Schmallenberg. Ulrich Hesse vom Jobcenter in Schmallenberg erläutert, wie viele Flüchtlinge in der Stadt sind, wovon sie leben und welche Probleme es gibt.

Mehr als 200 registrierte ukrainische Flüchtlinge leben zurzeit in Schmallenberg. Sie fallen kaum auf, sind oftmals privat untergebracht. Ulrich Hesse vom Sozialamt der Stadt erläutert die aktuellen Entwicklungen.

Wie viele ukrainische Flüchtlinge leben zurzeit in Schmallenberg?

Ulrich Hesse: Aktuell sind in Schmallenberg 227 Personen untergebracht. Davon sind 48 Personen zugewiesen worden und 179 auf private Initiative nach Schmallenberg gekommen. Darunter 102 Kinder und Jugendliche, 98 Frauen und 27 Männer.

Ulrich Hesse  Leiter des Sozialamtes.
Ulrich Hesse Leiter des Sozialamtes. © Klaus-Peter Kappest | Klaus-Peter Kappest

Hat Schmallenberg damit seine Aufnahme-Quote schon erfüllt oder kommen noch weitere?

Ja, die Aufnahme-Quote haben wir damit erfüllt, zumal seit Mai offiziell ja auch das Alpin-Hotel als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für potenziell 360 Geflüchtete zur Verfügung steht. Diese Zahl wird zu 50 Prozent bis Ende Oktober erstmal angerechnet. Aktuell sind in Grafschaft 250 geflüchtete Ukrainer untergebracht.

Wo leben die Menschen in Schmallenberg und werden nach der ersten Aufnahme in Privatunterkünften nun vermehrt normale Wohnungen gesucht?

Dadurch, dass weniger Flüchtlinge zugewiesen werden, hat sich die Wohnungssituation bei uns nur zum Teil entspannt. Für inzwischen 30 Personen mussten neue Unterkünfte gefunden werden, weil zum Beispiel Ferienwohnungen vermietet sind oder die Chemie zwischen den Gastgebern und den Mietern nicht mehr stimmte. Zum Teil musste deshalb auch die Stadt weitere Wohnungen bzw. Gebäude anmieten.

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Die Registrierung ging anfangs nur schleppend. Wie hat die Stadt darauf reagiert?

Erst nach der Registrierung können Sozialleistungen beantragt werden. Und weil das so schleppend anlief, hat die Stadt in Abstimmung mit dem Hochsauerlandkreis am 19. Mai drei Busse organisiert und ist mit rund 110 Menschen zur ZUE nach Soest gefahren. Dort konnten fast alle registriert werden. Sechs Mitarbeiter des Sozialamtes haben auch direkt Anträge mit aufgenommen. Damit ist jetzt ein Großteil der Ukrainer in Schmallenberg registriert. Bis zum 1. Juni wurden die aufgenommenen Anträge bewilligt, damit das schnell ging, haben meine Mitarbeiter zum Teil auch am Wochenende gearbeitet.

Welche Leistungen erhalten die Ukrainer jetzt?

Rund 20 Personen beziehen aufgrund ihres Alters bzw. wegen Erwerbsminderung Leistungen nach dem SGB XII (Sozialhilfe) und 207 Personen erhalten Leistungen nach dem SGB II, also Grundsicherung oder Hartz IV für Arbeitssuchende. Damit sind unmittelbare Vorteile verbunden. Die Leistungssätze sind in diesen Rechtskreisen höher. Die Krankenversicherung ist sichergestellt. Auch die Teilnahme an Sprachkursen ist möglich. Daneben kümmern sich die Fallmanager des Jobcenters um die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

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Wie läuft das Angebot für Sprachkurse?

Aktuell ist ein Sprachkurs der VHS ab August 2022 geplant. Problematisch ist es für alle Träger geeignete Lehrkräfte zu finden. Selbst wenn ein Integrationskurs startet, reicht die Kapazität nicht aus, um der Nachfrage gerecht zu werden. Bis zum Start werden Online-Kurse angeboten. Träger ist dann die VHS.

Besuchen die Kinder die Schmallenberger Schulen und Kitas?

Aktuell findet eine Seiteinsteigerberatung durch die Schulaufsicht des HSK für über 16-Jährige statt. Dort wird insbesondere über den Einstieg in die Berufskollegs entschieden. Die Grundschüler sind bereits alle angeschrieben worden. Die Schulaufsicht kümmert sich ebenfalls um den Einstieg in die weiterführenden Schulen. In den städtischen Kindergärten sind aktuell sechs Jungen und Mädchen und in den Kitas anderer Träger zwei Kinder angemeldet. Bei weiteren Anmeldungen wird noch geprüft, ob die Mobilität ausreicht, um auch weiter entfernte Kindergärten zu erreichen.

Haben die Ukrainer hier bei uns Chancen auf Jobs?

Seit dem 1. Juni werden die geflüchteten Ukrainer durch Fallmanager beraten. Bisher gab es nur vereinzelte Eingliederungen, weil natürlich die erforderlichen Sprachkenntnisse fehlen. Die Motivation, Arbeit aufzunehmen, ist allerdings sehr hoch und soweit erkennbar sind auch Berufsabschlüsse vorhanden.

Bürgermeister Burkhard König bei der Übergabe des Löschfahrzeugs an Holger und Ljubov Neisser von der Ukraine-Hilfe.
Bürgermeister Burkhard König bei der Übergabe des Löschfahrzeugs an Holger und Ljubov Neisser von der Ukraine-Hilfe. © STadt Schmallenberg

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Auch direkt in der Ukraine hat sich die Stadt Schmallenberg engagiert. Sie spendete ein Feuerwehrfahrzeug, das bei der Löschgruppe Berghausen ausgemustert worden war. 26 Jahre waren die Kameradinnen und Kameraden damit zu Einsätzen gefahren. Der Rat der Stadt Schmallenberg entschied, der Ukraine-Hilfe den Einsatzwagen kostenlos zu überlassen.

„Die Feuerwehrkräfte in der Ukraine sind pausenlos im Einsatz. Durch den Krieg sind viele Feuerwehrfahrzeuge zerstört worden, so dass dringend Ersatz gebraucht wird. Wir freuen uns, dass wir von der Stadt Schmallenberg die Einsatzkräfte in der Ukraine so unterstützen können. Für den Rat war es selbstverständlich, das Fahrzeug zu spenden“, erklärte Bürgermeister Burkhard König bei der Übergabe des Löschfahrzeugs an Holger und Ljubov Neisser von der Ukraine-Hilfe.