Meschede. Drei Abgeordnete aus dem Hochsauerland ziehen in den Bundestag ein. Das Direktmandat geht an Friedrich Merz (CDU) - dessen Stimmung ist gedrückt.
Die CDU hat im Hochsauerlandkreis traditionell bei den Erst- und Zweitstimmen die Bundestagswahl gewonnen. Sie musste allerdings deutliche Verluste hinnehmen und kommt auf historisch schlechte Ergebnisse. Friedrich Merz zieht als Direktkandidat in den Deutschen Bundestag ein. Über die Listen ihrer Parteien schaffen es ebenfalls Dirk Wiese (SPD) und Carlo Cronenberg (FDP) ins Parlament.
Schwacher Trost
Bei der CDU und bei Friedrich Merz herrschte den Ergebnissen entsprechend eine gedrückte Stimmung. „Nein, ich bin überhaupt nicht zufrieden“, sagte Merz. Zwar sei er der einzige Christdemokrat aus Südwestfalen, der die 40-Prozent-Marke erreicht habe, das sei aber ein schwacher Trost. Merz kündigte eine genaue Analyse der Wahlergebnisse an. Er rechnet mit schwierigen Gesprächen über eine neue Regierung: „Das wird sich eine ganze Zeit lang hinziehen.“ Laschet und Söder als Parteichefs würden diese Verhandlungen führen. Merz hofft auf ein Jamaika-Bündnis: „Ich sehe dafür eine gute Grundlage.“
Anders ging es bei der SPD zu: „Hätte mir das Ergebnis jemand vor zwei Monaten vorgelegt, hätte ich es so gerne unterschrieben“, sagt ein glücklicher Dirk Wiese, der bei Bier und Bratwurst in Brockmanns Hütte in Brilon auf sein überragendes Abschneiden und auf das seiner Partei angestoßen hat. „Über mehr als 30 Prozent im Wahlkreis, das ist schon klasse.“ Besonders freue es ihn, dass aus vielen Wahlkreisen positive Ergebnisse eingetrudelt seien, wo er nicht damit gerechnet habe. In Obermarsberg oder in einigen innerstädtischen Bezirken von Meschede eine Stimmenmehrheit zu erzielen, das habe ihn schon sehr gefreut. „In meiner Heimatstadt Brilon haben wir fast alle Wahlbezirke gewonnen – außer ein, zwei. Da sind wir gleichauf. Das ist schon eine tolle Sache.“
Gegner als Favorit
Das Ergebnis freue ihn umso mehr, weil es Anerkennung für die bisherige Arbeit sei und weil er mit Friedrich Merz einen Gegner gehabt habe, der haushoher Favorit gewesen sei. Ehrlicherweise gesteht Wiese, dass es ihn selbst überrascht habe, wie sehr die SPD in den vergangenen Wochen bei Umfragen an Fahrt aufgenommen habe. „Dass es so gekommen ist, zeigt, dass die SPD klar aufgetreten ist und den richtigen Kanzlerkandidaten hatte, nämlich Olaf Scholz der klarer Wahlsieger ist.“ Auf welche Koalitionen es hinauslaufen könne – dazu wollte sich Wiese nicht äußern. „Das muss man jetzt mit Ruhe und Gelassenheit angehen und das offizielle Endergebnis abwarten. Es zeichnet sich aber klar ab, dass wir vorne liegen. Wenn man sieht, dass die Union achteinhalb Prozent verloren hat und das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte eingefahren hat, dann sollte Armin Laschet nicht davon reden, Wahlsieger zu sein.“
>>> Lesen Sie auch: Was passiert, wenn Herr Laschet anruft, Herr Merz? <<<<<
Warum die SPD am Ende so viel Fahrt aufgenommen hat, kann auch Wiese schlussendlich nicht beantworten: „Bei vielen Hausbesuchen habe ich gemerkt, dass es die Meinung vieler Bürgerinnen und Bürger war, dass sie nur Olaf Scholz die Aufgaben eines Kanzlers zugetraut haben“. Er und seine Mitarbeiter/innen hätten sich viel um das Sauerland gekümmert, seien immer ansprechbar gewesen. „Das scheinen viele anerkannt zu haben.“
Party bei den Liberalen
Bei der FDP im Hochsauerlandkreis herrschte „sehr gute Stimmung“, berichtete Bundestagskandidat Carlo Cronenberg. Die Liberalen feierten eine Wahlparty in Neheim. Cronenberg hatten eine der vorderen Plätze auf der Liste seiner Partei und zieht erneut in den Deutschen Bundestag ein. Mit Blick auf die Zweitstimmen sprach er von einem „sehr, sehr guten Ergebnis“.
>>> Lesen Sie auch den Kommentar zur Wahl: Die Hochburg der CDU wackelt <<<<<
Cronenberg geht davon aus, dass die FDP an der nächsten Regierung beteiligt sein wird - sei es in Form von Jamaika (mit CDU und Grünen) oder einer Ampel (mit SPD und Grünen). Auf dem Weg dahin rechnet er allerdings mit sehr langandauernden Verhandlungen. Cronenberg sieht größere Schnittmengen mit der CDU und würde ein Jamaika-Bündnis bevorzugen. Mit den Grünen sieht der Liberale ebenfalls gewisse Übereinstimmungen bei Bildung und Digitalisierung. Froh sei er darüber, dass kein rot-grün-rotes Bündnis möglich sei, sagte Cronenberg.
Grüne verpasst den Einzug
Die Grünen haben auf Kreisebene ordentlich zugelegt und auch Maria Tillmann hat rund 3,5 Prozent mehr Stimmen geholt als ihre Vorgänger-Kandidatin 2017. Trotzdem ist sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden. „Unser Programm und unsere Zielsetzungen sind so enorm wichtig, dass ich enttäuscht bin, nicht zum Zuge zu kommen.“ Tillmann steht auf Listenplatz 31 und dürfte den Einzug in den Bundestag nicht geschafft haben. Sie kritisiert den Wahlkampf auf Bundesebene, wo Kritiker Bagatellen kanalisiert und bewusst hoch gespielt hätten, um die Kanzlerkandidatin bewusst in Misskredit zu bringen.