Meschede. Die Rivalität zwischen den Gymnasien der Benediktiner und der Stadt Meschede ist bekannt. Doch haben die Abijahrgänge 2022 Grenzen überschritten?
Die Rivalität zwischen dem Städtischen Gymnasium am Krankenhausberg und dem Gymnasium der Benediktiner am Klosterberg in Meschede wird seit Jahrzehnten kultiviert. Offen zur Schau gestellt wird diese Konkurrenz am letzten Schultag der angehenden Abiturienten. Auf Instagram ging es in diesem Jahr besonders heftig zu.
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Schmähgrüße auf Autos
Am Tag der Zulassung zu den Abi-Klausuren fahren beide Jahrgänge hupend durch die Stadt, das hat seit Jahrzehnten Tradition. Auch ein Besuch bei der jeweils anderen Schule steht auf dem Fahrplan. In den vergangenen Jahren klebten auf den Autos auch immer wieder Schmäh-Botschaften in Richtung der anderen Schule.
Banner auf der Schulmensa
So auch in diesem Jahr. Eine Schülerin hielt beispielsweise ein gelbes Plakat in der Hand, das einem Ortsschild nachempfunden war. Oben stand „Bennis“ und unten das Wort „Städtis“ durchgestrichen. Ein Banner mit einer ähnlichen deutlichen Botschaft hatten Bennis am letzten Schultag auf dem Dach der Schulmensa der Städtis installiert. Harmlose Gesten im Vergleich zu dem, was in der Woche vor den Ferien zeitgleich auf Instagram passierte.
Schüler werfen Benediktiner-Gymnasium Ausgrenzung vor
Auf einem Bild posierten beispielsweise einige Städtis mit erhobenem Mittelfinger vor der Mensa der Bennis. Sie hielten Flaggen ihrer Herkunftsländer hoch. Darunter die Nationalflaggen aus Portugal, Albanien und der Türkei. Über dem Foto steht eine Botschaft an die Privatschüler: „Integration statt Ausgrenzung“. Gepostet auf Instagram. Öffentlich auf dem Account, den die jeweiligen Abijahrgänge der Schulen seit drei Jahren an den nächsten Jahrgang vererben. Die Antwort der Bennis lautete darauf: „Wir Grenzen nicht nach Herkunft aus, sondern nach IQ“.
Du wirst Anlagenführer bei Honsel
Auch in den Kommentaren unter den jeweiligen Bildern ging es teilweise heiß her. Bennis prahlen damit, in fünf Jahren am Tag mehr zu verdienen als Städtis in einem Jahr. Städtis werfen den Bennis vor, ihr Abitur zu kaufen. Zu lesen sind Sätze wie „Du wirst Anlagenführer bei Honsel.“ oder „Wenn Du Eier hast, komm morgen zu dem Auto, wo Türkei, Marokko und Albanien-Flagge raushängt.“
Unpassender Tonfall
„Der Tonfall ist sicher unpassend und nicht sehr gewählt“, kommentierte Joachim Deckers, der Schulleiter des Benediktiner-Gymnasiums das Gehabe auf Instagram, der einen Schüler sogar zum Gespräch gebeten hatte, weil er sich in einem Kommentar im Ton vergriffen hatte. Der Kommentar wurde sofort gelöscht. „Wir als Schule waren da in der Vermittlung von Medienkompetenz nicht so erfolgreich“, sagte der Schulleiter.
Sportliche Rivalität ok
Deckers hatte vor dem Interview auch mit der Stufensprecherin gesprochen, die ihm versicherte, dass es sich bei dem Gerangel auf Instagram um Spaß gehandelt habe. Und so möchte es Deckers auch einordnen: Er habe nichts gegen eine gewisse sportliche Rivalität, diese diene auch der Identitätsfindung. Allerdings gäbe es Grenzen.
Diskriminierung und Beleidigungen tabu
„Grenzen sind für uns dann erreicht, wenn sich jemand verletzt oder diskriminiert fühlt“, sagte Christoph Heimes, stellvertretender Schulleiter des Städtischen Gymnasiums. Und das, so Heimes, sei laut Stufensprecherin nicht beabsichtigt gewesen. „Sie sehen das eher als Spaß“, so Heimes.
Enge Kooperation
Bemerkenswert ist, dass die Konkurrenzkämpfe auf Instagram ausgetragen werden, obwohl die Stufen so eng zusammenarbeiten wie nie zuvor. Es gibt gemeinsame Leistungskurse, der Autokorso fand gemeinsam statt und auch auf der Zulassungsparty der Bennis tanzten Städtis.
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Gemeinsame Leistungskurse
Der Abi-Jahrgang ‘22 ist der erste, der schulübergreifende Leistungskurse angeboten hat. Es sitzen also Städtis am Klosterberg im Unterricht und andersrum. Nur so konnte beispielsweise ein Chemie-Leistungskurs ermöglicht werden. Im nächsten Jahr wird es Abiprüfungen in einem Physik-LK geben. Beides wäre ohne die Kooperation nicht möglich gewesen.
Abibälle aufeinander abgestimmt
„Unsere Kooperation ist sehr erfolgreich“, sagt Deckers, der Austausch beider Schulen sei sehr eng. Sogar die Abibälle wurden extra so gelegt, dass Schüler die Möglichkeit haben auf beiden Partys mit ihren Freunden zu feiern.
Konkurrenz bleibt
Doch ein gewisses Konkurrenzdenken bleibt. Auch unter den Schulleitungen. „Wir konkurrieren natürlich um Schüler“, sagte Heimes. In diesem Jahr sind die Anmeldezahlen bei beiden Gymnasium gleichauf bei etwa 80 Schülern. Aber diese sei von Jahr zu Jahr unterschiedlich.