Wenholthausen. Der TSV Wenholthausen denkt noch immer mit Schrecken an das Hochwasser zurück. Inzwischen hat sich aber vieles zum Guten gewandt.

Ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen, seit das Hochwasser die Sportanlage des TSV Wenholthausen überflutet hat. Rund 20 Zentimeter hoch hatte das Wasser der benachbarten Wenne damals im Sportheim gestanden. Der Boden der Sporthalle nebenan war dahin, noch bevor die erst kurz zuvor fertiggestellte Halle überhaupt eingeweiht werden konnte.

Heute riecht es nach frischer Farbe und die Kinder stürmen gut gelaunt durchs Foyer zur Turnstunde. Seit gut einer Woche herrscht Leben in der Turnhalle. Endlich! Nicht nur die Kinder haben sehnlichst darauf gewartet, sie endlich nutzen zu dürfen. Auch der TSV Wenholthausen ist glücklich, dass die Folgen des Hochwassers zumindest auf diesem Teil der Anlage beseitigt sind.

+++ Lesen Sie auch: Dramatische Momente: Mescheder DLRG retten Eingeschlossene +++

Die Kabine der Heimmannschaft ist zwar immer noch zum Baubüro umfunktioniert, weil es im Clubraum und der Küche immer noch etwas zu tun gibt. „Aber auch damit wollen wir in etwa drei Wochen durch sein“, sagt TSV-Geschäftsführer Thomas Nagel. Noch immer denkt er mit Schrecken an den 14. Juli 2021 zurück. Der Tag, an dem das Wasser stieg und stiegt und man mehr oder weniger machtlos mit ansehen musste, wie es in die Sporthalle eindrang, die zu diesem Zeitpunkt so neu war, dass noch nicht eine einzige Übungsstunde darin stattgefunden hatte. Doppelt weh getan habe das Ganze zudem, weil in dem Neubau rund 6000 ehrenamtliche Arbeitsstunden stecken, sagt Nagel.

Auf Freunde, Gönner und Mitglieder ist Verlass

Nach dem Hochwasser liegt in der Halle der neue Sportboden: Der TSV Wenholthausen ist glücklich, dass die Folgen des Hochwassers zumindest auf diesem Teil der Anlage beseitigt sind.
Nach dem Hochwasser liegt in der Halle der neue Sportboden: Der TSV Wenholthausen ist glücklich, dass die Folgen des Hochwassers zumindest auf diesem Teil der Anlage beseitigt sind. © Frank Selter

Seit dem Hochwasser sind 400 weitere ehrenamtliche Helferstunden hinzugekommen - und die Erkenntnis, dass man sich auf die Mitglieder, Freunde, Gönner, Sportkollegen und die Versicherung verlassen kann, wenn es drauf ankommt. „So schlimm, wie das Hochwasser im Juli auch war, alles was danach kam, war wirklich beeindruckend“, sagt Nagel.

Das habe bereits unmittelbar nach dem Hochwasser begonnen. Immer wieder habe das Handy gerappelt: Nachrichten von Menschen, die ihre Hilfe angeboten haben. Rund 80 Helfer tummelten sich schließlich am Tag nach dem Hochwasser auf dem Gelände - unter anderem, um das Sportheim und die Sporthalle von Wasser und Schlamm zu befreien und so weiteren Schaden zu verhindern.

Nichts mehr zu retten

Die Sportgeräte, die gerade einmal zwei Tage vor dem Hochwasser geliefert worden waren, wurden zum Trocknen in der Schützenhalle zwischengelagert. Bereits weitere drei Tage später lag der beschädigte und ungenutzte Sportboden kleingeschnitten im Container. Nach Rücksprache mit Marc Gottschalk von der Gothaer Versicherung sei schnell klar gewesen, dass hier mit Trocknen nichts mehr zu retten ist. Totalschaden! Rund anderthalb Monate liefen danach im Sportheim die Trocknungsgeräte, bis mit der Sanierung begonnen werden konnte, die nun so gut wie abgeschlossen ist.

Der Kunstrasenplatz sieht immer noch verheerend aus. Aber auch hier gibt es inzwischen gute Nachrichten.
Der Kunstrasenplatz sieht immer noch verheerend aus. Aber auch hier gibt es inzwischen gute Nachrichten. © Frank Selter

Wenn TSV-Geschäftsführer Thomas Nagel an die gute Zusammenarbeit und das Entgegenkommen der heimischen Firmen sowie die Spenden- und Hilfsbereitschaft denkt, die sein Verein seit Mitte Juli erfahren durfte, gerät er geradezu ins Schwärmen. „Es haben sich Vereine bei uns gemeldet und uns unterstützt, gegen die wir noch kein einziges Spiel gespielt haben“, sagt er immer noch sichtlich beeindruckt. Denn nicht nur die Sporthalle und das Sportheim hatten unter Wasser gestanden, die Wenne hatte bekanntlich auch den Kunstrasenplatz zerstört.

Lange Zeit der Unsicherheit

Während für das Sportheim und die Halle sofort klar war, dass die Versicherung den Schaden übernehmen wird, herrschte beim unversicherten Sportplatz lange Zeit Unsicherheit, wie es dort weitergeht. Aber auch dort hat sich schließlich alles zum Guten gewandt: Der rund 500.000 Euro teure Neubau wird zu 100 Prozent aus dem Hochwasserfonds von Bund und Land gefördert. Nach einstimmigem Votum in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sind kürzlich die Firmen beauftragt worden. Bis Juni - und damit pünktlich zum Start in die neue Saison - soll der Platz fertig sein. Und irgendwann im Sommer soll dann auch die offizielle Einweihung der Sporthalle nachgeholt werden, die eigentlich längst stattgefunden hätte – wenn denn das Hochwasser nicht gewesen wäre.

Weitere Spende in Höhe von 4000 Euro

Thomas Nagel vom TSV und Marc Gottschalk von der Gothaer Versicherung mit dem Spendenscheck.
Thomas Nagel vom TSV und Marc Gottschalk von der Gothaer Versicherung mit dem Spendenscheck. © Frank Selter

Nach vielen Spenden, die der TSV Wenholthausen nach der Hochwasserkatastrophe bereits entgegennehmen durfte, sind nun weitere 4000 Euro von der Gothaer Versicherung hinzugekommen. Marc Gottschalk, der die Generalagentur in Wenholthausen betreibt und selbst vom Hochwasser betroffen war (wir berichteten), hat jetzt einen symbolischen Scheck an TSV-Geschäftsführer Thomas Nagel überreicht.

Marc Gottschalk hatte sich im Unternehmen dafür eingesetzt, dass aus dem Hilfsfonds BERND, den die Gothaer Versicherung nach der Flutkatastrophe eingerichtet hat, auch Geld nach Wenholthausen geht.

Das Unternehmen hatte einen Hilfsfonds mit einem Volumen von einer halben Million Euro ins Leben gerufen. Gefördert werden daraus vor allem soziale Projekte oder solche, die zu einem nachhaltigen Wiederaufbau in den betroffenen Regionen beitragen.

Von den 4000 Euro will der TSV neue Sportgeräte wie Pylonen, Hürden und Tore anschaffen - für den Innen- und den Außenbereich. Denn trotz des beherzten Einsatzes am Tag des Hochwasser konnten nicht alle Geräte rechtzeitig hochgebockt und damit vor einem Schaden bewahrt werden.