Berge. Um 3,20 Meter stieg bei Hendrik Grosse-Nieswand in Berge bei Meschede die Wenne an: Wie beseitigt er nach dem Hochwasser die Schäden?

Mitten im Urlaub, auf einem Campingplatz in der Lüneburger Heide, bei schlechtem Handyempfang – und genau da kommt der Anruf: „Daheim steht alles unter Wasser!“ So hat es Hendrik Grosse-Nieswand mit seiner Familie erlebt. Seine historischen Gebäude an der Mühle in Berge bei Meschede hat es beim Hochwasser im Juli besonders getroffen. Um 3,20 Meter war die Wenne, die hinter der Mühle verläuft, angestiegen. Sie überflutete alles.

Alles überflutet, das Auto ein Totalschaden

Am Mühlengraben wurde der ganze Betonsockel vom Hochwasser unterspülte - eine Seite stürzte ein.
Am Mühlengraben wurde der ganze Betonsockel vom Hochwasser unterspülte - eine Seite stürzte ein. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Wie steckt man das weg? Kann man so etwas überhaupt bewältigen? „Man darf nicht verzweifeln und muss sich Prioritäten setzen. Dann muss man die nach und nach abarbeiten. Anders geht es nicht.“ Zum Glück waren die Wohnungen im ersten Stock nicht betroffen. Es ist ein ganzes Ensemble an Gebäuden, die auf dem ehemaligen Rittergut vom Hochwasser betroffen sind.

Grosse-Nieswand lebt mit seiner Familie im Gebäude, das vor dem Umbau 1997 einmal ein Kuhstall war. Unten wurde alles überflutet. Alles, was nicht mehr brauchbar ist, füllt inzwischen bereits einen zweiten Müllcontainer. Eine Elementarschadenversicherung hatte die Familie nicht. Nur das Auto wird über die Vollkasko erstattet – es stand im Wasser, ein Totalschaden.

Die Feuchtigkeit muss aus den Mauern raus

Wo fängt man jetzt danach an? Für Hendrik Grosse-Nieswand, der als Sozialpädagoge arbeitet, hat Vorrang, alles das wieder in Schuss zu bekommen, mit dem auch Geld verdient werden kann, um die Schäden so schnell als möglich zu reparieren. So war das alte Wohnhaus des Gutes in der Vergangenheit an Feriengäste und Monteure vermietet – aber dann stand das Wasser 40 Zentimeter hoch darin. Jetzt muss alles erneuert werden, bevor wieder an Gäste zu denken ist. Trocknungsgeräte laufen rund um die Uhr: Die Feuchtigkeit muss raus, damit die Schäden nicht größer werden. Das alte Fachwerk muss „atmen“ können. Danach kann an die Sanierung gedacht werden.

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Und da fangen die vielen ungeklärten Details an: Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Handwerker sind gerade gefragt – und Grosse-Nieswand darf dann nicht den Erstbesten mit freien Kapazitäten nehmen, sondern muss auf Handwerker warten, die für den Denkmalschutz zertifiziert sind. Er hofft auf finanzielle Hilfen, um dieses Riesenprojekt stemmen zu können.

Wobei ihm klar ist: Hilfen werden natürlich nur einen Teil seiner Kosten decken können. Finanzielle Soforthilfen hat es rasch und unbürokratisch gegeben, das habe reibungslos geklappt. Was aus dem Mühlen-Café mit seinem Veranstaltungsraum wird, steht erst einmal in den Sternen: Coronabedingt war dort zuletzt ohnehin geschlossen – und jetzt lief die Wenne hindurch…

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Zehn Tage lang ständig Helfer

Über das Trampolin im Garten lief die Wenne beim Hochwasser hinweg - ein mitgespülter dicker Ast liegt noch darin.
Über das Trampolin im Garten lief die Wenne beim Hochwasser hinweg - ein mitgespülter dicker Ast liegt noch darin. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Wie schafft man das? „Ohne Hilfe wäre das nicht gegangen“, sagt Hendrik Grosse-Nieswand. Vor allem die dicken Schlammschichten überall mussten so schnell wie möglich mit Hochdruckreinigern beseitigt werden. Wie selbstverständlich waren zehn Tage lang ständig um die zehn Helfer da gewesen, um mit anzufassen – Nachbarn, Mitglieder aus den Vereinen: „Wir sind so dankbar dafür.“ Ganz unkompliziert brachten Bekannte auch Bautrockner. Wünschen würde er sich jetzt den Rat von Experten, wie er sein Grundstück künftig geschützter gestalten könnte – „dass wir Handlungskompetenz bekommen“. Er begrüßt deshalb auch Pläne der Stadt Meschede, den Hochwasserschutz umfassend im Stadtgebiet zu untersuchen: „Es muss grundlegend etwas passieren.“

Die ehemalige Mühle in Meschede-Berge. Um 3,20 Meter war die hier fließende Wenne beim Hochwasser angestiegen und hatte alles überflutet.
Die ehemalige Mühle in Meschede-Berge. Um 3,20 Meter war die hier fließende Wenne beim Hochwasser angestiegen und hatte alles überflutet. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Bevor die Familie vor fünf Jahren nach Berge zog, hatte sich Hendrik Grosse-Nieswand die alten Pegelstände angeschaut. 1925 stand das Wasser der Wenne zuletzt besonders hoch. Wer konnte ahnen, dass sich das wiederholen würde? Aktuell hat die Wenne wieder ihren harmlosen, normal niedrigen Wasserstand. Bei Hitze hat sich die Familie in der Vergangenheit immer die Füße in der Wenne abkühlen können. Hier wegzuziehen? Dieser Gedanke ist auch nach der Flutwelle nicht gekommen: „Dafür haben wir eine viel zu schöne Zeit hier verbracht.“

Treibgut und Kies, das Gewächshaus verschwindet

Wie enorm hoch das Wasser stand, zeigt ein Detail im Garten: Dort ist das Trampolin noch nicht gesäubert und im Zustand nach der Flutwelle – innendrin liegt ein dicker Eichenast, der hinein gespült wurde. Der Mühlengraben am Wasserrad wird ausgebaggert werden müssen – so viel Treibgut und Kies aus der Wenne hat sich darin angesammelt. An einer Seite ist ein ganzer Betonsockel mit Zaun am Graben unterspült worden und eingestürzt. Keine Spur gibt es von einem Gewächshaus: Es ist einfach weggespült worden.

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