Meschede/Hochsauerlandkreis. Angestellte in der Gastronomie verdienen im HSK laut Gewerkschaft 40 Prozent weniger als in anderen Bereichen. Eine Branche in Sorge!

Angestellte in der Gastronomie verdienen im Hochsauerlandkreis 40 Prozent weniger als in anderen Branchen - das behauptet die NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten). „Wir beziehen uns da auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit“, erklärt Lars Wurche, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Südwestfalen.

Mit dieser Zeitung hat auch Hans-Dietmar Wosberg, Regionalpräsident im DEHOGA Nordrhein-Westfalen und Präsident des DEHOGA Westfalen, der selbst als Inhaber von „Wosbergs Genusslandschaft“ in Arnsberg tätig ist, über die Gastro-Löhne im Hochsauerlandkreis gesprochen.

Hoffen auf Tarifverhandlungen

„Wir wissen natürlich, dass es ein Lohngefälle zwischen der Industrie und dem Dienstleistungssektor, zu dem unsere Betriebe ja auch gehören, gibt. Klar würden wir gerne höhere Löhne bezahlen. Ob sie das aber können, hat viel mit den Preisen zu tun, die die Gäste bereit sind zu zahlen“, erklärt der Gastronom. Es sei in Deutschland leider noch immer so , dass ein Auto mehr als 50.000 Euro kosten dürfe, ein Schnitzel aber auf keinen Fall 25 Euro.

Die Gewerkschaft fordert dennoch höhere Löhne, um die Arbeit in der Gastronomie wieder attraktiver zu gestalten. „Die Angestellten müssen einfach besser bezahlt werden, wenn wir sie vom Abwandern abhalten wollen“, sagt Lars Wurche und erklärt, dass es in NRW durchaus einen Entgelttarif für die Gastronomie gebe, dieser jedoch nicht allgemeinverbindlich sei und sich somit auch die wenigstens Arbeitgeber daran orientierten. „Wir hoffen trotzdem, dass die Tarifverhandlungen, die für diesen Herbst geplant waren, endlich losgehen“, so der Gewerkschaftsvertreter.

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Für den DEHOGA ist schon vor den Verhandlungen klar, dass diese letztlich nur das widerspiegeln können, was die hiesigen Betrieben und Branche grundsätzlich in der aktuellen Situation leisten können. „Die Tariflöhne im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe sind immer das Ergebnis von Tarifverhandlungen, die wir gemeinsam mit der NGG, also der zuständigen Gewerkschaft, geführt haben“, so Hans-Dietmar Wosberg in seiner Position als Regionalpräsident im DEHOGA Nordrhein-Westfalen und Präsident des DEHOGA Westfalen.

Attraktivität und Vertrauen aufbauen

An dieser Stelle hakt die Gewerkschaft jedoch ein: Obwohl die Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen seien, müsse alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen, heißt es.

Hans-Dietmar Wosberg hat als Gastronom das Gefühl, dass man das Vertrauen von Aushilfen, die der Gastronomie während der Pandemie den Rücken gekehrt habe, langsam und stetig wieder zurückgewinnt. „Aber natürlich wissen wir wie viele anderen Branchen auch, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen während und nach der Pandemie ist und bleiben wird“, so Wosberg, der ebenso daran erinnert, dass die Gastronomiebranche zwischen 2009 und 2019 einer der Jobmotoren in NRW war.

„Allein in diesem Zeitraum konnten wir rund 100.000 neue Arbeitsplätze allein im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe schaffen.“ Dass der Mangel an Arbeitskräften im HSK höher ist als anderswo in Deutschland, kann Hans-Dietmar Wosberg sich jedoch kaum vorstellen: „Ich glaube, das Phänomen findet überall in Deutschland statt. In den Städten wie auf dem Land. Mal mehr, mal weniger.“

In den Abgrund geschaut

Ganz klar sei hingegen, dass die Corona-Pandemie die gesamte Branche tief in den Abgrund hat schauen lassen, „mit der Konsequenz, dass ganz viele Gastronomen und Hoteliers mehr denn je auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe schauen müssen“, so Wosberg. Wer aktuell mit seinem Betrieb die Familie ernähren und gleichzeitig die Beschäftigen fair bezahlen wolle, müsse die steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel auch auf der Speisenkarte niederschlagen. „Außerdem wirkt sich die Corona-Pandemie ja immer noch mit höheren Kosten aus und vielfach sind natürlich auch die Rücklagen aufgebraucht“, betont der Gastronom.

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Die NGG fordert dennoch, zeitnah am Verhandlungstisch zu Lösungen zu kommen, damit die Beschäftigten nach dieser schwierigen Zeit endlich eine Perspektive haben, wie Lars Wurche erklärt. Dazu gehörten armutsfeste Löhne „deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn“ – auch wenn dieser je nach Ausgang der Koalitionsverhandlungen im Bund auf zwölf Euro pro Stunde steigen sollte.

Nur durch eine bessere Bezahlung könnten Hotels und Gaststätten auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig sein, so die NGG. Wie deren Forderungen mit der aktuellen Situation der HSK-Gastronomen einhergehen könne, wird die bald startende Tarifverhandlung zeigen.