Meschede. Die Zukunft der Veramed-Klinik ist weiter unklar, aber es gibt Neuigkeiten vom Investor.

Die frühere Veramed-Klinik über Beringhausen verfällt weiter - und es ist immer unklarer, ob das Gebäude noch eine Zukunft haben wird. Nach Informationen dieser Zeitung sind vorübergehende Pläne eines potenziellen Investors geplatzt: Er hatte das frühere Krankenhaus zu einer Wellness-Klinik umbauen wollen. Inzwischen wird über einen Weiterverkauf an eine internationale Gesellschaft verhandelt. Bis dahin herrscht totale Stille auf den leeren langen Fluren - auch militärische Spiele und Ausbildungen dürfen nicht mehr stattfinden.

Die Veramed-Klinik in Beringhausen verfällt zusehends. Die Bilder entstanden Anfang März 2021 und zeigen die Rückseite des Gebäudes. 
Die Veramed-Klinik in Beringhausen verfällt zusehends. Die Bilder entstanden Anfang März 2021 und zeigen die Rückseite des Gebäudes.  © WP | Ute Tolksdorf

Insolvenzverfahren 2009

Im September 2009 war die Fachklinik nach einem Insolvenzverfahren geschlossen worden. Bis dahin waren Krebspatienten in der Klinik am Tannenberg behandelt worden. Zu einer Wiedereröffnung als Klinik kam es nie. Zuerst entdeckten Einbrecher und Metalldiebe das verlassene Gelände für sich und klauten fast alles, was sich aus den Wänden reißen ließ. Dann erlangte das frühere Krankenhaus in der Szene der Urban Explorer regelrechte Berühmtheit: Menschen, die mit der Kamera verlassene, gespenstische Orte aufsuchen und die Szenerie in Fotos festhalten.

Was dadurch nebenbei öffentlich bekannt wurde: In der Klinik waren seinerzeit stapelweise Patienten-Akten zurückgelassen worden: Berichte über Krankheitsverläufe, Laborwerte und Röntgenbilder mit Namen und Adressen. Plötzlich blätterten Unbefugte in diesen Papieren mit sehr sensiblen Daten. Das frühere Krankenhaus bekam den Namen Geisterklinik und die Politik stellte fest, dass es eine Regelungslücke gibt: Weil der letzte Betreiber in Konkurs gegangen war, hatte niemand mehr die Zuständigkeit für die Akten. Letztlich sammelte der Hochsauerlandkreis sie ein und schloss sie weg.

Zur jüngsten Geschichte der Veramed-Klinik und ihre letzten Investors

Soft-Air-Spieler

Jetzt marschierten Softair-Spieler auf: Sie kleideten sich militärisch und nutzen das riesige Gebäude und das abgelegene Gelände für Strategiespiele. Der Eigentümer hatten ihnen dazu die Genehmigung erteilt, auch weil die martialisch wirkenden Gruppen eine Abschreckung auf unberechtigte Personen hatten. Beim Freizeit-Ballern blieb es allerdings nicht, wie diese Zeitung jetzt erfuhr: Plötzlich interessierte sich der Verfassungsschutz für Teile der schießenden Teilnehmer. Eine Gruppe ehemaliger und aktiver Soldaten und Polizisten, die als rechtsextremer und verfassungsfeindlicher Verdachtsfall geführt wird, trainierte in der Klinik nahe Meschede. Überhaupt wurden plötzlich auch professionelle taktische Verteidigungskurse für Waffenträger angeboten.

Der Stadt Meschede ging diese Entwicklung zu weit: Sie entschied, dass diese Nutzung nicht zulässig sei. Begründung: Der Flächennutzungsplan sieht für den Bereich ausschließlich den Betrieb einer Klinik vor. Schon seit Herbst fliegen keine Patronen mehr durch die Gänge - jetzt ist alles still gelegt. Wie es weitergeht? Der Stadt Meschede sind keine aktuellen Pläne für das frühere Krankenhaus bekannt. „Wenn jemand investieren möchte, muss er sich aber an die Vorgaben halt: Dort ist in den Plänen ein Klinik-Betrieb vorgeschrieben. Die Hürden für eine Änderung sind hoch“, sagte Pressesprecher Jörg Fröhling.

Die Kapelle in der Veramed-Klinik - zuletzt wurde sie zum Gottesdienst von New Ground genutzt.
Die Kapelle in der Veramed-Klinik - zuletzt wurde sie zum Gottesdienst von New Ground genutzt. © WP | Jürgen Kortmann

Wellness und Klinik als Plan

Das letzte Projekt dort sah eine Mischform aus Hotel, Wellness und Klinik vor: Daran will auch die internationale Gesellschaft als nächster Eigentümer festhalten, hieß es gegenüber dieser Zeitung. Allerdings: Die Abwicklung des Kaufvertrages verzögere sich. Bis Herbst soll die Übertragung abgewickelt sein. Dann könnte es einen neuen Anlauf zur Wiederbelebung der alten Klinik geben - dafür müssten allerdings viele Millionen investiert werden.

>>>HINTERGRUND

Eröffnet worden war die Klinik als Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte im Jahr 1904. Vor allem Lungenkranke aus dem Ruhrgebiet erholten sich hier.

Letzte Eigentümerin im Klinikbetrieb war die Veramed-Betriebsgesellschaft, Träger die E & V Fachkrankenhäuser GmbH. Am 1. August 2008 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, der Betrieb ging zunächst weiter und wurde am 1. September 2009 eingestellt.