Meschede. Ronja Domeier aus Berge hat sich für eine Ausbildung zur Metallbauerin in der Kunstschmiede Jürgens entschieden. Sie verrät, was ihr gefällt.
Kunstschmiede? Die arbeiteten doch nur im Mittelalter. Keineswegs! Ronja Domeier aus Meschede-Berge beweist das Gegenteil. Die 23-Jährige hat Anfang des Jahres in der Kunstschmiede Rafael Jürgens in Wennemen ihre Ausbildung zur Metallbauerin Fachrichtung Metallgestaltung – wie die offizielle Bezeichnung des Berufs mittlerweile lautet – erfolgreich abgeschlossen. Weshalb sie sich für diese Ausbildung entschieden hat, welche Tätigkeiten sie dort erlernt hat und was ihr besonders gut an dem Job gefällt, berichtet sie hier.
Wie bist du auf den Beruf gekommen?
Ronja Domeier: Ich habe mich schon immer für das Mittelalter und insbesondere für das Show-Schmieden auf Mittelaltermärkten interessiert. Daher habe ich mich in der 9. Klasse in der Realschule für ein Praktikum in der Schmiede der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede entschieden. Das hat mir total viel Spaß gemacht, sodass ich nach meinem Abitur in Gestaltung am Berufskolleg in Bestwig diese Ausbildung begonnen habe.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?
Man darf keine Angst davor haben, auch mal dreckig zu werden (lacht). Zudem sollte man auf jeden Fall körperlich fit sein, da der Beruf sehr anstrengend ist. Auch muss man kreativ sein und selbstständig arbeiten können, aber das lernt man auch im Laufe der Zeit. Generell sollte man handwerkliches Geschick aufweisen, also einen Hammer sollte man schon einmal in der Hand gehabt haben (lacht).
Wie sah deine Ausbildung aus?
Ich war ein- bis zweimal pro Woche in der Berufsschule in Meschede und habe die restliche Zeit über im Betrieb gearbeitet. In der Berufsschule wurden Themen wie Werkstoffkunde, Architektonische Stilkunde und Denkmalschutz behandelt. Ich war das einzige Mädchen in der Klasse, aber ich kann mir auch nicht genau erklären, warum. Vielleicht haben andere Mädchen gewisse Hemmungen, weil es ein männerdominierter Beruf ist. Meiner Meinung nach sollten sich jedoch generell mehr Leute trauen, ein Job im Handwerk zu ergreifen. Nahezu jeder Handwerksbetrieb sucht händeringend Personal.
Was hast du in der Ausbildung gelernt?
In der Ausbildung erlernt man die Grundlagen der Metallbearbeitung. Dazu zählen Fähigkeiten wie Sägen, Bohren, Feilen, Schweißen, Löten und natürlich das Schmieden. Dadurch, dass wir in meinem Betrieb alle Aufträge händisch, also ohne größere Maschinen, bearbeiten, war die Ausbildung dort sehr fundiert. Unsere Aufträge beziehen sich hauptsächlich auf Kirchen, zum Beispiel bauen wir Grabzeichen und abschließbare Gitter für den Kircheneingangsbereich sowie restaurieren Turmkreuze beziehungsweise bauen Teile je nach Zustand neu. Im Prinzip bauen wir eigentlich alles, was die Kunden gerne hätten.
Was gefällt dir an dem Beruf?
Er ist sehr abwechslungsreich. Mir war es wichtig, dass ich in meinem Beruf nicht jeden Tag das gleiche mache. Diese Abwechslung ist hier auf jeden Fall gegeben, in meinem Betrieb stellen wir ausschließlich Unikate her. Zudem gefällt es mir, dass man kreativ sein kann – sei es beim Lösen von Problemen, die während des Prozesses auftauchen oder beim Improvisieren, wenn man unterwegs ist. Außerdem lernt man ständig dazu. Wir arbeiten auf Baustellen zum Beispiel oft mit diversen anderen Gewerken wie Dachdeckern oder Schreinern zusammen, bei denen man sich die ein oder andere Sache abschauen kann.
Was machst du nun nach der Ausbildung?
Derzeit arbeite ich weiterhin in meinem Ausbildungsbetrieb, plane allerdings ab dem kommenden Wintersemester Maschinenbau an der Fachhochschule in Meschede zu studieren. Der Beruf als Metallbauerin bereitet mir zwar sehr viel Spaß, allerdings möchte ich mich unbedingt weiterbilden und das Studium eröffnet mir viele weitere Möglichkeiten auch im schaffenden Prozess wie zum Beispiel in der Konstruktion zu arbeiten.
Das verdient man als Metallbauerin
Bei der Ausbildung zum Metallbauer oder Metallbauerin kann zwischen den Fachrichtungen Konstruktionstechnik, Metallgestaltung und Nutzfahrzeugbau gewählt werden.
Die schulische Voraussetzung zur Ausbildung ist in der Regel der Hauptschulabschluss.
Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre.
In der Ausbildung liegt der Verdienst je nach Betrieb im 1. Ausbildungsjahr bei 375 bis 744 Euro, im 2. Jahr bei 415 bis 785 Euro, im 3. Jahr bei 454 bis 853 Euro und im letzten Jahr bei 493 bis 905 Euro.
Nach der Ausbildung liegt der tariflich festgelegte Stundenlohn derzeit bei 16,50 Euro.
Weitere Serienteile
Bereits vorgestellt haben wir in der Reihe „Mut zum Handwerk“ Felix Griggel, der eine Ausbildung zum Maurer im Bauunternehmen Burmann in Meschede absolviert.