Meschede. Ein Mescheder hat sich mehrfach mit teurem Werkzeug im Baumarkt eingedeckt. Seine Masche beim Betrug war verblüffend simpel.

Auf denkbar einfache Weise hat sich ein 32 Jahre alter Mann aus Meschede seinen Werkzeugkeller füllen können. Er staubte bei Baumärkten in Meschede und Arnsberg teures Werkzeug ab, weil er einfach in Arbeitskleidung kam.

Die Jacke des Betriebes reicht als Ausweis

Wegen sechsfachen Betruges und eines Betrugsversuches stand der leidenschaftliche Handwerker jetzt vor dem Schöffengericht. Auch Vorsitzender Richter Dr. Sebastian Siepe staunte, wie leicht es dem Mann gemacht wurde – zweimal in dem Baumarkt in Arnsberg, viermal in Meschede. Der 32-Jährige hatte in der Vergangenheit bei einem Bauunternehmen in Meschede gearbeitet und aus dieser Zeit noch eine Arbeitsjacke mit der Aufschrift dieses Betriebes behalten. In dieser Jacke ging er in die Baumärkte und ließ sich dort Werkzeuge und Arbeitskleidung geben – auf Rechnung und Lieferschein seines früheren Arbeitgebers, der nichts davon wusste. Natürlich wurde nie etwas gezahlt.

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So stattete er sich im Laufe des Jahres 2020 vor allem mit teuren Elektrowerkzeugen aus, darunter Akku-Winkelschleifer, Akku-Handkreissägen, Bohrschrauber, eine Pendelhubstichsäge, auch Sägeblättern und Diamantscheiben – was er eben so gebrauchen konnte. Er bevorzugte die Marke DeWalt. Alles in allem richtete er einen Schaden von rund 2100 Euro an. Anfang Januar 2021 waren die Mitarbeiter inzwischen sensibilisiert: Als er diesmal einen Schlagbohrer besorgen wollte, riefen sie die Polizei.

Ladegeräte gleich mehrfach ergaunert

Vor Gericht sagte der 30-Jährige (der sich „als handwerklich begabt“ bezeichnete), er habe sich „im Guten“ von seinem damaligen Arbeitgeber getrennt. „Woher wussten Sie, dass es im Baumarkt so leicht sein würde?“, fragte Richter Siepe. Der Mann nutzte dafür seine Baustellen-Erfahrung: Er hatte dort früher, noch im Dienst des Bauunternehmens, selbst Baumaterial auf Lieferschein geholt, auch Kollegen berichteten, dass sie immer so ihre Bestellungen orderten. Der Richter wunderte sich über diese Praxis: Nachfragen aus den Baumärkten habe es offenbar nie bei den Unternehmen gegeben.

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Der Mann räumte alle Betrügereien ein. Die Polizei fand bei der Durchsuchung seiner Wohnung nur eines der Werkzeuge. Die übrigen lagerten bei einem Bekannten: Dem hatte er mit den erschwindelten Werkzeugen bei der Renovierung unter die Arme gegriffen. Zuhause halfen sie ihm beim Umzug, er baute dafür auch für seine Kinder. Warum er zum Beispiel gleich mehrmals Ladegeräte ergaunert hatte, fragte ihn der Richter: „Ich kann es mir nicht erklären. Ich dachte, was du hast, das hast du“, sagte er: „Ich schäme mich dafür in Grund und Boden.“ Als Vater sollte man doch eigentlich seinen Kindern ein Vorbild sein, erkannte er inzwischen.

4800 Euro Geldstrafe

Verurteilt wurde er zu einer Geldstrafe von 4800 Euro, außerdem muss er den angerichteten Schaden ersetzen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe auf Bewährung gefordert, dazu 100 Sozialstunden: Sie sah Fälle von schwerem Betrug und eine Gewerbsmäßigkeit dabei. Das bestritt Rechtsanwalt Egbert Siebers aber erfolgreich: Sein Mandat habe schließlich nicht von seinen Betrügereien leben wollen. Das Gericht folgte ihm. Denn typisch für einen gewerbsmäßigen Betrug sei es zum Beispiel, iPhones bei Ebay einzustellen und zu verkaufen, die man gar nicht besitze. Hier aber urteilte Dr. Siepe: „Das war nicht der klassische Fall, um sich zu bereichern.“

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