Grevenstein. Der Mescheder Ortsteil Grevenstein ist Kreissieger bei „Unser Dorf hat Zukunft“. Ist das zu steigern? Man will jetzt sogar Erholungsort werden.

Von Grevenstein wird in Zukunft noch zu hören sein. Denn die Grevensteiner bemühen sich aktuell darum, sogar staatlich anerkannter Erholungsort zu werden – sie wären dann der erste Mescheder Stadtteil mit diesem Prädikat. 2023 hoffen sie schon, damit erfolgreich zu sein. Das wurde am Mittwoch beim Besuch der Jury bekannt, die Grevenstein für den Landesentscheid im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ besuchte.

Jury kommt im Bus von Preußen Münster

Durchgeführt wird der Wettbewerb von der Landwirtschaftskammer NRW im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Grevenstein, das Bergdorf bei Meschede. Auch durch steile Winkel ging es für die Jury.
Grevenstein, das Bergdorf bei Meschede. Auch durch steile Winkel ging es für die Jury. © Jürgen Kortmann

Nur zwei Orte aus dem Hochsauerlandkreis sind diesmal als Kreissieger dafür qualifiziert: Neben Grevenstein noch Marsberg-Referinghausen. Hübsch zu sein allein ist nicht mehr das Kriterium: Die Jury ist mit Fachleuten besetzt, die zum Beispiel Soziales, Kulturelles, Natur und Umwelt, Bauen jeweils vor Ort unter die Lupe nehmen. In Grevenstein kamen sie im Mannschaftsbus von Preußen Münster an, machten dann aber 90 Minuten zu Fuß die Runde durch den Ort – zu steil ist dort mancher Winkel.

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Grevenstein ist auch Veltins. Aber Grevenstein ist viel mehr als Veltins. Das wurde schnell klar. 750 Arbeitsplätze gibt es, eben nicht nur in der Brauerei, sondern auch in mittelständischen Betrieben. Es gibt noch vier Bauernhöfe im Vollerwerb, acht im Nebenerwerb. 883 Menschen leben in Grevenstein. Einst habe die Stadtmauer Sicherheit gegeben, heute sei das Vereinsleben der Garant fürs Zusammenleben und gegenseitige Unterstützung, sagte Marcel Hümmeler, Vorsitzender der 2016 gegründeten Dorfgemeinschaft. „Erfolg ist eine Teamsache“, sagte er.

So viele Erfolge vorzuweisen

Und Erfolge hat der Ort reichlich vorzuweisen. Die Jury staunte schon, dass es hier noch ein Freibad und einen Skilift gibt, die durch Trägervereine im Ehrenamt betrieben werden. Der 2021 eröffnete Bierbrau-Wunderweg ist inzwischen überregional bekannt – und hat wiederum auch dazu geführt, dass die Cafeteria im Freibad einen neuen Pächter fand.

Andreas Rüther führte durch den Ort, er zeigte unter anderem, wo Veltins einmal im Dorf als Gasthaus mit eigenem Brunnen begonnen hatte.

Die „Aktiven Grevensteiner“: Sie helfen bei Arbeitseinsätzen, Projekte für die Dorfgemeinschaft umzusetzen.
Die „Aktiven Grevensteiner“: Sie helfen bei Arbeitseinsätzen, Projekte für die Dorfgemeinschaft umzusetzen. © Jürgen Kortmann

Um Projekte umzusetzen, gibt es die „Aktiven Grevensteiner“, ein Kern aus 20 Älteren, die alle 14 Tage Arbeitseinsätze machen. Tümpel an der Arpe sollen renaturiert werden. Am Sportplatz wird ein neues, barrierefreies Kleinspielfeld entstehen, das auch die benachbarte Kita dann nutzen kann. Und die Breitensportler, die bislang in der Schützenhalle üben, können dann dort draußen etwas für ihre Fitness tun. Praktische Nachbarschaftshilfe hat Ortsvorsteher Thomas Jostes mit 34 Helfern in der Corona-Zeit gestartet: Eine Einkaufshilfe, die immer noch besteht. Für Neubürger gibt es einen Stammtisch.

Grevenstein: „Historische Stadt mit Zukunft“

Grevenstein soll auch noch besser angeschlossen werden: Bei der 2018 eingeführten stündlichen Busverbindung von Grevenstein nach Meschede wird über eine Erweiterung nachgedacht. Gespräche laufen außerdem, um Grevenstein sowohl nach Berge als auch nach Wenholthausen hin besser für Radfahrer anzubinden.

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Am Springbrunnen gegenüber der Schützenhalle endete die Jury-Tour – dort ist ein neuer Ortsmittelpunkt geplant.

Sie unterstützen Feste durchaus lautstark: Die „Böllerköppe“ aus Grevenstein.
Sie unterstützen Feste durchaus lautstark: Die „Böllerköppe“ aus Grevenstein. © Jürgen Kortmann

Friedhelm Baumhöfer stimmte dort mit anderen das neue Lied „Im schönen Grevenstein“ an – „wo könnte es wohl schöner sein“, heißt es im Text. Meschedes Bürgermeister Christoph Weber ist überzeugt von Grevenstein als „historische Stadt mit Zukunft“. Die Jury lobte schon einmal, bei Apfelsaft, Schnittchen und Grevensteiner Ziegenkäse zum Abschluss, „eine lebhafte Dorfgemeinschaft“.

Aber wie lautet das Urteil insgesamt? Wird Grevenstein sogar ausgezeichnet? Die Grevensteiner haben schon einmal einen Bus dafür reserviert: Sie fahren zur Bekanntgabe der Ergebnisse am 11. September nach Bad Sassendorf – natürlich gemeinsam.

>>> HINTERGRUND <<<

32 Dörfer aus NRW machen beim 27. Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit. Die besten vier bekommen Gold und nehmen 2023 am Bundeswettbewerb teil.

Nur Grevenstein und Referinghausen sind beim Landeswettbewerb dabei. Corona habe die Teilnahme ausgebremst, so Landrat Dr. Karl Schneider: Er versprach für die Zukunft wieder mehr Teilnehmer - „wir setzen uns sehr dafür ein“.

NRW-Ministerin Silke Gorißen verkündet die Sieger am Sonntag, 11. September, beim „Düsser Bauernmarkt“ in Haus Düsse in Bad Sassendorf.