Schmallenberg. Maria Pravdyva ist Journalistin aus der Ukraine und nach Schmallenberg geflüchtet. Sie wird in Zukunft für die Westfalenpost arbeiten.

Maria Pravdyva ist nicht ihr echter Name. Den möchte sie auch lieber geheim halten, denn in der Ukraine war sie Journalistin und hat kritisch berichtet und investigativ recherchiert. Um in Deutschland nicht nachverfolgt zu werden, haben wir ihren Namen geändert (ihr echter Name ist der Redaktion bekannt). Maria Pravdyva ist eine der ukrainisch Geflüchteten, die vor einigen Wochen nach Schmallenberg gekommen sind. Sie wird in Zukunft einmal in der Woche in einer Kolumne in dieser Zeitung über ihr neues Leben schreiben.

In einem Interview stellen wir Maria Pravdyva kurz vor und sie verrät, wie sie nach Schmallenberg gekommen ist.

Wie haben Sie die Flucht wahrgenommen?

Maria Pravdyva: Wir waren insgesamt 37 Stunden unterwegs, mit dem Zug bis nach Polen und von der Grenze bis nach Lublin. Dort hat uns dann das Lächelwerkteam in Empfang genommen und dann sind wir mit dem Auto nach Schmallenberg gefahren. Am 19. März sind wir schließlich hier angekommen. Ich wollte nach Schmallenberg, denn hier wohnt meine Schwester.

Wann haben Sie sich dazu entschlossen aus der Ukraine zu flüchten?

Die ersten Kriegstage habe ich versucht im Land zu bleiben, zu helfen. Währenddessen hatte ich große Hoffnung, dass der Angriff auf die Ukraine nur ein spontaner Einfall Putins war und der Krieg schnell vorbei sein würde. Dem war leider nicht so. Ich habe dann tatsächlich den letzten normalen Passagierzug aus der Stadt genommen und meine Wohnung, meinen Job und meine Freunde zurückgelassen.

Haben Sie Freunde, die dort geblieben sind und haben Sie Kontakt zu Ihnen?

Ja, habe ich. Wir sind ständig in Kontakt. Es ist toll, dass man heutzutage über das Internet so viel Kontakt halten kann. Ich versuche ihnen auch Informationen zukommen zu lassen, ihnen zu helfen und sie so gut es geht von hier auch beizustehen und zu unterstützen.

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Was war Ihr erster Gedanke, als Sie in Schmallenberg angekommen sind?

Wir sind in der Nacht angekommen. Aber gleich am nächsten Morgen war ich glücklicher, erleichtert, etwas positiver. Hier fühle ich mich sicher und ich muss mir keine Sorgen machen. Mir gefällt die Architektur der Stadt sehr. Außerdem sind die Menschen alle sehr hilfsbereit und nett. Im Vergleich zu meiner Heimatstadt Odessa ist es hier außerdem sehr ordentlich und sauber.

Wenn der Krieg – hoffentlich bald irgendwann – vorbei ist, wollen Sie dann hier bleiben?

Ja, das würde ich sehr gerne. Die Idee nach Deutschland und zu meiner Schwester zu ziehen, hatte ich schon vor dem Krieg. Der hat die Entscheidung jetzt nur beschleunigt.

Was vermissen Sie am meisten?

Meine Freunde und Bekannte und mein Zuhause an sich. Meine Wohnung war in der Nähe des Meeres. Außerdem vermisse ich das tägliche Arbeiten. In der Ukraine habe ich sehr viel und jeden Tag auch sehr lange gearbeitet. Seitdem ich hier bin, habe ich das dringliche Bedürfnis auch hier wieder feste Aufgaben zu haben.

Wo wohnen Sie derzeit in Schmallenberg?

Zuerst war ich in einem Bereich im Wohnhaus von den Schwiegereltern meiner Schwester. Aber seit Mai habe ich eine kleine Wohnung für mich in Werpe, darüber freue ich mich sehr.