Eslohe. An der Fassade des Esloher Rathauses soll ein Kunstwerk entstehen. Nicht jeder ist von dem neon-orangen Objekt begeistert.

Orangefarbene Neonröhren zu drei Rechtecken geformt: An der Fassade des Esloher Rathauses soll ein weithin sichtbares Kunstwerk entstehen. Dafür hat sich jetzt bei einer Gegenstimme aus den Reihen der CDU der Haupt- und Finanzausschuss ausgesprochen. Bei der endgültigen Entscheidung in der Ratssitzung ist zu erwarten, dass weitere Gegenstimmen hinzukommen werden.

Denn: Nicht bei allen Mitgliedern der drei Fraktionen stößt das geplante Kunstwerk auf Begeisterung. Sowohl CDU als auch SPD und FDP betonten, dass es in den Fraktionssitzungen sehr kontroverse Diskussionen gegeben habe.

Heterogene Meinungen

In der CDU-Fraktion sei man am Ende dieser Diskussion zumindest mehrheitlich für eine Anbringung des Kunstwerks gewesen, berichtete Fraktionschef Dr. Rochus Franzen. Bezüglich Kunst seien die Meinungen naturgemäß sehr heterogen. Man könne sicherlich darüber streiten, ob das Objekt das richtige für die Rathauswand sei. Bei der Ratssitzung werde jeder so abstimmen wie er es verantworten könne. Insofern bleibe abzuwarten, welche Mehrheiten sich dann ergeben, so Franzen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.

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FDP-Fraktionschef Thorsten Beuchel freut sich derweil bereits darauf, wenn das Kunstwerk hängt. Er hoffe, dass es auch dann viele Diskussionen geben werde. Schließlich sei das das Ziel von Kunst. Auch in seiner Fraktionen seien die Meinungen auseinandergegangen - auch hier gab es jedoch am Ende eine Mehrheit für die Installation.

„Kunst gefällt oder sie gefällt nicht“, formulierte es Ruth Reintke in der Sitzung für die SPD-Fraktion. So sei das nun einmal. Positiv sei auf jeden Fall hervorzuheben, dass der Kunstverein Pro Forma dieses Kunstwerk der Gemeinde zukommen lasse. „Es wäre ein Schlag ins Gesicht für den einzigen Kunstverein in der Gemeinde, wenn wir uns gegen dieses Kunstwerk aussprechen würden“, so Reintke. Ebenso wie das Pferd am Netto-Markt sei das Objekt eine Bereicherung für die Gemeinde.

Auf moderne Ebene heben

So soll das Kunstwerk am Esloher Rathaus aussehen.
So soll das Kunstwerk am Esloher Rathaus aussehen. © Architekturbüro Ralf Schmidt

Wichtig zu betonen sei, dass für das Kunstwerk keinerlei Mittel der Gemeinde fließen, betonte Christdemokrat Christian Siewers - ebenso wenig, wie damals für das Pferd am Netto-Markt, auf das er damals wegen angeblicher Verschwendung von Steuermitteln oft angesprochen worden sei. Mit dem Hinweis darauf, dass kein Geld der Gemeinde in das Kunstwerk fließt, sondern Spenden oder Fördergelder, könne man sicher der ein oder anderen negativen Stimme entgegenwirken.

Der Kunstverein Pro Forma hat das Kunstprojekt gemeinsam mit der aus Büenfeld stammenden Künstlerin Bernadette Schroeger initiiert. „Die Kosten des Kunstwerks inklusive dessen Anbringung und einer eventuellen Versicherung sollen vom Kunstverein Pro Forma Eslohe unter Inanspruchnahme von Förder- und Eigenmitteln aufgebracht werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage, die zur Abstimmung stand.

Einfache aber prägnante Form

Die Gemeinde würde lediglich die Fassadenfläche des Rathauses zur Verfügung stellen und die überschaubaren laufenden Kosten der Beleuchtung tragen. „Fachwerk heute“ hat Schroeger ihr Kunstwerk betitelt. Gesucht habe sie eine einfache aber prägnante Form, die mit einem modernen Image einen Lokalbezug zu der klassischen Architektur herstellen soll. „Sie sollte in ihrer Einfachheit aber auch eine gewisse Komplexität erkennen lassen, die das Interesse nicht nach kurzer Zeit erlahmen lässt“, so Schroeger.

Das mittlere Rechteck soll mit einigem Abstand über den beiden anderen Rechtecken schweben und der Skulptur so eine zusätzliche Tiefe und Leichtigkeit verleihen.
Das mittlere Rechteck soll mit einigem Abstand über den beiden anderen Rechtecken schweben und der Skulptur so eine zusätzliche Tiefe und Leichtigkeit verleihen. © Architekturbüro Ralf Schmidt

Die Grundidee für die Fassadengestaltung sei es gewesen, die archetypischen Formen des Fachwerks aufzunehmen, um sie über Farbe und Materialität zu abstrahieren und auf eine moderne, zeitgemäße Ebene zu heben. „Die an einer weißen Wand angebrachte Neon-Röhren-Skulptur wurde formreduziert aus drei Rechtecken zusammengesetzt, die in Winkel und Überlagerung aus unterschiedlichen Blickwinkeln interessante und eigene Perspektiven darbieten“, erklärt sie.

Ein aktiv leuchtendes Neon-Orange bilde einen sehr guten Kontrast zur schwarz-weißen passiven, aber omnipräsenten Fachwerkkonstruktion. Durch die formale Reduktion auf die drei archetypischen, miteinander kommunizierenden Elemente verstärke die Skulptur ihre Wirkung und erlange dadurch ihre Eigenständigkeit.

Symbol für Bewegung

Zusammenfassend lasse sich sagen, dass der Entwurf die für diese Region typisch traditionellen Formen in der Architektur aufgreife und sie in eine formal eigenständige, logo artige Form- und Bildsprache übersetze. „Damit fügt er sich einerseits gut in die Fassade des Esloher Rathauses ein und wertet durch einen modern zeitlosen Akzent die klare und sachliche Architektur auf“, so Schroeger.

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Die spezifische Zusammensetzung der drei Rechtecke ergebe die für Fachwerk typischen Formen und Elemente. Beispielsweise beschreibe der Dreh des mittleren Rechtecks die an die Schrägbalken im Fachwerk angelehnten Diagonalen. Diese Drehung symbolisiere darüber hinaus Bewegung, Entwicklung und Veränderung des Ortes. Das „mittlere“ Rechteck werde bei der Implementierung mit einigem Abstand über den beiden anderen Rechtecken schweben und verleihe so der Skulptur eine zusätzliche Tiefe und Leichtigkeit. „Die Farbe neon-orange gibt einen farblichen Kontrast zum schwarz-weißen Fachwerk und ist gut sichtbar“, so Schroeger. Durch die neutrale und ausschließlich künstlerisch motivierte Farbwahl werde der einem Rathaus innewohnenden Bedeutung und seiner Integrität Rechnung getragen.

  • Ausgangspunkt bei der Planung der Entwürfen war eine Größe der Rechtecke von rund 50 mal 70 Zentimetern. Die Skalierung und damit die finale Größe der gesamten Konstruktion allerdings wird erst nach einem gemeinsamen vor Ort Termin festgelegt werden können.