Freienohl. Der LED-Hersteller Everlight in Taiwan trifft eine Entscheidung zu seinem Unternehmen Wofi in Meschede-Freienohl. Und: Klage aus Japan.
Einmal mehr zeigt sich die globale Vernetzung mit all ihren negativen Auswirkungen bis hinunter ins Sauerland. Denn in Taiwan hat der LED-Hersteller Everlight nach dortigen Medienberichten mitgeteilt, dass seine deutsche Tochtergesellschaft Wofi Leuchten in Meschede-Freienohl unter anhaltenden finanziellen Verlusten leidet. Everlight zieht deshalb jetzt die Notbremse.
Eigentlich mehr Kapital erwartet
Besuchern im Ort war schon beim großen Ortsjubiläum am Wochenende aufgefallen, dass sogar der Verkaufsladen von Wofi an der Hauptstraße geschlossen ist. Everlight hat jetzt laut Meldung aus der Hauptstadt Taipeh die „Liquidation“ seiner 100-prozentigen Tochtergesellschaft Wofi angekündigt, also die Abwicklung des Unternehmens.
Vor Ort gab es keinen Kommentar aus dem Unternehmen, gewerkschaftlich ist dort kaum jemand organisiert. In Taiwan wurde mitgeteilt, dass Wofi unter einer schlechten Geschäftsentwicklung leide – verursacht durch den Krieg in der Ukraine und einem sinkenden Verbrauchervertrauen in Deutschland.
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Fatal für Wofi: Everlight hatte eigentlich noch im Juli eine Kapitalerhöhung für das Freienohler Unternehmen in Höhe von 22 Millionen Euro angekündigt, um die Situation zu erleichtern – damit sollten dann Kredite zurückgezahlt werden, um die Zinskosten dadurch zu senken. So sollte operativ wieder neuer Spielraum entstehen. Durch seine Beteiligung an Wofi hat Everlight einen Verlust von 146 Millionen Dollar im ersten Halbjahr 2022 verbuchen müssen. Die Kapitalerhöhung sei jetzt ausgesetzt worden.
Nichia aus Japan klagt auf Schadensersatz
Bekannt wurde gleichzeitig: Seit 2018 klagt der japanische Konzern Nichia gegen Wofi, um Schadensersatz zu fordern. Das Verfahren läuft am Landgericht Düsseldorf. Demnach soll durch Wofi ein Patent von Nichia verletzt worden sein. 2020 hat das Landgericht die Ansprüche von Nichia bestätigt.
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Nichia macht einen Schadensersatz von 4,5 Millionen Euro gegenüber Wofi geltend. Der japanische Konzern ist einer der weltweit größten Hersteller von LEDs: Er erfand 1993 die blaue LED und 1996 die weiße LED. Die Nichia Corporation teilt mit, man lege „größten Wert auf die Sicherung ihrer Patente und anderen gewerblichen Schutzrechte und geht konsequent und weltweit gegen Schutzrechtsverletzungen vor“.
>>> HINTERGRUND <<<
Everlight als neuer Eigentümer hatte 2013 den Freienohler Leuchtenhersteller von der Hannover Finanz GmbH – einem Finanzinvestor – erworben, der seit Ende der 90er Jahre eine Mehrheitsbeteiligung an Wofi hatte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Wofi noch 150 Beschäftigte in Freienohl, die Zahl ist danach immer weiter gesunken. Wofi hatte damals erfreut reagiert, weil sich mit Everlight ein kapitalstarker, strategischer Partner gefunden hatte. Gemeinsam sollten die Kapazitäten ausgeweitet werden.
Everlight, 1983 gegründet, ist an der Börse in Taipeh notiert.