Meschede. Es ist ein ungewöhnliches neues Kunstwerk in Meschedes Innenstadt. In Kürze wird das Hennetor seine ganze Wirkung entfalten. Das steckt dahinter.

Das Wetter wird schöner, die Freiluftsaison naht. Damit werden auch wieder mehr Besucher in der Mescheder Innenstadt erwartet. Voraussichtlich ab Ende März wird dann das Wasser in der Fußgängerzone angestellt – dann soll dort auch das neue Kunstwerk seine Wirkung entfalten.

Gesprächsstoff ist das „Hennetor“ neben der St.-Walburga-Kirche bereits – was der rostige Haufen Metall denn da solle, wurde in den sozialen Medien gefragt. Man werde sich nur schmutzig daran machen, hieß es. Michael Klauke, Bauleiter der Stadt beim Umbau der Fußgängerzone, räumt mit technischen Vorbehalten auf.

Erst Rost, dann eine schützende Sperrschicht

Der vier Meter hohe Rahmen des Kunstwerks der Künstlerin Stefanie Schenk-Busse und ihres Mannes Björn Busse aus Visbeck ist aus Cortenstahl, einer speziellen Stahllegierung. Unter Witterungseinfluss bildet sich auf der Oberfläche dieses Spezialstahls erst Rost, dann bildet sich eine Sperrschicht – sie schützt vor einer weiteren Korrosion und erzeugt die typische, gewollte rote Patina. „Dann rostet auch nichts mehr, niemand muss sich Sorgen machen, sich schmutzig zu machen“, sagt Klauke.

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Über den künstlerischen Aspekt muss jeder Betrachter für sich selbst entscheiden. Auch das Kunstwerk am Mescheder Amtsgericht an der Steinstraße ist aus Cortenstahl, auch die beliebte Himmelstreppe ist daraus. Michael Klauke erinnert daran, auch an der Himmelstreppe habe es zunächst Vorbehalte gegeben, man werde sich doch nur daran schmutzig machen: „Davon hat man nie wieder etwas gehört.“

Der Cortenstahl am Hennetor wiederum steht im deutlichen, gewollten Kontrast zu der großen Platte aus Edelstahl, die an dem Rahmen befestigt ist. An dem Rahmen fließt künftig Wasser herab – sobald nachts kein Frost mehr herrscht, wird das Wasser angestellt. Der Rahmen ist starr, ansonsten hätte noch aufwendig ein Motor eingebaut werden müssen. Außerdem gibt es so auch keine Unfallgefahr.

Das Wasser verteilt sich gleichmäßig über der Fläche. Verschwendet wird es nicht: Es ist Teil eines geschlossenen Kreislaufes.

Einen neuen Blickwinkel erlaubt das Hennetor auch auf die St.-Walburga-Kirche.
Einen neuen Blickwinkel erlaubt das Hennetor auch auf die St.-Walburga-Kirche. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Das Wasser stammt aus einer so genannten Brunnenstube, einem riesigen Tank, der einige Meter weiter im Kaiser-Otto-Platz versenkt wurde. Aus dieser Brunnenstube werden auch die Wasserdüsen, die neuen Kinderspielmöglichkeiten, neben der Parfümerie Völker versorgt. Ebenso wird jetzt das Wasser von dort aus hinauf zum Kunstwerk gepumpt, danach wird es in der schmalen Rinne rings um das Kunstwerk wieder aufgefangen und fließt durch eine Rohrleitung zurück. In der Brunnenstube ist Filtertechnik enthalten, dort wird das Wasser auch gechlort. Die Brunnenstube wird von Hochsauerlandwasser gewartet. Nachts wird das Wasser ausgestellt. Strahler im Boden beleuchten das Kunstwerk.

Verloren geht nur Wasser, das verdunstet. In der Brunnenstube ist ein Schwimmer, der den Wasserstand überwacht – aus dem Netz wird neues Wasser nur zugeführt, wenn der Schwimmer sinkt. Michael Klauke ist froh über diese neue Technik: „Diese Technik fehlte in den alten Brunnen, die dann so viel Wasser verbrauchten.“ Das Kunstwerk sei völlig pflegefrei und wartungsarm. Nur die Schlitze, über die das Wasser abläuft, müssen kontrolliert werden – sie sollen sich nicht zusetzen mit Müll. Der ärgste Feind dafür: Zigarettenkippen. Auch die jetzigen Rostflecken unter dem Kunstwerk würden mit der Zeit wieder weggespült, ist sich Michael Klauke sicher. Nebenan an den Wasserdüsen hatte es auch Flecken durch zersetztes Laub gegeben: Auch sie seien schnell verschwunden.

Auch am „Kleinen Welttheater“ soll wieder Wasser fließen

Und auch dieses Vorurteil weist der Bauleiter zurück: Für das Kunstwerk seien Steuergelder ausgegeben worden. Tatsächlich aber ist das Kunstwerk ein Geschenk der Bürgerstiftung Meschede, die dafür eine Crowdfunding-Aktion gestartet hatte. Außerdem wurden private Spenden dafür gesammelt.

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Auch bei einem anderen Brunnen nebenan wird jetzt geprüft, ob dort künftig wieder Wasser fließen kann. Das „Kleine Welttheater“ mit seinen Figuren steht bislang ziemlich unbeachtet am Rande des Stiftsplatzes. Im Zuge des Umbaus des gesamten Bereiches will Bauleiter Klauke prüfen, ob sich der Brunnen aufarbeiten und mit moderner Technik ausstatten lässt.

>>> HINTERGRUND <<<

Die Bezeichnung Corten für den Spezialstahl am Hennetor ist ein zusammengesetzter Begriff aus zwei Eigenschaften. Die erste Silbe „Cor“ steht im Englischen für „corrossion resistance“ und meint den Korrosions- oder Rostwiderstand, das „Ten“ als zweite Silbe steht für „tensile strength“ und damit für die Zugfestigkeit des Stahls. Cortenstahl ist 1932 in den USA zum Patent angemeldet worden.