Meschede. In Meschede stehen zwei Superblitzer. Einer brachte sogar einen NRW-Minister zu Fall. Und nun wird auch noch vom Anhänger geblitzt. Die Details.
Der HSK setzt seit September 2021 einen Anhänger bei Geschwindigkeitskontrollen ein. Der Anhänger mit dem HWI-VE 95-Kennzeichen stand zum Beispiel auch am Ortseingang Meschede. Für Autofahrer, die vom Hennesee kamen, war der Anhänger neben dem weißen Willkommens-Schild schwer zu erkennen. Viele tappten in die Radarfalle.
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Anhänger kostet 200.000 Euro
Nun denkt der Kreis bereits über die Anmietung eines weiteren Geschwindigkeitsüberwachungsanhänger (auch: Enforcment Trailer) nach. „Aufgrund der vielfachen Anfragen aus den verschiedensten Ortsteilen kreisweit“, erklärt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. Neu kosten die Geräte laut Verwaltung etwa 200.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Der HSK-Anhänger ist jedoch gemietet.
Fünf mobile Blitzer
Insgesamt verfügt der HSK über fünf mobile Geschwindigkeitsmessanlagen. Diese Anlagen werden auf vier Fahrzeuge sowie dem weißen Anhänger betrieben.
Drei feste Blitzer in Meschede
Im HSK gibt es an sieben Standorten stationäre, festinstallierte Messanlagen. Drei davon stehen in Meschede (Wehrstapel an der Schule, Meschede/Remblinghauser Straße und in Olpe/Oberberger Straße, eine in Eslohe (Wenholthausen). In Bestwig und Schmallenberg gibt es keine festen Blitzer.
Remblinghauser Straße blitzte fast 9000 Mal
Die stationäre Messanlage in Meschede, Remblinghauser Straße, stellte die meisten Geschwindigkeitsverstöße fest. Die Anlage löste im Jahr 2021 8878 Mal aus. Das sind statistisch gesehen 24 Autos pro Tag oder stündlich ein Auto. Die höchste Geschwindigkeitsüberschreitung lag dort bei 130 km/h bei erlaubten 50 km/h.
Meschede-Olpe auf Platz 3
Die Anlage in Olsberg, Carlsauestraße überführte 2021 8738 Temposünder. Der Geschwindigkeitsrekord lag dort bei 107 km/h, erlaubt sind 50 km/h. Zu den Erwischten in Meschede und Olsberg gehören sicher auch viele Ortsfremde, die dort in Richtung Winterberg und Schmallenberg fahren.
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Prominentes Blitzerfoto
Die Anlage in Meschede-Olpe, Oberbergerstraße, blitzte 6709 Mal. Geschwindigkeitsrekord lag bei 123 km/h. Diese Anlage befindet sich ebenfalls innerorts. Dort in Olpe wurde 2008 auch der damalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke mit Tempo 109 geblitzt. Er trat einige Monate später nach Bekanntwerden des Falls zurück.
Die Einnahmen der mobilen Blitzer werden nicht separat erfasst.
Insgesamt hat der Hochsauerlandkreis in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 3 und 4,5 Millionen. Die Einnahmen in den vergangenen Jahren:
2017: 3,9 Millionen Euro
2018: 4 Millionen Euro
2019: 4,4 Millionen Euro
2020: 3,3 Millionen Euro
2021: 3 Millionen Euro
Die gerundeten Jahreseinnahmen setzen sich zusammen aus den Verkehrsordnungswidrigkeiten, für die der Hochsauerlandkreis zuständig ist, und für die von der Polizei festgestellten Verstößen gegen straßenverkehrsrechtliche Bestimmungen. Für 2022 werden höhere Einnahmen erwartet, da seit November 2021 ein höherer Bußgeldkatalog in Kraft ist. Darin sind die Bußgelder teilweise verdoppelt worden.
Bereits viele Temposünder in 2022
Im laufenden Jahr (Januar bis August 2022) wurden bereits viele Autofahrer geblitzt: In Meschede an der L740, Remblinghauser Straße 23 gab es 9374 gültige Messungen, die maximale Geschwindigkeitsüberschreitung lag bei 104 km/h (bei erlaubten 50 km/h).
In Meschede-Olpe, L 541, Oberberger Straße 101 wurden 7004 gültige Messungen gezählt, die maximale Geschwindigkeitsüberschreitung lag bei 106 km/h (bei erlaubten 50km/h).
In Olsberg, Carlsauestraße, waren es 6640 Messungen – maximale Geschwindigkeitsüberschreitung: 92 km/h (bei erlaubten 50km/h)
In Winterberg-Siedlinghausen auf der L 740 wurden 1942 gültige Messungen gezählt, die maximale Geschwindigkeitsüberschreitung lag bei 97 km/h (bei erlaubten 50km/h).
In Meschede-Wehrstapel waren es 1384 gültige Messungen mit maximaler Geschwindigkeitsüberschreitung von 98 km/h (bei erlaubten 50km/h).
In Brilon-Alme auf der B 480 wurden 80 gültige Messungen gezählt, die Geschwindigkeitsüberschreitung lag bei maximal 117 km/h (bei erlaubten 50km/h).
Die stationäre Anlage in Eslohe-Wenholthausen war in diesem Jahr aufgrund eines technischen Defekts nicht in Betrieb.
Standorte sind begründet
Immer wieder müssen sich die Behörden den Vorwurf gefallen lassen, Verkehrsteilnehmer abkassieren zu wollen. Die Behörde antwortet indes: „Die mobilen Messanlagen werden an Gefahrenstellen, z.B. Unfallhäufungsstellen oder Streckenabschnitten, auf denen eine erhöhte Unfallgefahr angenommen werden muss, eingesetzt. Sie werden eingesetzt an Orten und Strecken, die von Fußgängern, Radfahrern oder besonders schutzwürdigen Personen wie Kindern, Hilfsbedürftigen oder älteren Menschen frequentiert werden. Auch in unmittelbarer Nähe von Baustellen und ähnlichen straßenbaulichen Engpässen sowie Orten, an denen überdurchschnittlich häufig Verstöße gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen festgestellt werden, wird regelmäßig gemessen.“
>>>Hintergrund<<<
- Im September 1956 präsentierte Telefunken auf der Internationalen Polizeiausstellung den ersten Blitzer. Das Gerät konnte die Geschwindigkeit vorbeifahrender Autos messen. Bis dato nutzten Polizisten die Stoppuhr, um Raser zu überführen.
- Berühmter Verkehrssünder: Oliver Wittke, damals NRW-Verkehrsminister, wurde im November 2008 in Olpe geblitzt. Erlaubt sind innerhalb geschlossener Ortschaft 50 km/h, Wittkes Tacho zeigte damals 109 km/h an. Er trat nach Bekanntwerden dieses Vorfalls zurück. Er musste für zwei Monate seinen Führerschein abgegeben und ein Bußgeld bezahlen.
- Der Blitzmarathon wurde 2012 in NRW erfunden. 2020 und 2021 hat der Aktionstag zur Tempoüberwachung in NRW pandemiebedingt nicht stattgefunden, auch für 2022 entschied sich das Land dagegen. Andere Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg nahmen wieder teil.
- Die „50-Meter-Regel“ (Blitzer müssen 50 Meter von einem Tempo-Schild entfernt stehen) wurde in NRW bereits im Jahre 2005 abgeschafft. Geschwindigkeitsanordnende Verkehrszeichen gelten unmittelbar.