Meschede. Marita Korte-Exner ist wütend auf die Stadt Meschede. Sie sagt: Das Katzenelend scheint der Stadt egal zu sein. Dabei gäbe es eine Lösung.

„Wir brauchen auch in der Region die Kastrationspflicht für Katzen“, davon ist Marita Korte-Exner überzeugt. Bis dahin allerdings wünscht sie sich mehr Unterstützung von der Stadt Meschede. Aus ihrer Heimatgemeinde Eslohe ist sie das anders gewohnt.

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Niemand fühlt sich für Katzen verantwortlich

Erst waren es neun Tiere in Schederberge, dann noch einmal zehn am Krähenberg. Arme Kreaturen, krank, trächtig, abgemagert. Offenbar gab und gibt es niemand, der sich für sie verantwortlich fühlt. Eine Anwohnerin fütterte sie. Aber auch das hilft nicht dauerhaft, weiß Marita Korte-Exner. Es geht ihnen damit nur kurzfristig besser. Und das Problem der hohen Vermehrungsquote, Katzen werfen bis zu dreimal im Jahr und bis zu sechs Junge, ist damit nicht behoben.

Marita Korte-Exner setzt sich für Katzen ein.
Marita Korte-Exner setzt sich für Katzen ein. © Privat | Privat

Die Esloherin fing die Tiere also ein, ließ sie tierärztlich versorgen und kastrieren und hoffte nun, dass die Stadt sich zumindest an diesen Kosten beteiligt. Immerhin 726 Euro liefen dabei allein in Schederberge auf. Bei einer ähnlichen Aktion in Eslohe war sie von der Gemeinde finanziell unterstützt worden. Doch nach Telefonaten mit Bürgermeister Christoph Weber und dem Leiter des Ordnungsamtes Georg Voß weiß sie: „In Mescheder fühlt sich keiner zuständig.“ Und sie wird wohl als Privatperson auf den Kosten, die nach Spenden und einem kleinen Zuschuss des Tierschutzvereins übrig sind, sitzen bleiben.

Anlaufstelle in Meschede fehlt

Dabei handelt es sich um ein grundsätzliches Problem, wie auch ein ähnlicher Fall vor einigen Jahren zeigte. „In Meschede brauchen Tierfreunde eine Anlaufstelle, bei der sie verwilderte Katzen melden können. Und das sei in erster Linie nun mal die Stadt. Die Tierschutzvereine seien dann ja bereit zu helfen. Sie könnten die Kosten aber nicht allein stemmen.

Zuletzt sagte man ihr, das Ordnungsamt sei nur zuständig, wenn die Katzen eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellten. Solche Aussagen machen sie wütend und hilflos. „Wann ist eine Katze denn schon mal eine Gefahr für die Öffentlichkeit!“

Das sagt die Stadt Meschede

Das muss auch die Stadt zugeben: Zwar könnten im Stadtgebiet bei Freigängerkatzen gewisse Katzenkrankheiten auftreten, die für sie selbst lebensbedrohlich sein könnten, sie würden jedoch nicht auf andere Tiere oder den Mensch übertragen. „Diese Situation stellt im Rahmen der allgemeinen Gefahrenabwehr keine besondere Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar“, erklärt Stadt-Pressesprecher Jörg Fröhling.

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Auf den Hinweis von Marita Korte-Exner habe der Fachbereich Ordnung die Situation in Schederberge überprüft. „Freilaufende Katzen wurden dabei nicht entdeckt. Zudem habe eine Anwohnerin angegeben, dass die Esloherin bereits Geldspenden von Anwohnern erhalten habe. Hinzu komme: „Freilaufende Katzen sind nicht grundsätzlich „herrenlos“. Insofern ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei einer Kastration sogar um eine Straftat (Verstümmelung) handelt, sofern der Eigentümer die Herausgabe der Katze anzeigt und die Kastration nicht im Sinne des Eigentümers erfolgt ist.“

Die Tiere in Schederberge hatten Krankheiten.
Die Tiere in Schederberge hatten Krankheiten. © Privat | Privat

Zur Kastrationspflicht für freilaufende Katzen schreibt die Stadt: Das sei zum einen eine politische Entscheidung. Zum anderen würden damit verschiedene rechtliche Fragen aufgeworfen. Abhelfen könnte eine Rechtsverordnung des HSK - diese sei aber nicht in Sicht. Der Kreistag habe den Beschluss zur Aufstellung einer Rechtsverordnung über den Schutz freilebender Katzen nach § 13b Tierschutzgesetz abgelehnt.

In Brilon gibt es die Kastrationspflicht seit zehn Jahren

Anders sieht das die Stadt Brilon. Dort gibt es bereits seit 2012 eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen und Stadt und Ordnungsamt sind damit zufrieden. „Wir würden diese Regelung weiterempfehlen“, heißt es dort. Jeder Eigentümer ist verpflichtet, seine Freigänger zu kastrieren. Bürger melden verwilderte Katzen beim Ordnungsamt oder im Tierheim. Herrenlosen Katzen fängt das Ordnungsamt ein und regelt die Kastration. Die Kosten liegen dafür laut Pressestelle bei 100 bis 150 Euro für Kater und 120 bis 170 Euro für Katzen. 100 bis 120 Tiere würden pro Jahr im Altkreis Brilon kastriert. Das LANUV stellt dem Tierschutzverein jährliche Fördermittel in Höhe von 5000 Euro für diese Kastrationen bereit.

HINTERGRUND

Deutschlandweit gibt es laut Deutschem Tierschutzbund rund 1071 Städte und Gemeinden mit einer Kastrationspflicht für freilaufende Katzen.

In der Region haben diese beispielsweise Brilon, Arnsberg und Warstein verabschiedet, nicht aber Eslohe, Schmallenberg, Bestwig und eben Meschede. Der Tierschutzbund plädiert seit langem dafür, um das Problem der immer weiter anwachsenden Katzenpopulationen einzudämmen.

Er schätzt, dass zwei Millionen herrenlose Katzen auf Deutschlands Straßen (Stand: September 2020) leben. Viele von ihnen hatten niemals ein Zuhause und sind nicht kastriert. Infolgedessen vermehrten sie sich unkontrolliert, so dass ein Anstieg der Population die logische Konsequenz ist.

Auch manche Freigängerkatzen, die durchaus ein Zuhause haben, werden von ihren Haltern nicht kastriert. Dem soll laut Deutschem Tierschutzbund ein Ende bereitet werden: Auf Basis des 2013 erlassenen § 13b des Tierschutzgesetzes besteht die Möglichkeit, die Kastrationspflicht inklusive einer möglichst umfassenden Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht einzuführen.