Meschede/Hochsauerlandkreis. Ludger Hilgenhaus aus Bestwig sorgte mit seiner Security für den Schutz des Impfzentrums im Hochsauerlandkreis: Hier zieht er seine Bilanz.

„Wir sind Teil der Pandemiegeschichte“, sagt Ludger Hilgenhaus. Von Anfang an war er mit dabei: Als das Impfzentrum des Hochsauerlandkreises Mitte Dezember 2020 aufgebaut und erst einmal nur bewacht wurde, als es im Februar 2021 schließlich in Betrieb ging, bis es am 26. September wieder schloss. Die ganze Zeit sorgte der Bestwiger mit seinem Securitydienst dort für die Sicherheit. Jetzt darf er auch über den Alltag dort berichten.

Unterm Strich sagt Hilgenhaus in der Rückschau: „Es war im Großen und Ganzen ruhig und absolute Routine.“

Ludger Hilgenhaus: Sein Sicherheitsdienst sorgte für den Schutz des HSK-Impfzentrums. Hier berichtet er über die Erfahrungen dort.
Ludger Hilgenhaus: Sein Sicherheitsdienst sorgte für den Schutz des HSK-Impfzentrums. Hier berichtet er über die Erfahrungen dort. © Jürgen Kortmann

Tatsächlich sei es in keinem Fall zu Handgreiflichkeiten gekommen, bei denen man hätte einschreiten müssen. Die große Masse an Impfwilligen ließ sich bereitwillig auf die Abläufe ein. Was Hilgenhaus allerdings auffiel: Warten zu müssen liegt dem Deutschen nicht. Die Lunte bei den Menschen, die sich impfen wollten, wurde immer dann kürzer, wenn der Andrang größer und die Warteschlangen zwischendurch vor dem Impfzentrum länger wurden – „dann wurde es lauter. Viele pochten auf ihre Termine, sahen aber nicht ein, dass andere eben auch warten mussten“.

Das Wetter verschärfte das Problem – wenn dann auch noch entweder bei Hitze oder bei Regen gewartet werden musste. Es sind echte Einzelfälle, die negativ in Erinnerung bleiben. Etwa der Zwischenfall, als ein älterer Mann, dem es nicht schnell genug ging, sich vordrängelte und daraufhin von einem der Hilgenhaus-Mitarbeiter aufgehalten wurde – der hat ausländische Wurzeln und wurde rassistisch beleidigt: „Im Zweiten Weltkrieg hätte man dich umgebracht“, musste sich der Mitarbeiter anhören. Die Polizei wurde gerufen, der Ältere angezeigt.

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„Da entlud sich dann der Frust“

„Es gab etliche Fälle, dass Leute sauer wurden“: Vor allem in der Anfangszeit des Impfens, als der erwünschte Impfstoff nicht verfügbar war und ein anderer verwendet werden sollte – eine Frau regte sich darüber in der Impfkabine so sehr auf, dass sie um sich schlug.

Von Dezember 2020 bis September 2021 bestand das Impfzentrum des Hochsauerlandkreises in Olsberg.
Von Dezember 2020 bis September 2021 bestand das Impfzentrum des Hochsauerlandkreises in Olsberg. © Jürgen Kortmann

Begleitpersonen wurden laut, weil sie für sich ebenfalls eine Spritze erhofften, aber dafür nicht berechtigt waren: „Da entlud sich dann der Frust.“ Den verbalen Ärger bekamen vor allem die Mitarbeiter des Impfzentrums ab: „Wir haben immer dazu geraten, dass bloß nicht persönlich zu nehmen“, sagt Hilgenhaus – das ist schließlich auch eine Erfahrung aus dem Security-Alltag sonst. Wer beleidigend wurde, musste das Impfzentrum verlassen: „Deeskalation ist unser höchstes Gebot.“

Impfgegner oder Querdenker ließen sich ganz am Anfang vereinzelt am Zaun des Impfzentrums blicken: Sie klagten über die angebliche Steuerverschwendung dort – die Mitarbeiter sind darauf geschult, sich alles höflich anzuhören („Kann ich Ihnen helfen?“) und an sich abprallen zu lassen. Auch ein paar Vermummte wurden einmal gesichtet. Was sie wollten: Unbekannt. Das Umfeld des Impfzentrums wurde von der Security immer mit beobachtet: So wurden dann auch zwei Schlägereien im Kurpark bemerkt und die Polizei gerufen.

Nervöser auf dem Parkplatz

Was unerwartet mehr Arbeit bereitete, dass war der Parkplatz am Impfzentrum, den der Wachdienst auch im Blick hatte: „Man merkte an den Situationen schon, dass die Leute offenbar nervöser waren.“ Beim Aus- oder Einparken kam es häufiger zu eigentlich vermeidbaren Unfällen. Bei 30 Grad wurde einmal von einer Ärztin der Hund im Auto gelassen, das Ordnungsamt wurde deshalb gerufen.

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Ludger Hilgenhaus beeindruckten die Abläufe: „Da wurden schließlich Hunderte von Leuten täglich geimpft.“ Seiner persönlichen Meinung nach hätte man das Impfzentrum viel länger öffnen sollen: „Im Impfzentrum kann doch mehr abgewickelt werden als bei den Hausärzten.“ In Spitzenzeiten war die Security mit sechs Leuten vor Ort: „Wir waren die Ersten, die gekommen sind, und die letzten, die gegangen sind.“ Absolute Verschlusssache war auch für die Security, wann der Impfstoff genau angeliefert wurde: „Der Impfstoff wurde wie Gold behandelt. Niemand sollte wissen, wann er kommt, damit sich keiner darauf einstellen konnte.“

Und ein absolutes Tabu waren für Hilgenhaus auch Anfragen, die er privat bekam, ob er nicht etwas drehen könnte, damit man schneller geimpft würde: Natürlich ging er nicht darauf ein – „ich werde dafür bezahlt, dass ich meinen Job mache“.