Andreasberg. Die Andreasberger Jecken habe in der Corona-Krise ihr Lächeln nicht verloren. Sie setzen alles daran, die Zukunft des Karnevals zu sichern.

Schon wieder ein Jahr ohne Karneval. Schon wieder eine Jahr ohne Prunksitzung. Natürlich ist das schade. Da sind sich Vanessa Schaub, Maja Hesse, Nina Tomaselli und Eileen Ernst vom Andreasberger Karnevals-Club (AKC) einig und daraus machen sie auch keinen Hehl. Ihr Lächeln aber haben die vier deshalb noch längst nicht verloren - und ihre Motivation, sich weiter für den Karneval zu engagieren erst Recht nicht. Sie setzen alles daran, dass der Karneval im Ort eine Zukunft hat. Irgendwann wird die Corona-Krise schließlich mal vorbei sein. Und dann soll in Andreasberg auch wieder ordentlich gefeiert und geschunkelt werden. Immerhin ist der Ort mit seinen rund 500 Einwohnern die Karnevalshochburg in der Gemeinde Bestwig und das soll er auch bleiben.

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Eine Garde und fünf Showtanzgruppen mit mehr als 50 Tänzerinnen und Tänzern gibt es in Andreasberg.

Mit dem Tanztraining daheim halten die Andreasberger Karnevalisten ihre kleinen Tänzerinnen bei Laune.
Mit dem Tanztraining daheim halten die Andreasberger Karnevalisten ihre kleinen Tänzerinnen bei Laune. © AKC Andreasberg

Vanessa Schaub, Maja Hesse, Nina Tomaselli und Eileen Ernst trainieren jeweils einige dieser Gruppen. Ob es nicht frustrierend ist, monatelang Tänze einzustudieren, die dann wegen Corona schon wieder niemand zu sehen bekommt? Nina Tomaselli lächelt. „Ganz so, ist es ja glücklicherweise nicht“, sagt sie. Zumindest nicht in diesem Jahr.

Denn das Ziel ist es, die Tänze diesmal im Sommer zu präsentieren - zum Beispiel bei einem Dorffest auf der Freizeitanlage neben der Schützenhalle. Das ersetzt zwar immer noch keine Prunksitzung, ist aber eben wichtig für die Motivation der jungen Tänzerinnen und Tänzer. Und gerade auf die Kleinen haben die vier aktuell ein Auge. „Es ist wichtig, die Truppe zusammenzuhalten“, sagt Vanessa Schaub. Sie selbst trainiert unter anderem eine Showtanz-Gruppe und damit die Älteren. „Das ist eine eingeschweißte Truppe“, weiß sie. Die falle so schnell nicht auseinander und stehe sofort parat, wenn Karneval wieder möglich sein wird.

Den Nachwuchs bei Laune halten

Bei den Kleineren aber sei das eben nicht so selbstverständlich. Bei den Kindern bestehe immer die Gefahr, dass die Eltern ihnen ein neues Hobby ans Herz legen, wenn das Tanztraining nicht stattfinden kann - und damit die Gefahr, dass der für die Zukunft so wichtige karnevalistische Nachwuchs abwandere. Damit eben genau das nicht passiert, wird seit Ende November quasi im Home-Office trainiert, um die Kinder bei der Stange zu halten.

Die Trainerinnen produzieren Tanz- und Trainingsvideos, die im heimischen Wohn- oder Kinderzimmer als Anleitung dienen. „Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass du so oft zurückspulen kannst, bis die Schritte richtig sitzen“, sagt Vanessa Schaub und lacht. Aber es habe eben auch den entscheidenden Nachteil, dass der Austausch mit den anderen Kindern fehle. Fakt ist: Bei den Eltern und ihren Kindern kommt die Idee gut an. „Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen“, sagen Schaub und Tomaselli unisono. Wichtig sei eben, dass etwas angeboten werde, um die Kleinen bei Laune zu halten.

Bilder wie dieses wird es leider auch in dieser Karnevalssession nicht geben.
Bilder wie dieses wird es leider auch in dieser Karnevalssession nicht geben. © AKC Andreasberg

Im Oktober waren die Andreasberger Karnevalisten - wie all die anderen im Land - noch optimistisch, dass es nach einem Jahr Zwangspause 2022 wieder eine Prunksitzung geben kann. Nach ersten Gesprächen im September war mit den Planungen begonnen worden.

Vorfreude währte nicht lange

Doch die Vorfreude währte nicht lange. Mit dem Anstieg der Infektionszahlen und den ersten Absagen aus dem Kölner Raum im November war schnell klar, dass es auch in Andreasberg nichts anderes als eine Absage geben kann. Offiziell verboten ist zwar immer noch nichts. „Aber darauf müssen wir auch nicht warten“, sagt Vanessa Schaub, die nicht nur die Showtanz-Gruppe trainiert, sondern auch im Organisationsteam für den Andreasberger Karneval ist. „Wer will denn die Verantwortung übernehmen, wenn am Ende was passiert“, sagt sie und betont: „Die Gesundheit aller geht ganz klar vor!“

Bei aller Traurigkeit über den erneuten Karnevalsausfall, gibt es durchaus auch Grund zur Freude für die Andreasberger Jecken: Zum Beginn des Tanztrainings, das im Oktober zunächst noch in der Schützenhalle stattfand, standen sage und schreibe 30 Kinder auf der Matte. So viele wie noch nie zuvor. 22 von ihnen sind am Ende dabei geblieben, tanzen nun mit und sorgen dafür, dass der Andreasberger Karneval auch nach Corona eine Zukunft haben wird.

Auszeichnung

Als Unterorganisation des Schützenvereins organisiert der AKC seit 1975 jährlich eine Prunksitzung in der Schützenhalle mit Teilnehmern zwischen 6 Jahren und dem Rentenalter. Für ihr Engagement sind die Karnevalisten erst kürzlich mit dem Heimatpreis der Gemeinde Bestwig ausgezeichnet worden.

Der AKC verstehe es, den ganzen Ort einzuspannen und zur Mitwirkung zu motivieren. „Ein Alleinstellungsmerkmal des Andreasberger Karnevals sind die zahlreichen Tanzgruppen in allen Altersgruppen, wodurch das Zusammengehörigkeitsgefühl von Kindern und Jugendlichen, aber auch der gesamten Dorfgemeinschaft erheblich gestärkt wird“, hatte Bürgermeister Ralf Péus bei der Preisverleihung im Rathaus hervorgehoben.

Das mit dem Heimatpreis verbundene Preisgeld in Höhe von 1000 Euro soll unter anderem in Showtanzkostüme für die Kinder fließen.