Wasserfall. Bei den neuesten Plänen für Wasserfall wird geklotzt und nicht gekleckert. Die Bestwiger Politik ist sich einig: Es muss sich etwas ändern.

Es muss sich etwas tun in Wasserfall, da sind sich die Mitglieder des Bestwiger Gemeindeentwicklungsausschusses einig. Fraglich ist nur, in welchem Ausmaß sich etwas ändern wird.

Es geht um die touristische Aufwertung der Plästerlegge - den höchsten natürlichen Wasserfall Nordrhein-Westfalens. Obwohl er eine touristische Attraktion und ein Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde ist, fristet er immer noch ein eher stiefmütterliches Dasein - auch, wenn zuletzt ein Besuchersteg gebaut worden ist, um einen besseren Blick auf ihn zu ermöglichen. Nun könnten weitere 142.000 Euro investiert werden.

Neuer Spielplatz

Hintergrund sind laufende Gespräche der Gemeindeverwaltung mit dem Verein Naturpark Sauerland-Rothaargebirge. Dabei geht es um eine Kooperation für den Bereich des Wanderparkplatzes Wasserfall beim Campingplatz Aurora. Der Verein hat zwar insbesondere eine Pflasterung der geschotterten Parkplatzfläche angeregt. Doch nun ist vieles weitere geplant. Denn: Die Gemeinde könnte in den Genuss von Mitteln aus dem Förderprogramm „Grüne Infrastruktur“ kommen. Weil Anträge hierfür aber einen Mindestumfang von 100.000 Euro haben müssen, soll gekleckert und nicht geklotzt werden.

Die  Stellplätze am Campingplatz Aurora. Hier soll sich etwas ändern.
Die Stellplätze am Campingplatz Aurora. Hier soll sich etwas ändern. © Frank Selter

Im Förderantrag sind nun Maßnahmen im Gesamtwert von 142.000 Euro aufgelistet - darunter unter anderem die Anlegung eines neuen Spielplatzes auf einer zweiter Ebene im Bereich des Parkplatzes samt Zufahrt und barrierefreiem Zugang. Allein hierfür würden 57.000 Euro fällig.

Geringe Hoffnungen

Für die Pflasterung des Parkplatzes inklusive Infopunkt sowie den Bau einer Treppe zum Spielplatz und die Böschungsgestaltung fallen etwa 59.000 Euro an. Weitere 26.000 Euro sind vorgesehen für Infotafeln, Orientierungs- und Hinweisschilder, eine Wanderwegebeschilderung im Umkreis von fünf Kilometern sowie Ruhebänke entlang des Verbindungsweges.

Die Chancen auf eine Förderung des Wanderparkplatzes sind aus Sicht der Gemeinde zwar nicht hoch. Unversucht lassen möchte sie es allerdings nicht. Bei einem positiven Bescheid würden schließlich 100 Prozent der Kosten gefördert. Soll heißen: Die Gemeinde müssten am Ende keinen Cent aus dem eigenen Haushalt beisteuern.

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Sollten die Förder-Hoffnungen am Ende wie erwartet tatsächlich platzen, sollen die Pläne für das Vorhaben aber keineswegs in die Schublade wandern. Als Plan B soll versucht werden, in den Genuss von Fördermitteln aus dem Leader-Programm zu kommen. Weil hier allerdings eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde Bestwig erforderlich ist, wird es dabei absehbar auf eine abgespeckte Version der Planungen hinauslaufen - in welcher Form auch immer. Fakt aber ist, dass aus Sicht der Fraktionen Handlungsbedarf gegeben ist. Darauf verwies auch SPD-Fraktionschef Paul Theo Sommer. Seiner Ansicht nach wird dieses touristische Highlight der Gemeinde immer noch nicht ausreichend beworben.

Ein weiteres Beispiel für die eher suboptimale Beschilderung in Wasserfall.
Ein weiteres Beispiel für die eher suboptimale Beschilderung in Wasserfall. © Frank Selter

CDU-Fraktionschef Alexander Brockhoff sieht das ähnlich. Er hält nicht nur die Neugestaltung des Parkplatzes für erforderlich, sondern vor allem eine ordentliche Beschilderung. „Mit diesen Maßnahmen in Verbindung mit einem ordentlichen Marketing bekommt man die Touristen auch gelenkt“, ist er überzeugt.

Und genau das scheint auch dringend geboten, um die Akzeptanz von Besucherströmen auch bei Anliegern sowie den Anwohnerinnen und Anwohnern vor Ort zu erhalten. Denn nicht selten laufen Touristen auf der Suche nach dem besten Fotomotiv vom Wasserfall ungeniert durch das Naturschutzgebiet.

Mit dem Auto ganz nah dran

Häufig versuchen sogar Autofahrer möglichst nah an den Wasserfall heranzufahren und sind dabei illegal auf privaten sowie land- und forstwirtschaftlichen Wegen unterwegs. Mit der Ergänzung niederschwelliger Informationen zum richtigen Verhalten und zur Akzeptanz von lenkenden und naturschutzfachlichen Maßnahmen sowie einer eindeutigen Kennzeichnung soll hier gegengesteuert werden. Einen öffentlichen Parkplatz im Nahbereich der Plästerlegge wird es ganz bewusst nicht geben. Stattdessen soll das Naturschutzgebiet geschützt werden und das Naturerlebnis im Vordergrund stehen.

Klagen von Anwohnern

Mit den Planungen reagiert die Gemeinde auch auf Klagen von Anwohnerinnen und Anwohnern über wildes Parken in der kleinen Ortschaft. Gerade in den Sommermonaten ist die Plästerlegge ein beliebtes Ausflugsziel. Und während der Corona-Pandemie hat sich das Besuchsaufkommen laut Gemeinde noch einmal vervielfacht. Deutlich werde das an der Nennungshäufigkeit des Wasserfalls in den sozialen Medien, die wiederum weitere Besucherinnen und Besucher anlocken.

So haben sich allein bei der regionalen Tourismuswebseite www.sauerland.com die Seitenaufrufe zum Wasserfall von 6056 Aufrufen im Jahr 2019 auf 17.659 Aufrufen im Jahr 2020 knapp verdreifacht. Damit habe sich der Wasserfall zu einem Besuchshotspot in der touristischen Region Sauerland entwickelt.

  • Die Plästerlegge ist der höchste natürliche Wasserfall Nordrhein-Westfalens. Der steile Talkessel mit dem Wasserfall gehört zum 13,7 Hektar großen Naturschutzgebiet Plästerlegge – Auf’m Kipp.
  • Der Name Plästerlegge leitet sich ab von den plattdeutschen Begriffen „plästern“ (regnen) und „Leggen“ (schiefrige Felsen). Damit bedeutet der Name soviel wie Regen auf schiefrigem Gestein.
  • Das Wasser fällt etwa 20 Meter fast senkrecht über einen Felsvorsprung und fließt danach etwa 500 Meter als Sturzbach.
  • Das Wasser der Plästerlegge fließt in die Elpe, die bei Ostwig in die Ruhr mündet.
  • Weil es erst kürzlich erneut zu Vandalismus in diesem Bereich gekommen ist, regte SPD-Fraktionsmitglied Michael Gerhards in der Sitzung des Gemeindeentwicklungsausschusses die Installation einer Videoüberwachung an, um Chaoten abzuschrecken.
  • Sie allerdings wird aus Sicht von Bürgermeister Ralf Péus wohl nicht umsetzbar sein. Zum einen sei die Videoüberwachung des öffentlichen Raums ein hochsensibles Thema. Zum anderen sei die Gemeinde nicht Eigentümerin der Fläche.