Meschede. Drastische Folgen im Mescheder Stadtgebiet durch die Trockenheit: Ganze Bäche trocknen aus. Hunderte Fische und unzählige Kleinlebewesen sterben.

Die anhaltende Dürre hat drastische Folgen: Während die Ruhr dank des Zuflusses aus dem Hennesee noch ausreichend Wasser hat, trocknen die Bäche aus.

In Meschede etwa ist die Gebke zwischen Walkenmühlenweg und Lagerstraße komplett ausgetrocknet.

Hier war mal ein Bach: Die Gebke in Meschede zwischen Walkenmühlenweg und Lagerstraße ist nur noch ein trockenes Bett.
Hier war mal ein Bach: Die Gebke in Meschede zwischen Walkenmühlenweg und Lagerstraße ist nur noch ein trockenes Bett. © Jürgen Kortmann

„Für kleinere Bäche ist das Wetter eine absolute Katastrophe“, sagt Heinz Hiegemann, Vorsitzender des Fischereivereins Meschede: Die Angler beobachten die längste Trockenphase seit 70 Jahren.

Die Angler leisten inzwischen Nothilfe. Bei Wehrstapel und Heinrichsthal haben sie Seitengräben der Ruhr abgefischt – und sogar noch Karpfen daraus retten können. Dort müssen Gräben repariert werden, die durch die Trockenheit spröde geworden sind.

Angler nutzten Bäche als „Kinderstube“ für Fische

Der ökologische Schaden etwa an der Gebke ist enorm. Schon vorletztes Jahr war der Bach bis auf einige Tümpel ausgetrocknet.

Die Gebke in Meschede: Nur noch an einzelnen Stellen sind letzte Wassertümpel erhalten.
Die Gebke in Meschede: Nur noch an einzelnen Stellen sind letzte Wassertümpel erhalten. © Jürgen Kortmann

Aus diesen Tümpeln heraus besiedelte sich dann im letzten Jahr wieder der Rest der Gebke – um dann jetzt komplett trocken zu fallen. „Für Kleinstlebewesen ist es furchtbar“, sagt Heinz Hiegemann: „Es dauert enorm lange, bis sich das Leben erneuern kann. Von außen ist da nichts zu steuern.“ Wieder sind Hunderte von Kleinfischen und Kleinstlebewesen tot.

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Bislang hat der Verein die Bäche immer als „Kinderstube“ genutzt und mitgepachtet: Dort wurden kleine Fische ausgesetzt, die dann, wenn sie größer und laichreif waren, weiter hinunter in die Ruhr gezogen sind. Inzwischen überlegt der Verein ernsthaft, ob in Zukunft die kleinen Bäche überhaupt noch mit Jungfischen besetzt werden – schließlich ist das auch eine Kostenfrage. Zuletzt waren zum Beispiel 4000 fingergroße Bachforellen ausgesetzt worden.

Frisches Wasser und Sauerstoff für Teich

Ähnlich katastrophal seien die Bedingungen an vielen der Teiche in den Wäldern, weiß Heinz Hiegemann. Sie sind auch auf die ständige Versorgung mit frischem Wasser angewiesen. Weil der Wasser-Nachschub aber fehlt, seien inzwischen viele vorsorglich abgefischt worden.

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Eine besondere Notsituation konnte jetzt dank eines elfjährigen Jungen aus Lippstadt entschärft werden. Der Junge, der im Feriendorf in Frenkhausen Urlaub machte, bemerkte, dass die Fische in dem kleinen Biotopteich unterhalb des Dorfes in arge Bedrängnis geraten waren und informierte die Polizei in Meschede. Diese hatte über die Kreisleitstelle die Feuerwehr über die Notsituation in Kenntnis gesetzt, die daraufhin sofort Amtshilfe leistete und mit viel frischem Wasser ins Feriendorf fuhr, um bis zur Evakuierung der Tiere deren Überleben zu sichern.

Fische im Hennesee ausgesetzt

Die Naturschutzbehörde und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, machten sich mit Helfern des Fischereivereins auf den Weg nach Frenkhausen, um die Fische abzufischen.

In Frenkhausen muss dieser Teich eines Biotops leergefischt werden - für die Fische ist kein Sauerstoff da.
In Frenkhausen muss dieser Teich eines Biotops leergefischt werden - für die Fische ist kein Sauerstoff da. © Privat

Als erstes wurde ein Lüfter ins Wasser gesetzt, um die vielen Fische in dem austrocknenden Teich mit Sauerstoff zu versorgen. Dann wurden sie mit Keschern eingefangen und in große Tanks verladen, die das LANUV zur Verfügung gestellt hatte. Jede Menge Neunaugen, Rotfedern und Karpfen wurden auf diese Weise gefangen und zum Hennesee gebracht.

Der Kreisfischereiberater Marc Hermanns bedankte sich für die Rettungsaktion bei allen Beteiligten, besonders auch bei dem jungen Mann aus Lippstadt, dessen Name leider nicht bekannt ist. „Wir werden solche Situationen in den kommenden Jahren sicher öfter erleben. Darauf müssen sich alle zuständigen Stellen vorbereiten“, erklärt Hermanns. „Das diese Aktion so reibungslos funktioniert hat, war nur durch die schnelle Amtshilfe des LANUV möglich. Für die Zukunft wird sich auch der Kreis dafür ausrüsten müssen, denn die Klimasituation wird voraussichtlich so schnell nicht besser.“

>>> HINTERGRUND <<<

Aufgrund der anhaltenden Trockenheit haben sich auch in der Lenne und der Ruhr extrem niedrige Wasserstände eingestellt. Nachdem der Hochsauerlandkreis bereits am 25. Juli untersagt hat, Wasser aus den kleineren Gewässer in seinem Bezirk zu entnehmen, erlässt jetzt auch die Bezirksregierung Arnsberg ein Verbot für die beiden größeren Flüsse in ihrem Bereich.

Ab sofort (und voraussichtlich bis Ende November) gilt für die Ruhr (von der Quelle bis zur Einmündung der Henne) sowie für die Lenne (von der Quelle bis zur Einmündung der Bigge) ein Verbot, Wasser zu entnehmen.

Verboten ist nicht nur, größere Wassermengen (beispielsweise mit fahrbaren Behältnissen), sondern auch kleinere Mengen für die Bewässerung von Privatgärten zu entnehmen.

Ausgenommen davon sind das Tränken von Vieh über an den Gewässern angeordneten Viehtränken und das Schöpfen mit Handgefäßen. Bei Verstöße drohen Bußgelder.