Wallen. Elisabeth Köhler schenkt heimischen Äpfeln durch die Weiterverarbeitung eine Zukunft. Sie erklärt, warum gerade alte Sorten so besonders sind.
Unter anderem in Wäschekörben, Holzkisten oder großen Jutebeuteln treten Äpfel aus dem ganzen Hochsauerland und darüber hinaus die letzte Reise in ihrer Ursprungsform an, bevor sie bei Elisabeth Köhler in Wallen zu Saft weiterverarbeitet werden. Nach Voranmeldung kann dort jeder gegen Gebühr seine Äpfel aus dem Garten oder vom Feld auf den Weg durch die gewaltige Presse schicken lassen und leckeren Saft mit nach Hause nehmen.
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Das Besondere daran: „Es kommen unheimlich viele verschiedene, auch alte Apfelsorten zusammen. Es gibt so viel mehr als Pink Lady, Golden Delicious oder Elstar. Die große Vielfalt an alten Sorten ist ein wahrer Kultur-Schatz, den es zu bewahren gilt“, erklärt Elisabeth Köhler, die mit ihrer Familie seit 2014 zunächst mit einer mobilen Apfelpresse aktiv war und seit nunmehr zwei Jahren im Hallohweg in Wallen unter dem Namen „Sauerland-Saft“ eine stationäre Anlage während der Apfelernte betreibt. Von Anfang September bis Anfang November wird heimischen Äpfeln so eine Zukunft geschenkt, „danach werden sie zu mürbe“. Zwei oder sogar drei Jahre ist der Saft dann haltbar, der noch vor Ort in einem ‘Bag-in-Box-System’ an die Kundinnen und Kunden ausgehändigt wird.
Individueller Geschmack
Dabei bekommt jeder seinen ganz individuellen Apfelsaft, der je nach Zusammenstellung verschiedener Sorten ganz unterschiedlich schmecken kann. „Mischungen schmecken tatsächlich immer sehr gut, wohingegen bei sortenreinen Säften nur manche Äpfel, zum Beispiel der Boskoop, einen wirklich leckeren Saft ergeben“, berichtet Elisabeth Köhler. Sie ist überzeugt davon, dass es gut ist, die hier gewachsenen Äpfel durch das Pressen zu Saft haltbar zu machen. „Außerdem sind alte Apfelsorten meist besser verträglich und selbst Menschen, die auf Äpfel allergisch reagieren, können sie häufig problemlos essen. Das liegt an den Polyphenolen, das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die aus den neuen Sorten herausgezüchtet wurden, da sie unter anderem dafür sorgen, dass die Äpfel schnell braun anlaufen.“
Ein solides Apfeljahr
Kaiser Wilhelm, Winterglockenapfel oder Schafsnase heißen die Sorten, die heutzutage kaum noch jemand kennt. „Es gibt geschätzt etwa 2000 verschiedene Äpfel in Deutschland, doch im Supermarkt sind immer die gleichen, vielleicht zwanzig Sorten zu finden“, so Köhler, die zur Halbzeit der Apfel-Saison ein zufriedenstellendes Zwischenfazit zieht. Es sei ein solides Apfel-Jahr, der feuchte Sommer habe im Gegensatz zu den beiden vergangenen, sehr trockenen Jahren seinen Teil dazu beigetragen. Eine besonders große Lieferung kommt so in diesem Jahr aus dem Klostergarten der Abtei Königsmünster, wo der Saft im Anschluss im Klosterladen zum Verkauf angeboten wird. Privatpersonen, die aufgrund guter Ernte reichlich Äpfel nach Wallen bringen, würden sich häufig sogar wundern, wie viel Saft sie letztlich zurückbekommen - oft übersteige die Menge den Eigenbedarf.
Vermittlung von Äpfeln
Das hat Elisabeth Köhler auf eine neue Idee gebracht: „Manche Kunden haben Äpfel im Überfluss und auf der anderen Seite gibt es sicher Menschen, die keinen Apfelbaum haben, aber gerne Saft aus heimischem Obst trinken würden. Zwischen diesen beiden Parteien möchte ich gerne vermitteln.“ So könnten Apfelbaum-Besitzer zum Beispiel anbieten, dass andere bei ihnen pflücken dürfen und aus ihrer Ernte Saft pressen lassen. Bislang hätten noch nicht allzu viele Kunden diese Option genutzt, wer aber Interesse daran hat, könne sich gerne bei Elisabeth Köhler melden.
Termine für die Presse während der aktuellen Apfelernte werden im Idealfall über das Onlineformular unter sauerland-saft.de angefragt und vereinbart. Wichtig ist, dass die Äpfel keine offensichtlich faulen Stellen haben und frei von Erde sind, wenn sie bei Elisabeth Köhler abgegeben werden. Und: Wer mag, darf auch bis zu dreißig Prozent Birne beimischen, um dem Saft eine besondere Note zu geben.
Und so funktionierts:
- Die Äpfel, die die Kundinnen und Kunden mitbringen, werden in die Anlage gekippt und laufen zunächst über einen Sortiertisch, wo noch einmal eine Kontrolle der Früchte stattfindet.
- Daraufhin gehen sie im Wasserbad schwimmen und werden auch noch einmal mit klarem Wasser abgespritzt. Dann werden sie in der Mühle zerkleinert und in einer Bandpresse mehrmals ausgepresst, bevor der gesammelte Saft gefiltert und einmal auf 80 Grad erhitzt und daraufhin abgefüllt wird.
- Die trockenen Reste, der so genannte Trester, wird als Futter für Kühe oder Schafe an die umliegenden Bauern abgegeben.
- Terminbuchung unter sauerland-saft.de.