Meschede. In Meschede haben Spanier die Tapas Bar „Casa Conchita“ übernommen. Das sind ihre ersten Erfahrungen mit dem Neustart in Deutschland.

„Hier ist es wie in einer anderen Welt“, so beschreibt Jose Fuentes Rodriguez das Leben in Deutschland. 2017 kam seine Mutter Rocio Rodriguez Vazquez alleine nach Meschede, um für Michael Heinemann in seiner spanischen Tapas Bar „Casa Conchita“ zu arbeiten. Heute - fünf Jahre später - haben er und seine Familie aus Andalusien das Restaurant übernommen. Sohn Jose Fuentes Rodriguez berichtet, warum die Familie nach Deutschland gekommen ist, wie sie das Leben in Meschede wahrnehmen und was sie an ihrer Heimat vermissen.

Ganz alleine in einem fremden Land

„Meine Mutter reiste zuerst nach Deutschland. Sie hat schon immer in der Küche gearbeitet und liebt es, andere Länder und Kulturen kennenzulernen.

Die Küche ist ihr Reich. Rocio Rodriguez Vazques ist 2018 für die Arbeit in der Tapasbar alleine nach Deutschland gezogen. Heute führt ihre Familie das Geschäft.
Die Küche ist ihr Reich. Rocio Rodriguez Vazques ist 2018 für die Arbeit in der Tapasbar alleine nach Deutschland gezogen. Heute führt ihre Familie das Geschäft. © Anna Valle

Bevor sie 2017 nach Meschede gekommen ist, hat sie sogar in Kanada gearbeitet“, erzählt der 21-Jährige. Seine Mutter sei schon immer gerne unterwegs gewesen. Er blieb während ihrer Reisen mit seinem Vater und seiner kleinen Schwester in Spanien. Vor ihrer Zeit im Sauerland führte die Familie nämlich ein eigenes Restaurant.

Doch dieses Mal war es anders: „Drei Monate, nachdem meine Mutter nach Meschede gezogen ist, verließen wir Spanien und sind ihr nachgereist. Für uns war das ein Neuanfang.“ Ein Neuanfang, der für die Familie zu Beginn nicht leicht war: „Wir waren ganz alleine in einem fremden Land, ohne wirklich jemanden zu kennen. Auch die Sprache zu lernen fiel uns schwer“, gesteht der Spanier.

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Er besuchte gemeinsam mit seiner Schwester das Berufskolleg in Meschede, um Deutsch zu lernen. Heute sprechen die beiden fast fließend Deutsch. Seine Eltern hingegen haben noch etwas Probleme mit der Sprache: „Mein Vater absolvierte einen Intensivkurs und kommt im Alltag ganz gut klar. Meine Mutter kennt alle Begriffe rund um die Küche“, erzählt er mit einem Lachen.

Viel mehr Bürokratie in Deutschland

Nach zwei Jahren im Sauerland entschied sich Jose Fuentes Rodriguez, zurück nach Spanien zu gehen. Diesmal war er derjenige, der seine Familie allein zurücklassen musste: „Ich kam nicht klar in Deutschland. Ich hatte das Gefühl, die Menschen hier nehmen einen als Ausländer nicht ernst.“ Oft hatte der damals erst 18-Jährige sogar das Gefühl, die Menschen würden seine Unsicherheit ausnutzen. In Spanien arbeitete er dann als Kellner in verschiedenen Restaurants.

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Während der Corona-Pandemie zog er doch wieder zurück zu seiner Familie. Rückblickend war das eine gute Entscheidung: „Ich bin hier jetzt glücklich.

Jose Fuentes Rodriguez ist seiner Mutter gefolgt und von Spanien nach Meschede gezogen. Eine gute Entscheidung, wie er jetzt weiß. Im Kundenservice blüht der Spanier auf.
Jose Fuentes Rodriguez ist seiner Mutter gefolgt und von Spanien nach Meschede gezogen. Eine gute Entscheidung, wie er jetzt weiß. Im Kundenservice blüht der Spanier auf. © Anna Valle

Die Arbeit macht mir Spaß und auch sonst habe ich mich gut eingelebt.“ Er fügt noch hinzu: „Freunde habe ich zwar noch nicht viele gefunden, aber das stört mich nicht. Hier in Meschede gibt es leider nicht viele Spanier. Mit einem verstehe ich mich jedoch sehr gut.“ Seit dem 1. Juli ist die Tapas Bar jetzt im Besitz der Familie. Jose Fuentes Rodriguez kümmert sich seitdem als Kellner um den Kundenservice und ist sichtlich zufrieden: „Die Leute sagen zu mir, ich bringe ein Stück Spanien nach Deutschland. Das macht mich sehr glücklich und motiviert mich natürlich, weiter zu machen.“

Gedanke an die Heimat

Bei all der Freude bleibt aber dennoch der Gedanke an die Heimat: „In Spanien ist alles leichter. Hier in Deutschland gibt es viel mehr Bürokratie, alles ist kompliziert. Natürlich vermisst man da manchmal sein altes Leben“, sagt der 21-Jährige. Insgesamt sei die Familie jedoch in Meschede angekommen. Seine Schwester arbeitet im Metallbetrieb ihres Freundes in Schmallenberg, seine Eltern führen den Laden und er ist auf der Suche nach einer eigenen Wohnung in der Innenstadt. Der Neustart ist für die Familie also rundum geglückt.

>>> HINTERGRUND <<<

Michael Heinemanneröffnete 2017 mit seiner damaligen Partnerin Imma Ortega die spanische Tapas Bar Casa Conchita.

Auf der Suche nach einer spanischen Köchin stieß der ehemalige Bänker durch einen Aufruf beim spanischen Arbeitsamt auf Rocio Rodrigues Vazquez und stellte diese ein. Das Konzept des Restaurants sollte original spanisch sein. Nach fünf Jahren hat Michael Heinemann nun sein Restaurant an die Familie Rodriguez weiter gegeben. Seit dem 1. Juli ist sie nun Inhaber des Casa Conchita.