Meschede. Die Bundesregierung hat den Gasnotfall ausgerufen. Kommunen sollen sich vorbereiten. Arnsberg hat es getan. Was passiert in Meschede?
Die ersten Städte entwerfen Notfallpläne für die Zeit eines drohenden Gasembargos und einer zunehmenden Energieknappheit. Während Arnsberg sich vorbereitet, ist das für Meschede bisher kaum ein Thema. Allein ein Gebäude wäre konkret betroffen.
Konkrete Details
„Konkrete Details zu einem Gas-Notfallplan sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt“, heißt es bei der Stadt Meschede auf Nachfrage. Man verfolge die Informationen, die von der Bundesnetzagentur, dem Netzbetreiber sowie natürlich von Bund und Land kommen. Allein für das Schwimmbad steht eine klare Maßnahme bevor: „Nach jetzigem Kenntnisstand würde bei einem Ausrufen der dritten Stufe im Gas-Notfallplan die Vorgabe gelten, dass nicht systemrelevante Freizeiteinrichtungen vom Netz genommen werden müssten. Dies könnte in der Stadt Meschede dann das Hallenbad betreffen.“ Konkrete Details würden in einem solchen Fall aber von der Bundesnetzagentur und den Netzbetreiber mitgeteilt, erklärt Stadt-Pressesprecher Jörg Fröhling.
Konzepte zum Energiesparen
Auch sonst gibt es nach seinen Angaben keine aktuellen Sparüberlegungen, die über das hinausgehen, was die Stadt seit Jahren vorantreibt. Keine Überlegungen dazu, die Temperatur in den städtischen Gebäuden abzusenken oder das Licht zu dimmen. Ein Grund: Seit vielen Jahren setze die Stadt Konzepte zum Energiesparen um, so Fröhling, „mindestens seit dem Konjunkturpaket II vor mehr als zehn Jahren.“
Kommunale Gebäude habe man seitdem energetisch ertüchtigt, so dass Strom- oder Gasverbräuche sehr deutlich gesunken seien. „Das geht hin bis zu Bewegungsmeldern, die dafür sorgen, dass das Licht in Fluren oder Räumen erlischt, wenn niemand da ist.“ Aber auch Heizungen habe man erneuert, Dächer saniert, Dämmungen angebracht. „In kommunalen Liegenschaften wurde schon erheblich Energie gespart, bevor dieses auf dem ,öffentlichen Radar’ auftauchte.“
Seriöses und abgestimmtes Vorgehen
Alles, was darüber hinausgeht - oder künftig gehen muss - werde Bestandteil von Überlegungen sein, die dann angestellt würden, wenn konkrete Informationen von Seiten der Netzbetreiber vorlägen. „Für weitergehende Informationen ist es momentan zu früh – jedenfalls dann, wenn man ein seriöses und in der Sache abgestimmtes Vorgehen erwarten darf.“
Das sagt die Stadt Arnsberg
Im benachbarten Arnsberg heißt es derweil aus dem Bürgermeisteramt: die Verwaltung nehme ihre Liegenschaften noch mal genau unter die Lupe, um auf eine Minderversorgung oder schlimmstenfalls Unterbrechung der Gasversorgung vorbereitet zu sein. Einen entsprechenden Prüfauftrag erhielten dort alle Fachbereiche. Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner: „Wir bereiten vor, in welcher Reihenfolge wir was abschalten können.“ Eine solche Prioritätenliste könne zum einen dabei helfen, eine Minderversorgung mit Gas in Teilen aufzufangen und so gleichzeitig die Versorgung der privaten Haushalte zu sichern. Orientieren werde man sich dabei an den Vorgaben des Gas-Notfallplans.
Ergebnisoffene Prüfung
Die Prüfung, so Bittner, solle ergebnisoffen verlaufen. Konkrete Maßnahmen könne er daher noch nicht benennen. Denkbar sei aber, dass einzelne Verwaltungssitze komplett ins Homeoffice wechseln – wie schon bei Corona, um ganze Gebäude „kalt“ zu stellen. Zündstoff birgt laut Ansicht des Bürgermeisters das Abschalten von Heizungen in Schulen und Kitas. Wichtig sei ihm daher, dass von Beginn an „der Prozess politisch begleitet wird“. Er ist sicher, dass in solchen Notlagen „alle demokratischen Parteien zur Verwaltung stehen.“
Politik beteiligen
In Meschede schreibt dazu auch Jörg Fröhling: „Konkret würden weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung stets in einem ersten Schritt mit den betroffenen Einrichtungen sowie dem Stadtrat abgestimmt.“
Hintergrund
Lagebericht der Bundesnetzagentur (Stand 11.07.2022; 13 Uhr)
Seit dem 23. Juni gilt die Alarmstufe des Notfallplans.
Die Lage ist angespannt und eine Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden. Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet.
Die aktuellen Füllstände der Speicher in Deutschland liegen bei 64,6 Prozent. Der Füllstand des Speichers Rehden beträgt 26,86 Prozent.
Nord Stream 1 wird seit heute durch Gazprom gewartet. Die Gasflüsse durch Nord Stream 1 liegen deshalb derzeit bei null Prozent. Die Wartungsarbeiten sind bis zum 21. Juli angekündigt. In dieser Zeit wird kein Gas durch Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland geliefert.
Die Wartungsarbeiten der Pipeline finden jährlich statt und waren angekündigt. Der Markt hat damit gerechnet, dass weniger Gas eingespeichert werden kann. Die Gasflusslage ist stabil, die Netzbetreiber haben keine Störungen gemeldet.
Die Angaben zu den Gasflüssen im heutigen Lagebericht beziehen sich auf den Stand des letzten Gastages. Es wurden Werte bis Montagmorgen 6 Uhr berücksichtigt.
Die Großhandelspreise sind in Folge der Lieferreduzierung spürbar gestiegen und haben sich zuletzt auf höherem Niveau eingependelt. Unternehmen und private Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen.