Meschede. Die zweite Runde zum Tarifvertrag bei Martinrea Honsel Meschede steht an. Alte Honselaner sind frustriert, andere sehen ihre Chancen.
Nach dem ersten Verhandlungstag für den neuen so genannten „Zukunftstarifvertrag“ bei Martinrea Honsel in Meschede, hat sich die Arbeitgeberseite zu Wort gemeldet. Frank Eibel (Global Director of Human Ressources) und Personalchef Bill Kreis nennen ihre Forderungen und was sie bereit sind, dafür aufzugeben. Derweil herrscht unter Mitarbeitern eine gedrückte Stimmung und gedämpfte Hoffnung für die Zukunft der Branche.
40-Stunden-Woche ist vom Tisch
„Die 40-Stunden-Woche ist vom Tisch“, schreibt die Geschäftsführung in einem Brief an die Mitarbeiter, der unserer Zeitung vorliegt. Was aber nicht heißt, dass die Mitarbeiter von Martinrea Honsel zur 35-Stunden-Woche der IG-Metall zurückkehren. Man habe noch mal deutlich gemacht, so die Mescheder Geschäftsführung, dass insgesamt acht Millionen Euro an Einsparungen nötig seien. Diese Summe soll aber diesmal nicht ausschließlich aus tariflicher Mehrarbeit finanziert werden. Im Klartext: Mehrarbeit über 35 Stunden pro Woche wird weiter von den rund 1500 Beschäftigten gefordert. Möglich wäre dann beispielsweise eine 37,5 Stunden Woche, dazu müssten dann tarifliche Sonderzahlungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, reduziert werden. Die Gespräche werden am Freitag, 13. Mai fortgesetzt.
Carmen Schwarz, Erste Bevollmächtigte der IG-Metall Arnsberg und Verhandlungsführerin auf Arbeitnehmerseite, ist erstaunt, dass die Arbeitgeber die Nachricht, die 40-Stunden-Woche sei vom Tisch, als positives Ergebnis verkaufen: „Das wäre mit uns sowieso nicht zu machen gewesen.“
Acht Millionen Einsparungen
Mit insgesamt zehn Kolleginnen und Kollegen vertritt sie die gewerkschaftlich organisierten Honsel-Mitarbeiter. Sie weiß: Die anvisierten Einsparungen von acht Millionen Euro braucht die Arbeitgeberseite, um gegenüber den anderen Standorten wettbewerbsfähig zu sein. „Die Verhandlungen werden nicht einfach“, ist sie sicher.
Sie hofft nun darauf, dass die IG-Metall-Mitglieder die Verhandlungskommission stärken, indem sie weitere Punkte benennen, die auf jeden Fall auf den Tisch sollen. „Ich hoffe auf ihre Beteiligung!“ Dabei geht es dann nicht nur um möglichen Kündigungsschutz, auch um die Situation der Leiharbeiter, der Auszubildenden, Gesundheitsschutz, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen allgemein und speziell für Ältere, damit diese überhaupt bis zur Rente durchhalten können sowie Altersteilzeit. „Für meine Mitglieder erwarte ich zudem einen Mitgliederbonus, denn nur weil es sie gibt, muss die Geschäftsführung überhaupt mit uns sprechen.“
Sicht der Mitarbeiter
Unter vielen Honselanern herrscht derweil Frust. Arbeitsmoral und Motivation seien bei vielen im Keller, sagen sie. „Alles was in früheren Zeiten mal erreicht und ausgehandelt wurde, ist nichts mehr wert.“ Martinrea Honsel setze seine Vorstellungen ohne Rücksicht auf Verluste durch. „Ein absolutes Trauerspiel, was hier abgeht.“ Andere honorieren die Bemühungen auf beiden Seiten für den Standort. „Im Moment läuft hier vieles auf Sparflamme.“ Das drücke eben auf die Stimmung.
Daneben sehen sich die Arbeitnehmer in einer relativ starken Position. Es werden Arbeitskräfte gesucht, Honsel zahlt bereits 250 Euro für eine gelungene Vermittlung. Und man wisse auch, dass man es am Standort mit einer Zukunftstechnologie zu tun habe. „Die ganze Elektromobilität läuft über Alu-Gießereien.“