Meschede. Auch scheinbar verrückte Ideen sind gesucht: Am Hennesee bei Meschede könnten in Nachbarschaft zum Lokal H1 neue Projekte umgesetzt werden.
Noch klingen die Ideen zunächst einmal verrückt – aber aus scheinbar verrückten Idee heraus ist 2014 auch schon die Himmelstreppe am Hennesee gebaut worden. Jetzt werden ähnliche Ideen gesucht, die den Hennesee bei Meschede bereichern könnten. Entstehen dort zum Beispiel Kleinsthäuser? Oder können Besucher eine ferngesteuerte Fähre nutzen, um den See zu überqueren?
Aus der letzten „Regionale“ 2013, ein Strukturförderprogramm in NRW, ist zum Beispiel die Henne-Öffnung und die Himmelstreppe entstanden. 2025 steht die nächste „Regionale“ an. Dafür werden jetzt wieder Ideen gesammelt. Nachhaltigkeit ist dabei ein besonderes Anliegen. Es gibt dazu schon einmal einen positiven Förderbescheid, um einen Kreativprozess an den Sauerland-Seen einzuleiten – eben auch für den Hennesee. Dafür laufen Ausschreibungen, um ein Fachbüro zu beauftragen, das diese kreativen Ideen kanalisieren soll. „Es geht nicht mehr klassisch um eine neue Beleuchtung oder einen neuen Weg. Diesmal steht ein ganzheitlicher Gedanke im Mittelpunkt: Wie die Verbindung Stadt und See gestärkt werden kann“, sagt Klaus Wahle, Fachbereichsleiter in der Stadtverwaltung, und dort auch für die „Regionale“ zuständig.
Fachkräfte mit coolen Locations nach Meschede anziehen
Und jetzt kann man losdenken. Meschedes Bürgermeister Christoph Weber nennt so eine Idee, in welche Richtung es zum Beispiel gehen könnte. Mit dem „Heimvorteil“-Projekt sind zuletzt Sauerländer angesprochen worden, die beruflich oder zum Studium ihre Heimat verlassen haben, um ihre Rückkehr zu erleichtern. Jene Ex-Sauerländer hatten aber hier ihre Kontakte; die, die zurückwollten zog es häufig ihre ehemaligen Städte oder Dörfer.
„Aber wie kann man Menschen ansprechen, die keine Vergangenheit bei uns haben?“, fragt sich Weber. Er denkt an Fachkräfte, die erst einmal für eine gewisse Zeit hierherziehen und in einer Dachgeschosswohnung leben, bevor sie einen festen Arbeitsvertrag bekommen und ihre Familien nachholen. Genau bei dieser Entscheidung, die Familie nachzuholen, würden viele einen Rückzieher machen – und sich gegen Meschede stellen: Weil eben Dachgeschosswohnungen in den Städten austauschbar seien, aber nichts Besonderes. Und da kommt jetzt so eine verrückte Idee ins Spiel: „Warum schaffen wir nicht eine Ankommensplattform?“ Neue Fachkräfte von außerhalb könnten erst einmal zum Beispiel in Tiny Houses am Hennesee einziehen – Tiny Houses sind sozusagen Einfamilienhäuser im Kleinstformat, auf das Notwendigste beschränkt.
Wenn die Fachkräfte dorthin zwischendurch ihre Familien zum Besuch einladen, sei das dann in der tollen Landschaft und einer coolen Location etwas ganz Anderes, als der Besuch in einer Dachgeschosswohnung – vielleicht wachse dadurch dann die Bindung an Meschede und die Bereitschaft, sich hier niederzulassen, sagt Christoph Weber. Er stellt klar: Wohnen dürfe man dann nur zeitweise, nicht dauerhaft, in diesen Tiny Houses – danach würde wieder ein Wechsel stattfinden.
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Auch einen möglichen Ort, wo das bevorzugt umgesetzt werden könnte, gibt es: Die Halbinsel Hentenberg am Hennesee. Am Rande davon, zur Badebucht hin, liegt das Ausflugslokal H1. Die andere Seite der Halbinsel ist noch völlig unentwickelt, da gäbe es Potenzial. Es müssen auch nicht Tiny Houses sein.
Baumhäuser? Coworking-Spaces? Alles ist denkbar
Denkbar sind auch Baumhäuser. Denkbar sind auch so genannte Coworking-Spaces, in denen kreative Köpfe hier ihre Ideen weiterentwickeln könnten: „Ob das funktioniert und sich ein Betreiber findet, steht in den Sternen. Aber warum soll man das nicht andenken? Die Regionale könnte dafür der Türöffner sein“, sagt Klaus Wahle. Sicher ist nur eines: „Nein, am Hennesee wird kein Baugebiet entstehen. Da entsteht auch kein Freizeitpark.“In den Kreativprozess, zu dem es einen Workshop geben wird, sollen sich dann auch interessierte Mescheder mit Ideen einbringen, man hofft auf viele Jugendliche.
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Auch der Faktor Mobilität soll aufgegriffen werden – so bereitet am Hennesee inzwischen das Parken ein Problem.
Gibt es dafür eine Lösung? Oder: Könnte es eine Abkürzung für Spaziergänger und Radfahrer über den Hennesee geben? Auch da kommt wieder die Hentenberg-Halbinsel aus natürlichen Gründen ins Spiel – dort ist die schmalste Stelle zur gegenüberliegenden Seite. An den Bau einer Brücke glaubt man im Rathaus dagegen nicht: „Das wäre ein Mega-Invest“, so Klaus Wahle. Aber da kommt wieder der Faktor Kreativität ins Spiel: Warum soll man nicht an ferngesteuerte, selbstlenkende, autonome Boote denken, die als Fähre verkehren könnten, so Bürgermeister Weber. Ideen sind ausdrücklich erwünscht.
>>>HINTERGRUND<<<
Um Fördergelder zur „Regionale“ zu bekommen, müssen dafür zunächst Sterne gesammelt werden: Den ersten Stern für eine herausragende Idee, der zweite für ein tragfähiges Konzept, beim dritten sind dann Fördermittel sicher.
Den ersten Stern haben der Hennesee, Bigge- und Listersee, Diemelsee, Möhnesee und Sorpesee für die Gemeinschaftsidee bekommen, die Seen und die Umfelder weiter zu entwickeln - zu Wohlfühlorten fürs Erholen, Wohnen und digitales Arbeiten. Die Ideen und Bedürfnisse junger Menschen sollen eine maßgebliche Rolle – auch bei der Frage von Mobilität rund um die Seen.