Schmallenberg. Daryl aus Schmallenberg wurde positiv auf Corona getestet. Seine Mutter testete ihn daraufhin 20 Mal selbst – alle Tests waren negativ.

Es ist das Horrorszenario einer jeden Mutter: Das eigene Kind wird positiv auf Corona getestet. Das ist Jasmin Golenia passiert und sie war traurig, verzweifelt und auch wütend, denn was nach dem Testergebnis folgte, war für sie verwirrend und enttäuschend.

Das Test-Durcheinander

„Am Mittwoch vor zwei Wochen erhielten wir von der Schule unseres Sohns Daryl eine Mail. Darin hieß es, dass es einen positiven Corona-Fall gibt und jetzt getestet werden muss, welcher Schüler das Virus hat“, sagt die Jamin Golenia. An der Schule ihres Sohnes werden immer zwei Tests durchgeführt: Einer geht gesammelt und anonym ins Labor, der andere wird mit dem Namen des jeweiligen Kindes versehen und nur bei einem positiven Sammel-Test, kommt auch der zweite Test in das Labor, damit klar wird, welches Kind Corona hat.

„Diese Pooltests sind eigentlich sehr verlässlich, aber natürlich kann es auch dort mal zu falschen Ergebnissen kommen“, weiß Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. Dennoch, erklärt er, zähle ein Lolli-Test aus der Schule wie ein PCR-Test. „Dieses PCR-Ergebnis wird dann auch nicht mehr hinterfragt. Ein PCR-Ergebnis ist wie die Bibel.“

Lolli-Test zählt wie ein PCR-Test

Der Schock bei Familie Golenia saß tief, als sie eine zweite Nachricht erreichte: „In der nächsten Mail stand dann, dass unser Sohn positiv ist.“ Das verwunderte die Mutter jedoch, denn Daryl hatte keinerlei Symptome. So machte sie einen Selbsttest nach dem nächsten – alle fielen negativ aus. „Ich habe daraufhin das Gesundheitsamt angerufen. Ich dachte mir, dass das ja nicht sein kann“, sagt die 29-Jährige. Am Telefon erklärte man ihr dann, dass die Schnelltests oft ein falsches Ergebnis anzeigen würden.

>>> Lesen Sie auch: Darum schließt der Spielwarenladen Rabattz<<<

Jasmin Golenia bat darum, das Haus verlassen zu dürfen, um bei ihrem Sohn einen PCR-Test durchführen zu lassen: „Der Mann am Telefon erklärte mir, dass mein Sohn auf gar keinen Fall das Haus verlassen dürfte. Außerdem sagte er mir, dass die Lolli-Tests in der Schule angeblich mit einem PCR-Test gleichzusetzen wären.“ Dennoch wollte die Mutter ihren Sohn testen lassen, alle weiteren Selbsttests fielen schließlich immer wieder negativ aus und sie wollte Gewissheit haben. Deshalb rief sie bei ihrer Kinderärztin an, die ihr ebenfalls sagte, dass Daryl das Haus nicht verlassen dürfe, sie aber einen PCR-Test durch die Autoscheibe anbieten könnte.

Bei angeordneter Quarantäne darf das Haus nicht verlassen werden

Dieser PCR-Test fiel dann auch negativ aus. Mit dem Ergebnis wendete sie sich schließlich erneut an das Gesundheitsamt: „Die haben uns dann auch endlich aus der Quarantäne entlassen. Sie erklärten, dass es sein kann, dass Daryl in den Herbstferien Corona hatte und nur noch ein paar übrig gebliebene Viren den Test positiv gemacht haben.“

„Grundsätzlich ist es so, dass jeder Anspruch auf einen PCR-Test hat, egal wann er ihn machen möchte. Das muss dann aber genau mit dem zuständigen Arzt abgesprochen werden“, sagt Martin Reuther. Es sei verboten mit angeordneter Quarantäne ohne Erlaubnis das Haus zu verlassen. Außerdem stellt er das wiederholte PCR-Testen in Frage: „Wenn ein positives Ergebnis vorliegt, ist die logische Schlussfolgerung eine Quarantäne. Wenn das zweite oder dritte PRC-Testergebnis dann negativ ausfällt, welchem Ergebnis kann man dann Glauben schenken?“, sagt er.

Auswirkungen auf Daryl

Das Test-Drama habe letztlich auch Auswirkungen auf den kleinen Daryl gehabt: Mit seinen sieben Jahren bekomme er in der Schule schon genau mit, was Corona für Auswirkungen auf sein Leben hat. Menschen müssten Masken tragen und jeder sollte darauf achten, Abstand zu halten und sich die Hände gründlich zu waschen, das verstehe auch er. Aber mehr Informationen, zum Beispiel über den Krankheitsablauf und, dass Kinder allgemein nicht so stark gefährdet sind, bekomme Daryl nicht in der Schule vermittelt: „Ich würde mir wünschen, dass mehr Aufklärungsarbeit betrieben wird. Mein Sohn hatte richtig Angst und hat sich viele Sorgen gemacht, dass alle Kinder wegen ihm Zuhause bleiben müssen. Es war schon eine blöde Situation für ihn.“

>>> Kennen Sie schon unseren Fünf-Fragen-Check zum Thema? Machen Sie mit <<<

Auch Daryls beste Freundin rief ihn an und weinte, weil sie dachte, dass er sterben würde. So zog sich der Siebenjährige komplett zurück und verbrachte die meiste Zeit im Bett, bis klar war, dass er doch kein Corona hat und gesund ist. „Aber das Ganze hat was mit ihm gemacht. Vor seinem ersten Schultag, nach der Quarantäne, hat er mir gesagt, dass er nicht so gerne in die Schule gehen will und Bauchschmerzen hat.“

Außerdem hätte sich Jasmin Golenia gewünscht, dass jemand zu ihnen nach Haus gekommen wäre und einen PCR-Test durchgeführt hätte: „Ich weiß von meinem Onkel aus Gelsenkirchen, dass das dort so gemacht wird. Ich frage mich, wieso es da keine allgemeine Regel für geben kann. Ein negativer PCR-Test hätte uns viele Sorgen und Wut erspart.“