Mit Video: Polizei trennt in Meschede Corona-Demonstranten
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Meschede. Während die einen sich still versammelten, spielten die anderen eine Rede von Merkel. So lief der Corona-Protest in Meschede - jetzt mit Video.
Kritiker und Befürworter staatlicher Corona-Maßnahmen haben am Mittwochabend erneut in Meschede demonstriert. Es kamen so viele Menschen wie noch nie in der Innenstadt zusammen. Die Polizei war deshalb mit einem größeren Aufgebot vertreten und hatte Kräfte aus dem gesamten Hochsauerlandkreis zusammengezogen. Ihr Ziel: Eskalation zu vermeiden und die angemeldete Demonstration zu schützen. „Demonstrationsrecht ist ein extrem hohes Gut in unserer Demokratie“, betonte Polizei-Pressesprecher Volker Stracke. Ein Ziel, das aufging, indem die Polizei unter anderem beide Gruppen streng voneinander trennte.
Keine einheitlichen Gruppen
Auf der einen Seite: die so genannten Spaziergänger. Sie treffen sich auf dem Stiftsplatz vor der St.-Walburga-Kirche. Auch sie sind keine einheitliche Gruppe: Bei ihnen treffen sich - zum Teil geimpfte - Kritiker der Corona-Maßnahmen ebenso wie Impf-Gegner, aber auch Querdenker und Reichsbürger. Auf der anderen Seite: eine angemeldete Gegen-Demonstration auf dem Kaiser-Otto-Platz. Auch dort gibt es keine einheitliche Meinung: Die Teilnehmer eint, dass Impfen in der Pandemie hilft und dass Corona eine gefährliche Krankheit sein kann.
Pünktlich um 18 Uhr versammelten sich bei eisigen Temperaturen rund 280 so genannte Spaziergänger auf dem Stiftplatz, die Teilnehmer der angemeldeten Demonstration - laut Polizei etwa 260 Teilnehmer - kamen auf dem Kaiser-Otto-Platz und seinen Zugängen zusammen. Während die einen Maske trugen und Abstand hielten, sah man auf der anderen Seite keine Maske, einzelne Kerzen und Lichterketten.
Während die Demonstranten still beieinander standen, schallte aus der Gruppe der „Spaziergänger“ zwischenzeitlich Marius Müller-Westernhagens Lied „Freiheit“ und eine Rede der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die diese zum Gedenken an den Widerstand in der NS-Zeit gehalten hatte, während die Gruppe eine Stunde lang kreuz und quer durch die Stadt zog.
Demonstranten sind fürs Impfen und für Solidarität
Der Organisatoren der angemeldeten Veranstaltung erklärte zu Beginn: „Wir stehen hier, weil wir die politisch legitimierten und medizinischen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung weitgehend mittragen.“ Man sei für das Impfen, für wissenschaftsbasiertes Handeln für Solidarität. „Wir stehen hier auf dem Kaiser-Otto-Platz im Zentrum Meschedes. Wir zeigen, dass wir die Mehrheit sind und uns gehört der heutige Abend und auch alle weiteren.“
Wiederholung in der kommenden Woche
Gesicht zeigen, solidarisch sein, das war der Tenor auf dem Kaiser-Otto-Platz. Danach harrten die Teilnehmer in der Kälte aus, bis die Versammlung sich um 19 Uhr auflöste. Der Organisator dankte für die Teilnahme bei den eisigen Temperaturen. Er sei begeistert von der guten Resonanz und dem friedlichen Ablauf und dankbar, dass alle in der Kälte so lange durchgehalten hatten. „Wir standen hier und die kamen nicht durch.“ Er kündigte an, dass es in der nächsten Woche eine erneute Versammlung geben werde. 17.45 Uhr am gleichen Platz.
Die Spaziergänger beendeten ihren Rundgang klatschend und johlend ebenfalls um 19 Uhr.
Die Chronologie
Seit Februar, so Teilnehmer der Protest-Veranstaltung, träfen sie sich immer mittwochs zu so genannten Corona-Spaziergängen. Anfangs seien es nur eine Handvoll gewesen, im Dezember wuchs die Zahl auf rund 20.
Am 22. Dezember, kurz vor Weihnachten, kamen rund 120 Männer und Frauen zusammen, Anschließend, als sie sich im Restaurant de Luca „zum Aufwärmen trafen“, wurde das Lokal wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung geschlossen.
Am Mittwoch, 29. Dezember, zählte die die Polizei in Meschede dann 160 „Spaziergänger“. Sie machten im Anschluss auch erneut ihrem Unmut über die Schließung des Restaurants Luft.
Am 5. Januar hatten sich 230 Männer und Frauen auf den Weg gemacht und sich anschließend auch vor dem Restaurant de Luca getroffen.
Am 12. Januar waren es rund 250 „Spaziergänger“.
Am vergangenen Mittwoch, 19. Januar, hatten sich erstmals auch Teilnehmer einer angemeldeten Demonstration zusammengefunden, die die Zielsetzung der „Spaziergänge“ kritisieren und sich für die Impfmaßnahmen aussprechen. Mit 20 Teilnehmern hatten die Organisatoren gerechnet. Es kamen 170 Bürger auf den Kaiser-Otto-Platz und in der Ruhrstraße. Die Polizei zählte auf der anderen Seite für den nicht-angemeldeten „Spaziergang“ rund 280 Männer und Frauen.
Zeitgleich fanden in der vergangenen Woche weitere Protest-„Spaziergänge“ im Kreis statt, beispielsweise in Neheim, Sundern und Olsberg.
Corona-Demonstration und Spaziergänger in Meschede
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Bisher blieben alle Treffen friedlich, allein in Sundern hatte sich am 13. Januar eine Frau widersetzt, als ihre Personalien aufgenommen werden sollte. Sie und ihr Begleiter erhielten Anzeigen wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, Widerstand gegen Polizeibeamte, Beleidigung und Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung.
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