Seitdem werden dort 550 Familien aus Meschede, Bestwig und Schmallenberg versorgt. Neue Nutzer haben keine Chance. „Bis zum Mai hatten wir auch eine offizielle Warteliste“, berichtet er. Selbst die ist geschlossen, weil sie zuletzt für mehr Frust als Entlastung sorgte.

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Und auch wenn Michael Rosenkranz, der für die Caritas den Dienst koordiniert, weiß dass es deutlich mehr Bedürftige gibt, kann er ihnen nicht helfen. Mit einer neuen Maßnahme - den Tafelpaten - versucht die Mescheder Tafel nun zumindest einen Teil der Unterstützung abzusichern.

Unterschied zur Flüchtlingskrise 2016

Auch schon 2016 war die Tafel an ihre Grenzen gekommen, damals aber gab es unter den Flüchtlingen eine hohe Fluktuation. Viele reisten bald schon in größere Städte weiter, so dass immer wieder Bewegung in die Warteliste kam. Die Ukrainer, die jetzt zur Stammkundschaft gehören, so beobachtet Rosenkranz, bleiben. Daher ist auch beim Aufnahmestopp kein Ende in Sicht.

Ehrenamtliche fahren die Supermärkte an und holen Lebensmittel ab.
Ehrenamtliche fahren die Supermärkte an und holen Lebensmittel ab. © WP | Caritas

Doch wie den Syrern und Afghanen 2016 müssen Rosenkranz und sein Team auch den Menschen, die vor Russlands Angriffskrieg geflohen sind, erstmal erklären, was „Tafel“ eigentlich bedeutet. Dass es sich dabei um ein ehrenamtliches Unterstützungssystem handelt, bei dem „das Retten“ von Lebensmitteln ein wichtiger Grundpfeiler ist.

Aufnahmestopp soll das System „Tafel“ schützen

Der Aufnahmestopp soll nun das System schützen. Sowohl die Unterstützungsleistung der Ehrenamtlichen, wie auch die Spenden der Lebensmittelmärkte bezeichnet Rosenkranz als „endlich“. „Den Druck nach unten weiterzugeben, davon hat ja niemand etwas.“

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Ein ausgeklügeltes System, eine Art Stundenplan mit bunten Kacheln, verrät den Bedürftigen, wann sie Tafelleistungen in Anspruch nehmen können. Sie beteiligen sich selbst mit einem minimalen Beitrag: zwei Euro pro Erwachsenem, ein Euro pro Kind werden pro Ausgabe fällig.

Davon lassen sich die Ausgaben, vom Sprit bis zu Energiekosten oder kleineren Neuanschaffungen fürs Geschäft, nicht finanzieren. Deshalb will Rosenkranz jetzt Tafelpaten installieren. Er hofft auf 200 bis 300 Bürger, die mit einer kleinen Summe - 5 bis 20 Euro im Monat - regelmäßig das System unterstützen. „Das ist dann Geld, mit dem ich verlässlich rechnen kann“, erklärt er.

Tafelpaten: Für den Einzelnen ein kleiner Betrag

Es sei nämlich in der Regel kein Problem Partner für ein neues Auto oder eine Kühltheke zu finden. „Das sind abgeschlossene Projekte, für die wir seit Jahren auf ein verlässliches Netzwerk zurückgreifen können. Aber wie kommuniziere ich, dass unsere Ehrenamtlichen schon wieder Geld für den Sprit brauchen?“

Für diese regelmäßigen Leistungen stünden dann die Tafelpaten mit ihrem Monatsbeitrag bereit. Geld, das auch als Spende absetzbar ist, bis 300 Euro im Jahr sogar ohne Spendenbescheinigung. In Kürze will Rosenkranz offiziell in die Werbung für die Tafelpaten einsteigen. Über die Homepage soll man dann direkt beitreten können. „Der kleine Beitrag tut dem Einzelnen nicht weh, aber in der Summe, bedeutet das für uns eine enorme Entlastung.“