Meschede. Nach dem Starkregen und Hochwasser zieht die Stadt Meschede Konsequenzen. Davon sollen auch private Hauseigentümer profitieren.

In Meschede soll das gesamte Stadtgebiet auf mögliche Gefahren hin untersucht werden, die durch Starkregen und Hochwasser entstehen können. Damit will nicht nur die Stadt Meschede für den öffentlichen Bereich künftig Schwachstellen beseitigen: Denn die Ergebnisse werden auch allen privaten Hauseigentümern öffentlich zugänglich gemacht, damit sie ihrerseits Schutzmaßnahmen umsetzen können.

Ein Mescheder Ortsteil besonders betroffen

Besonders betroffen beim Juli-Hochwasser ist Berge gewesen, wo sich die Wenne quasi ein zweites Flussbett durch den Ort schuf. Die Stadt Meschede hat Schäden in Höhe von 250.000 Euro für ihren öffentlichen Bereich weitergemeldet, darunter zum Beispiel 90.000 Euro, um Geröll beseitigen zu können. Die Feuerwehr braucht einige neue Pumpen: Sie hat Geräte, die eigentlich für sauberes Löschwasser vorgesehen sind, zum Abpumpen von dreckigem Wasser verwendet, um spontan helfen zu können.

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„Wir sind als Stadt mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Bürgermeister Christoph Weber: „Aber viele Menschen hat es knüppelhart getroffen.“ In Berge sei das Wasser durch Küchen und Wohnzimmer geströmt: „Für die Betroffenen ist das unvorstellbar.“ Vor Ort hat die Stadtverwaltung in Berge bereits zugesagt, einen Maßnahmenkatalog gegen künftige Starkregenereignisse aufzustellen und dann abzuarbeiten. Wie anderswo mit Bächen, die plötzlich zu Flüssen wurden, ist im Mescheder Stadtgebiet die Wenne außer Kontrolle geraten. Allein in Oberberge sind 200 Tonnen an Flusskies in der Wenne vom Hochwasser verschoben worden.

Ein Jahr lang wird alles untersucht

Berge allerdings soll auch nicht isoliert betrachtet werden. Das ganze Stadtgebiet kommt dafür ein Jahr lang auf den Prüfstand. Schon vor eineinhalb Jahren habe man mit Überlegungen dazu begonnen, sagt Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann, was optimiert werden könne – das Juli-Hochwasser war da jetzt ein reiner Zufall, es beschleunigt den Prozess aber.

Die Stadtverwaltung will dabei durch ein Fachbüro für ein so genanntes „Starkregenrisikomanagement“ die ganze Stadt und ihre Ortsteile untersuchen lassen, und durch Berechnungen/Simulationen dann herausfinden, durch welche Regenmengen wo genau mögliche Bedrohungen entstehen. Dabei wird eben nicht nur auf Ruhr und Henne geschaut, die klassischen Mescheder Überschwemmungsgebiete – sondern auch auf alle kleinen Gewässer, wohin sie fließen, wo sich Wasser stauen würde. Der Stadtrat befasst sich im September damit.

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Hintergrund sind Überlegungen nach dem vorletzten Starkregen 2006, bei dem wiederum Wehrstapel mit dem Berkeibach besonders betroffen gewesen ist. Danach war bis 2016 umgebaut worden. Was blieb, war aber eine Einsicht: „Wir sind immer reaktiv gewesen, wir rennen dem Starkregen immer hinterher“, sagt Michael Klauke aus der Stadtverwaltung, Experte für die Gewässer: „Demnächst können wir etwas planerisch untermauern. Dann können wir vorbeugen.“

Wobei: Die Stadt wird daraus dann für sich eine Prioritätenliste schaffen. Fachbereichsleiter Hiegemann sagt: „Ich kann nicht für jedes Ereignis Schutz schaffen“ – das müsse schließlich auch bezahlbar sein. Private sehen nach der Untersuchung dann auch, in welcher möglichen, latenten Gefahr sie schweben. Denn darauf weist die Stadt hin: Für Rückstauklappen zur Kanalisation, fürs mögliche Anheben von Lichtschächten, für den Einsatz von Dammbalken ist eben jeder private Eigentümer selbst verantwortlich.

Einer der Bestandteile des Hochwasserschutzes ist die Renaturierung der Gewässer im Stadtgebiet. Die soll 2022 an der Mündung der Wenne fortgesetzt werden. Dass sie wirkt, zeigte sich zum Beispiel in Freienohl – ohne renaturierte Ruhr davor hätte es den Sportplatz erwischt. Und in der Henneaue ist ebenfalls nichts weggespült worden.

>>>HINTERGRUND<<<

Die Stadtverwaltung erinnert Hauseigentümer, die an Bächen oder Flüssen leben, dringend daran, ihren Strauch- und Rasenschnitt nicht an der äußersten Grundstückskante zum Gewässer zu lagern – in der Hoffnung, das Wasser werde alles wegtreiben.

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Diese Lagerung, sagt Fachbereichsleiter Hiegemann, sei verboten „und kein Kavaliersdelikt“. Denn was von einem Privatgrundstück weggeschwemmt werde, lande dann vor dem nächsten Durchlass und blockiere diesen – und sorge so für einen Rückstau und die Überschwemmung.

Das wurde schon bei den Überschwemmungen 2006 am Berkeibach beobachtet und auch 2021 an der Wenne. Auf Verursacher könnten auch zivilrechtliche Klagen zukommen.