Bad Fredeburg. Hält die Ortsumgehung in Bad Fredeburg in Zukunft Touristen fern? Diese Frage beantwortet Touristikerin Astrid Völlmecke mit einem klaren Nein.

Wer mal versucht hat zur normalen Rush-Hour die Hochstraße in Bad Fredeburg zu überqueren, kennt das Problem Lkw, Busse und Pkw schlängeln sich durch den Ort. Für Fußgänger ist kaum Platz. Die neue Ortsumgehung soll Abhilfe schaffen. Aber hilft sie auch den Tourismus im Ort zu beleben oder ist sie - im Gegenteil - sogar schädlich, weil keiner mehr spontan in dem Schieferstädtchen hängen bleibt? Astrid Völlmecke, beim Gewerbe- und Touristik e.V. Bad Fredeburg, hat dazu eine klare Meinung.

Wie sehen Sie Bad Fredeburg aktuell touristisch aufgestellt?

Wir haben einige neue Ferienwohnungen bekommen, ein Restaurant am Kurpark Schmiedinghausen und ein neues Ladenlokal. Am Kirchplatz entsteht ein Gastronomiebetrieb. Ich finde, wir sind aktuell schon auf einem guten Weg. Am 15. Mai eröffnen wir außerdem im Rahmen eines Kneipp-Aktionstages im Kurpark Schmiedinghausen den Kneippweg. Der Weg ist Teil eines Förderprojektes. Zum Thema Kneipp entsteht im Sauerland-Bad eine Bäderabteilung, so dass wir hier wieder eine klassische Kneippkur anbieten können. Zu den fünf Säulen Kneipps sind wir damit insgesamt auch gut aufgestellt. Leider fehlt uns durch die Renaturierung der Frettelt der Minigolfplatz, der in den letzten Jahren sehr gut frequentiert wurde. Aber als Ersatz wird eine Adventure-Golfanlage entstehen.

Astrid Völlmecke ist Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagogin. Sie bietet auch Kräuterwanderungen in Bad Fredeburg an.
Astrid Völlmecke ist Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagogin. Sie bietet auch Kräuterwanderungen in Bad Fredeburg an. © Privat | Schmallenberger Sauerland Tourismus

Welche Chancen bringt die neue Straße für den Ort?

Ich bin überzeugt, dass wir durch die Verkehrsberuhigung ein hohes Maß an Aufenthalts- sowie Wohnqualität gewinnen. Lärm- und Abgasbelastung werden deutlich abnehmen und auch das Unfallrisiko wird sinken. In der Ortsmitte kann endlich ein Ort der Kommunikation entstehen, wo sich beispielsweise auch ein Wochenmarkt etablieren könnte, das Gleiche gilt für kulturelle und traditionelle Veranstaltungen, die dort bisher wegen des Verkehrs schwierig durchzuführen waren. In Verbindung mit hochwertiger Gastronomie, vor allem auch Außen- und Erlebnisgastronomie, lädt der verkehrsberuhigte Ort dann auch zum Bummeln ein. Eine Erweiterung von infrastrukturellen Maßnahmen (Adventuregolf, Kneippweg, Radwege, Erweiterung des Sauerlandbades, dass es auch für Schwimmer attraktiv macht, Spielgeräte für Kinder, zeitgemäßer Spielplatz) wird auch Tagesgäste in den Ort ziehen und ebenso einen Mehrwert für die Bürger bedeuten.

>>> Lesen Sie auch: Warum die Ortsumgehung 20 Jahre zu spät kommt <<<

Was für Risiken sehen Sie?

Ich sehe vor allem Vorteile. Teilweise gibt es Bedenken im Einzelhandel, weil der Durchgangsverkehr wegfällt. Das ist aber meines Erachtens unbegründet. Unser Einzelhandel punktet mit hochwertigen Produkten, Servicequalität, Beratung und Kundennähe - da ist der durchreisende Pkw-Fahrer nicht so wichtig. Und die Lkw haben sowieso nicht angehalten. Allerdings muss jeder Betrieb selbst dafür sorgen, dass er Kunden an sich bindet.

Stichwort Ortskernneugestaltung: Was müsste Ihrer Meinung nach im Ort passieren, um die Aufenthaltsqualität gerade auch für Touristen zu steigern?

Gäste werden von der Erlebnisqualität einer Innenstadt angezogen, die Gestaltung des öffentlichen Raumes nimmt an Bedeutung zu. Die Rahmenbedingungen müssten hier verbessert bzw. geschaffen werden. Hierzu gehört die Begrünung der Hochstraße, des Kirchplatzes und vor allem des Ohls wie auch ein ansprechendes Beleuchtungskonzept und ausreichend Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Bedingungen für die Außengastronomie sollten attraktiv gestaltet sein. Ein Fokus könnte die Außen- und Erlebnisgastronomie sein, das lädt dann auch zum Bummeln ein. Ich denke hier an individuell und liebevoll gestaltete Einrichtungen und besondere saisonale Angebote. Zeitgemäße Spielmöglichkeiten für Kinder und ein Radweg durch den Ort sollten unbedingt in die Planung mit einbezogen werden. Und: Die Pflege des Ortsbildes und der Kurparks ist selbstverständlich. Ich hoffe darauf, dass dann auch weitere Geschäfte ein Interesse haben, sich hier anzusiedeln.

Fehlen Tagestouristen, die über die Ortsumgehung an Bad Fredeburg vorbeirauschen. Und gibt es Konzepte dem entgegenzuwirken?

Touristen stoppen nicht, weil der Ort gerade so hübsch ist. In den letzten Jahren wurden zahlreiche unterschiedliche Gutachten verfasst, die in Bezug auf Bad Fredeburg alle zu demselben Ergebnis kamen: Unser Schwerpunkt liegt im Bereich des Gesundheitstourismus in Verbindung mit Naturerleben und Ausbau von Freizeitmöglichkeiten im Aktivbereich. Im Einzelnen liegt der Fokus auf dem Thema Kneipp und dem Thema Atmung und Allergien, dem Abela-Heilstollen und Allergiker-freundlichen Betrieben.