Föckinghausen. Der Ferienpark Hollandia in Föckinghausen wird zum Künstlerdorf. 50 Künstler sollen dort bald leben. Sie wollen ein Kulturzentrum schaffen.

Die ersten Pioniere sind schon eingezogen, weitere werden in den nächsten Wochen folgen: Der Ferienpark Hollandia wird zum Künstlerdorf, in dem in Zukunft bis zu 50 Künstlerinnen und Künstler wohnen sollen. Sie alle wollen nicht nur gemeinsam auf dem riesigen Gelände leben. Ihr Ziel ist es, mit ihren unterschiedlichen Angeboten das kulturelle Leben der Region zu bereichern. Damit wird der Ferienpark hoch über Bestwig auch zu einem Kulturzentrum mitten in der Natur.

Corona und seine Folgen

Schauspielerin und Theater-Regisseurin Sonni Maier ist nicht nur eine der ersten Pionierinnen, die bereits in Föckinghausen eingezogen sind. Sie sei, wenn man so wolle, so etwas wie die Lokomotive des Ganzen, sagt sie und lacht. 13 Jahre hatte die 40-Jährige erfolgreich ein Tournee-Theater für Jugendliche geleitet. Ist mit Stücken zu gesellschaftlichen Problemthemen wie Mobbing, Fremdenfeindlichkeit und Handysucht quer durch Deutschland und zuletzt sogar durch Europa getourt. Dann kam Corona und bremste sie im vollen Lauf aus. Sonni Maier musste ihr geliebtes Theater schließen. „Tja, und dann habe ich nach einer neuen Vision gesucht und sie in Föckinghausen gefunden“, erklärt sie und lächelt.

Genau genommen, war sie nicht allein auf der Suche nach einer neuen Vision, sondern gemeinsam mit vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern, von denen es durch Corona nicht wenigen ähnlich ergangen ist wie ihr.

In der Corona-Zeit enger zusammengerückt

Ein Hotelzimmer als Lagerraum für das gesamte Hab und Gut. Sonni Maier ist eine der ersten Künstlerinnen, die in Föckinghausen eingezogen ist. Insgesamt sollen es am Ende 50 sein.
Ein Hotelzimmer als Lagerraum für das gesamte Hab und Gut. Sonni Maier ist eine der ersten Künstlerinnen, die in Föckinghausen eingezogen ist. Insgesamt sollen es am Ende 50 sein. © Frank Selter

Maler, Schauspieler, Musiker, Kunsthandwerker, Goldschmiede, Therapeuten, Yoga-Lehrer und Lebensberater rund um Witten, Dortmund, Bochum und Wuppertal. Sie alle gehören zu einer Künstlervereinigung, die während der Corona-Krise noch enger zusammengerückt ist. Und genau in diesem Kreis wurde schließlich die Idee für ein Künstlerdorf geboren - ein Areal auf dem gemeinsam gewohnt, gearbeitet und das Leben geteilt wird.

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Dass dieses Dorf nun ausgerechnet im beschaulichen Föckinghausen entstehen wird, ist das Ergebnis einer längeren Suche: eine leerstehende Suchtklinik in Essen war zu baufällig, eine Tagungsstätte in Witten zu klein. Und dann tauchte bei der Recherche im Internet plötzlich der Ferienpark Hollandia auf. „Bei der gemeinsamem Besichtigung im Januar haben wir uns direkt verliebt“, sagt Sonni Maier. Allen sei sofort klar gewesen, dass die Suche beendet werden könne.

Verein und Genossenschaft gegründet

Um das Projekt auf solide Füße zu stellen, folgte die Gründung des gemeinnützigen Vereins „Gesellschaft für angewandte Zukunftsträume“ und die Gründung der Genossenschaft „Die ZukunftMacher“. Gestemmt haben die Künstlerinnen und Künstler den Kaufpreis letztlich durch das Zusammenwerfen ihrer Ersparnisse, durch Spenden sowie durch Genossenschaftsanteile. Im September dieses Jahres haben sie den Kaufvertrag unterschrieben. In wenigen Wochen wird der Ferienpark dann offiziell in ihren Besitz übergehen. Und dann soll es richtig losgehen in Föckinghausen.

Gästebetrieb soll bleiben

Große bauliche Veränderungen sind nicht von Nöten. Allerdings soll für ein neues künstlerisches Ambiente gesorgt werden. Ein Ambiente, in dem sich nicht nur die Künstler als neue Bewohner wohlfühlen, sondern auch die Gäste. Denn: Der Gästebetrieb - so ist das Ziel - soll weiterhin aufrecht erhalten bleiben. Oder besser gesagt, er soll wieder aufgenommen werden, wenn in etwa ein bis zwei Jahren alles fertig ist. Schließlich wolle man niemandem zumuten, in einem halb fertigen Ferienpark zu schlafen, sagt Sonni Maier. Sogar einen Teil des Personals werden die Künstler übernehmen. Rund 20 Zimmer sollen am Ende für den Gästebetrieb bleiben, um so interessierten Menschen zu ermöglichen, den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen, mit ihnen zu arbeiten oder all die anderen Angebote wahrzunehmen, die geplant sind.

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Was bereits fest steht: Das Kulturzentrum wird eine große Bühne bekommen, auf der Theatervorstellungen und Konzerte stattfinden sollen. Es wird einen Saal und Seminar-Räume geben, in denen Veranstaltungen stattfinden werden, die aber auch angemietet werden können. Geplant ist die Einrichtung eines Tonstudios zur öffentlichen Nutzung, ein Kulturcafé sowie die Schaffung von Räumen etwa für Theaterproben.

Geballte Kreativität

„Die elf Gebäude auf dem 21.000 Quadratmeter großen Gelände bieten viele Möglichkeiten,“ sagt Sonni Maier. Dazu gehöre auch die ungenutzte Kapelle, die wieder zu Ehren kommen soll, indem dort für alle Glaubensrichtungen offene spirituelle und meditative Angebote stattfinden. „Vieles ist im Entstehen. Wir werden das alle gemeinsam nach und nach weiterentwickeln, setzen uns dabei aber nicht unter Druck“, sagt Sonni Maier. Angesichts der geballten Kreativität, die bald in Föckinghausen zusammenkommen wird, liegt es auf der Hand, dass weitere Ideen folgen werden.

  • Um sich möglichst weitgehend selbst versorgen zu können, soll auf dem Gelände auch Obst und Gemüse nach Permakultur angebaut werden.
  • Weil es das Ziel ist, ökologisch nachhaltig im Einklang mit der Natur zu leben, soll für die nötige Stromversorgung eine Solaranlage installiert werden.