Schmallenberg. Ab dem 11. Oktober sind Corona-Tests kostenpflichtig. Was bedeutet das für das Testangebot? Eine Nachfrage bei den Schmallenberger Anbietern.
Für viele sind sie immer noch die Eintrittskarte in Restaurants, Fitnessstudios oder Friseursalons: Corona-Tests. Die Nachfrage nach den kostenlosen Bürgertests, die für eine gewisse Zeit Sicherheit über „infiziert“ oder „nicht infiziert“ geben, war zwischenzeitlich so groß, dass immer mehr Testzentren in Schmallenberg öffneten. Einige sind schon wieder geschlossen, die übrigen haben zumindest ihre Öffnungszeiten heruntergefahren, denn die Nachfrage lässt nach. Seit Freitag, 20. August, braucht es für viele Bereiche zwar wieder einen Test, weil die landesweite Inzidenz die 35er-Schwelle überschritten hat. Doch weil etliche Mitbürger inzwischen geimpft oder genesen sind, ist die Test-Nachfrage längst nicht mehr so hoch wie im Frühjahr beispielsweise.
Seit wenigen Tagen ist zudem klar: Ab dem 11. Oktober wird es keine kostenlosen Bürgertests mehr geben. Wer sich dann auf das Virus testen lassen will, muss in die Tasche greifen. Vermutlich wird das noch einmal mehr dafür sorgen, dass die Nachfrage weiter sinkt, viele sich dann doch für die Impfung und damit einen dauerhaften Schutz entscheiden. Schließen deshalb die Schmallenberger Teststationen im Herbst? Wir haben nachgefragt:
Hotel Hanses-Bräutigam in Latrop
Sebastian Hanses sagt, dass das Testzentrum fortgesetzt wird - auch wenn die Nutzer dafür bezahlen müssen: „Unser Service ist ja in erster Linie auch für Urlaubsgäste. Wenn die einen Test brauchen, weil sie noch nicht geimpft sind, sollen sie auch die Möglichkeit haben, ihn zu bekommen. Es muss ja ein Angebot geben.“
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Dann wolle man über die kommenden Monate entscheiden, wie es weitergeht, was nötig ist und was nicht: „Aber im Winter werden wir definitiv noch testen.“ Ob es richtig sei, die Bürgertests nun kostenpflichtig zu machen, da will sich Hanses nicht festlegen: „Ein bisschen muss man die Leute auch verstehen, die Angst vor einer Impfung haben. Und manche können es sich vielleicht nicht leisten, sich dann alle zwei Tage testen zu lassen, das finde ich schwierig.“
Kersting Med-Service
Alexander Kersting, der die noch-kostenlosen Bürgertests in der Ladenzeile und im Drive-Inn im Gewerbegebiet „Auf der Lake“ anbietet, hält die Entscheidung, dass Corona-Tests bald kostenpflichtig sein sollen, für „fragwürdig“: „Das Problem ist ja, dass wir zum Beispiel auch Vollgeimpfte haben, die trotzdem positiv getestet werden. Die kommen aktuell noch, weil sie sagen, dass sie dem Braten nicht trauen. Das werden sie aber, sobald es kostet, nicht mehr tun.“ Das könnte zu einem großen Infektionsrisiko werden.
Mit dem Beschluss, dass Tests kostenpflichtig werden sollen, werde logischerweise der Impfdruck erhöht, so Kersting. Ob sich dann wirklich mehr Menschen impfen lassen? „Offen.“ „Wenn man für den Friseur zum Beispiel einen Test braucht, dann werden die Leute sich notgedrungen testen lassen und auch dafür bezahlen. Das werden sie aber nicht mehr für die private Feier tun, wo ein Test Sicherheit bringen würde.“
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Wie das alles umgesetzt werde, das sei noch „ein Blick in die Glaskugel“. Auch, wie so etwas für die Anbieter finanziert wird, ob das dann tatsächlich über den reinen Erlös aus den dann kostenpflichtigen Tests passiert. „Denn klar ist, dass dann weniger Menschen zum Testen kommen. Ich vermute, aber das ist absolut nicht in Stein gemeißelt, dass wir das Angebot dann auf die Ladenzeile reduzieren würden.“
Zudem müsse ja auch ein eigenes Kassensystem und eine Möglichkeit des bargeldlosen Bezahlens her, ein weiterer logistischer Aufwand für die Teststellen: „Wir warten täglich auf Vorgaben aus dem Ministerium, dann werden wir weitersehen. Aktuell ist es zu früh für Entscheidungen, aber klar ist, dass es ein Angebot geben muss.“
Romantikhotel Deimann
Auch im Romantikhotel in Winkhausen kann man sich testen lassen. Andreas Deimann hält es aber für grundsätzlich richtig, dass Tests bald kostenpflichtig werden. Jeder habe inzwischen ein Impfangebot erhalten und wähle daher die Testung als Alternative. Das Testangebot wird nach aktuellem Stand aber dennoch aufrecht erhalten, „da wir dies als Service für unsere Hotelgäste, die nicht geimpft sind, weiterhin anbieten möchten.“
Die Test-Nachfrage vor Ort habe in der Urlaubszeit deutlich nachgelassen, „was auch an der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung aber auch am Wegfall der Notwendigkeit durch die Einstufung in eine andere Inzidenzstufe lag“, erklärt Deimann: „Nachdem nun die Zahlen wieder steigen und in der jetzigen Inzidenzstufe für bestimmte Bereiche wieder Tests für Ungeimpfte notwendig sind, steigt die Nachfrage auch wieder.“
DRK-Teststelle im Kurhaus
DRK-Meschede-Geschäftsführer Norbert Vowinkel hält die Entscheidung, die Bürgertests nicht mehr kostenlos anzubieten, für einen gravierenden Fehler der Politik. „Wir haben gesagt, dass wir die Ersten sind, die testen und auch die Letzten“, sagte er vor wenigen Tagen: „Allerdings meinten wir damit die vorherigen und bis 11. Oktober geltenden Bedingungen. Nun muss man sich ein neues Szenario ausdenken und da gibt es für uns - ohne heute schon die genauen Gesetzesgrundlagen und Verordnungen vorliegen zu haben - nur eine Option: Wir müssen dann agieren wie ein Unternehmen.“
Für alle, die seit Monaten funktionierende Strukturen in den deutschlandweiten Testzentren aufgebaut hätten, sei die Entscheidung der Politik ein Schlag ins Gesicht. Für den DRK-Geschäftsführer sei die Abschaffung der kostenlosen Bürgertests zudem ein völlig falsches Signal. Er fürchte nicht nur, dass die Strukturen, die der Bund mit Hilfe der vielen Engagierten aufgebaut hat, unwiderruflich geschädigt würden, sondern auch, dass so eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstehen könnte. „In Schicki-Micki-Gegenden bei München mag sich vielleicht jeder einen Test leisten können, aber hier bei uns wird das sicherlich dazu führen, dass die einen es sich noch erlauben können, sich auf Corona testen zu lassen, und die anderen eben nicht“, so Vowinkel.
Zwar könne er sich vorstellen, dass der Plan der Bundesregierung, dass sich durch die bald kostenpflichtigen Tests mehr Menschen zum Impfen entscheiden und somit die Corona-Zahlen niedrig bleiben, aufgeht, für wahrscheinlicher hält er jedoch das Szenario, dass die Zahlen nicht genügend sinken und nach wenigen Wochen das Kommando zurückkommt: „Und dann wird sicher erwartet, dass alle Teststationen von jetzt auf gleich wieder ihren Betrieb aufnehmen, das wird so einfach aber nicht möglich sein.“
Ausnahmen und Kosten
Bürgertests werden ab 11. Oktober für alle Ungeimpften kostenpflichtig.
Ausgenommen sind Personen, die keine Impfempfehlung der STIKO (Ständigen Impfkommission) haben. Zum Beispiel Schwangere.
Wie viel die Bürgertests dann genau kosten sollen, ist noch unklar. Fest steht aber, dass die sehr günstigen Preise, die aktuell in Drogerien und Supermärkten für Selbsttests aufgerufen werden, keinesfalls den Preis eine Schnelltests im Testzentrum widerspiegeln, da Kosten für Mieten und Personal hinzukommen.