Meschede. Unsere Redaktion besucht die Tankstelle von Ahmet Altincioglu in Meschede. Das sind die Reaktionen der Kunden auf die gestiegnen Benzinpreise.

Hinter seinem Tresen in der Mescheder Aral-Tankstelle an der Warsteiner Straße sieht Ahmet Altincioglu unglücklich aus. Wo sonst reges Treiben herrscht und sich Pendler, Motorrad- und Lkw-Fahrer die Klinke in die Hand geben, umhüllt nun eine fast gespenstische Ruhe den Verkaufsraum seiner Tankstelle.

2,38 Euro kostet der Liter Diesel, als diese Redaktion die Aral-Tankstelle an der Warsteiner Straße in Meschede besucht.
2,38 Euro kostet der Liter Diesel, als diese Redaktion die Aral-Tankstelle an der Warsteiner Straße in Meschede besucht. © WP | Joel Klaas

Der Grund für die Ruhe an diesem Nachmittag ist schnell gefunden. Mürrisch blickt der Tankstellenbetreiber auf die große Preisanzeige vor den vier Zapfsäulen. „Es ist schon frustrierend“, sagt er. „Sonst ist hier zu der Uhrzeit immer etwas los, aber seit die Preise so durch die Decke geschossen sind, kommen nicht mehr so viele Leute“, erklärt Altincioglu.

Eichamt prüft die Technik

Die einzigen Gäste zu diesem Zeitpunkt sind Felix Büch und Andreas Radon. Beide arbeiten für das Arnsberger Eichamt und kontrollieren, ob die Zapfsäulen auch die Menge an Benzin ausgeben, die der Kunde aktuell bezahlt. „Wir sind ganz froh darum, dass wir gerade in Ruhe arbeiten können. Sonst haben wir häufiger mal das Problem, dass die Kunden unruhig werden und um uns herum fahren“, sagt Büch.

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Felix Büch und Andreas Radon vom Arnsberger Eichamt können die Zapfsäulen an der Mescheder Aral-Tankstelle in Ruhe prüfen.
Felix Büch und Andreas Radon vom Arnsberger Eichamt können die Zapfsäulen an der Mescheder Aral-Tankstelle in Ruhe prüfen. © WP | Joel Klaas

Und trotzdem: Wohl ist den beiden Mitarbeitern des Eichamtes die drastische Steigerung der Benzinpreise in den vergangenen Tagen nicht. „Da geht es für einige Leute direkt um die Existenz, das ist schon heftig. Ich verfolge die Situation auch mit Bauchschmerzen und kann den Ärger der Leute auf jeden Fall nachvollziehen“, so Radon, der gerade den Zapfhahn in den Mess-Behälter auf dem Wagen des Eichamtes hält. „Man muss sich ja vorstellen, was für Auswirkungen der Preisanstieg für manche Leute hat. Teilweise gehen die Leute jetzt nur noch dafür arbeiten, um zur Arbeit zu kommen“, nimmt es der Mitarbeiter des Eichamtes mit Galgenhumor.

19-Jähriger überlegt, Auto stehen zu lassen

Kurz später fährt Dennis Petzold auf den Tankstellenhof. Der 19-Jährige hat den Führerschein noch nicht lange und will sich eine komplette Tankfüllung nicht leisten. „Ich finde die Preise auch schon extrem frech. Das geht echt überhaupt nicht mehr, was da verlangt wird. Ich habe jetzt nur ein paar Liter getankt und muss schon aufpassen, dass ich nicht zu viel zahlen muss. Wenn das so weiter geht, muss ich das Auto bald ganz stehen lassen“, beschwert er sich.

Dennis Petzold aus Meschede tankt nur für wenige Euro und überlegt, das Auto bald ganz stehen zu lassen. 
Dennis Petzold aus Meschede tankt nur für wenige Euro und überlegt, das Auto bald ganz stehen zu lassen.  © WP | Joel Klaas

Und auch Tankstellen-Betreiber Altincioglu bekommt den Frust der Leute über die gestiegenen Preise mit. „Klar, die Leute beschweren sich und fluchen. Und ich kann es nachvollziehen, denn die Preise sind echt schon nicht mehr im Rahmen des Erträglichen“, so der Geschäftsführer.

Urlaub wegen gestiegener Preise

Viele seiner Kunden würden aktuell entweder überhaupt nicht mehr oder nur noch vereinzelt kommen. „Ich kenne viele, die den Sprit zur Arbeit einfach nicht mehr zahlen können. Einige haben sich meines Wissens nach sogar Urlaub genommen, um den Monat finanziell irgendwie zu überstehen. Denn man muss ja auch bedenken: Viele mussten im Februar Versicherung, Strom, Energiekosten nachzahlen und stehen jetzt ohne große Reserven da.“

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Für die Zukunft wünscht sich Altincioglu nur eins: „Dass die Politik die Steuern senkt, um die Autofahrer zu entlasten. Es gibt wirklich nur diesen einen Weg, sonst sehe ich da keine Chance. So kann es auf jeden Fall nicht lange weitergehen“, erklärt der Tankstellenbetreiber.