Arnsberg. Prüfauftrag an die Verwaltungsbereiche der Stadt Arnsberg, um Prioritätenliste für die Reihenfolge der Energieversorgung zu erarbeiten

Konkrete Maßnahmen sind noch nicht geplant. „Aber wir stellen uns darauf ein, dass es zu Engpässen bei der Gasversorgung der städtischen Infrastruktur kommen wird“, sagt Bürgermeister Ralf Bittner in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Die Stadt Arnsberg verfügt über 221 Liegenschaften mit 451 Gebäuden oder Gebäudeteilen. Der Gasverbrauch für alle Liegenschaften beträgt derzeit rund 22,76 Millionen Kilowattstunden (ohne Technische Dienste, wfa und NASS).

Angst vor Energie-Armut der Bürger>>>

Die Alarmglocken schrillen längst: Erst kürzlich hat Stadtwerke-Chef Ulrich K. Butterschlot die Verbraucher darauf vorbereitet, dass es zu Problemen bei der Gaszufuhr und ohnehin zu höheren Preisen kommen wird. Die Stadtverwaltung Arnsberg nimmt nun ihre Liegenschaften genau unter die Lupe, um auf eine Minderversorgung oder schlimmstenfalls Unterbrechung der Gasversorgung vorbereitet zu sein.

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Der entsprechende Prüfauftrag ging an alle Fachbereiche der Verwaltung. „Mit dem Prüfauftrag sollen mögliche Priorisierungen in der Stadt für den Fall eines Ausfalls der Gasversorgung in den Blick genommen werden“, so heißt es in einem Papier. Bittner spricht das klarer aus: „Wir bereiten vor, in welcher Reihenfolge wir was abschalten können.“

Reihenfolge der Abschaltungen planen

Die Prioritätenliste in der Verwaltung könne zum einen dabei helfen, eine Minderversorgung mit Gas in Teilen aufzufangen und so gleichzeitig die Versorgung der privaten Haushalte zu sichern. „Dabei werden sich die Priorisierungsvorschläge aus den Fachbereichen an den Vorgaben des Gas-Notfallplans orientieren“, verlautet es aus dem Bürgermeisteramt. Dass die Reihenfolge von „Abschaltungen“ auch politischen Sprengstoff bergen kann, weiß auch Ralf Bittner. Vor allem dann, wenn es um das Thema Kindertagesstätten und Schulen geht. Dem Verwaltungschef ist es daher wichtig, von Beginn an „den Prozess politisch begleiten zu lassen“. Bittner ist sich sicher, dass in solchen Notlagen „alle demokratischen Parteien zur Verwaltung stehen“.

Von den einzelnen Fachbereichen sollen durch den Prüfauftrag die einzelnen zu versorgenden Bereiche nach ihrer Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur bewertet werden. Zudem sollen Vorschläge zur Kompensation eines möglichen Gas-Ausfalls gemacht werden. Die Prüfungen dazu würden verwaltungsintern beauftragt. Ergebnisse würden laufend gesammelt und auch bewertet.

Eine der Gretchenfragen in diesem Zusammenhang ist, und darauf hat auch schon Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich K. Butterschlot hingewiesen, ob die Gas-Pipeline Nordstream 1 nach der turnusmäßigen Juli-Wartung wieder in Betrieb geht, oder ob das russische Gas dann ausbleibt oder weiter limitiert ist. Die Prüfung, so Bittner, solle ergebnisoffen verlaufen. Konkrete Maßnahmen seien daher noch nicht zu benennen. Denkbar sei aber, dass einzelne Verwaltungssitze komplett ins Homeoffice – wie schon bei Corona – wechseln, um ganze Gebäude „kalt“ zu stellen.

Das Freizeitbad Nass hat zuletzt die Raum- und Wassertemperatur bereits um ein Grad gesenkt, um im Vorgriff Energie und auch entsprechende Kosten zu sparen. Letzteres wird beim Prüfauftrag ebenfalls eine Rolle spielen, weil ja auch Verwaltungen mit vervielfachten Gaskosten werden rechnen müssen. „Bei so einer Priorisierung wird man im Fall der Fälle nicht alles retten können“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner, „aber zumindest kann man die Sache anders gestalten.“