Schmallenberg. Der Bad Fredeburger wurde kürzlich vereidigt und spricht jetzt im Interview über die Arbeit, Kompromissbereitschaft und mögliche Fälle.

Sie schlichten, vermitteln und deeskalieren - und das ehrenamtlich: Schiedspersonen. Als Beispiel für ihre Tätigkeit werden immer wieder Nachbarschaftsstreitigkeiten am Gartenzaun genannt. Dabei ist es viel mehr. Der Bad Fredeburger Rolf Schneider ist neuer Schiedsmann im Bezirk Schmallenberg. Über gesellschaftliches Engagement, Erwartungen und Kompromisse spricht er im Interview mit dieser Zeitung.

Herr Schneider, Sie haben sich für das Amt der Schiedsperson beworben - und das erfolgreich, Wie kam es zu Ihrer Bewerbung?

Rolf Schneider: Ich habe mich schon immer gerne gesellschaftlich engagiert. Als meine Kinder klein waren, war ich Vorsitzender eines Vereins zur Errichtung eines Kinderspielplatzes in der Von-Ascheberg-Straße, als sie zur Schule gingen, war ich Kassierer des Fördervereins der Kath. Grundschule in Bad Fredeburg. Gerne versehe ich auch meinen Dienst als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Schmallenberg. Als ich dann im Frühjahr die Ausschreibung für das Amt als Schiedsperson der Stadt Schmallenberg in der Westfalenpost las, wurde ich neugierig. Ich habe mich informiert und beschlossen, mich um das Amt zu bewerben. Ich denke Gemeinschaft lebt vom Engagement eines jeden Einzelnen. Und wer sich engagieren möchte, findet überall Möglichkeiten, wozu ich auch ermuntern möchte.

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Haben Sie juristischen Hintergrund/arbeiten in dem Bereich? Oder woher kommt das Interesse?

Über einen juristischen Hintergrund verfüge ich nicht. Das ist auch keine Voraussetzung für dieses Amt, da ich weder in der Funktion eines Anwalts oder Verteidigers stehe und auch keinesfalls richterlich tätig werde. Mein Interesse kommt aus dem Wunsch, mich gesellschaftlich zu engagieren. Ich bin zuversichtlich, dass ich mich auf Basis meiner beruflichen Qualifikation als Ausbilder in einem Berufsbildungswerk und meiner bisherigen Erfahrungen in den unterschiedlichen Vereinen und Organisationen für das Amt des Schiedsmanns eigne.

Was erwarten Sie von der Arbeit und wie wird diese für sie aussehen? Einfach gesagt: Was macht eigentlich eine Schiedsperson?

Die Schiedspersonen versuchen, zwischen den sich streitenden Parteien zu vermitteln. Zuhören, Reden, Meinungen akzeptieren, Kompromisse schließen, schlichten, lösungsorientiert handeln, und vor allem respektvoller Umgang sind Voraussetzungen, um das Ziel zu erreichen. Und Ziel ist es, sich in einem außergerichtlichen Verfahren gütig zu einigen.

Häufig geht es bei den Verfahren um Nachbarschaftsstreitigkeiten, aber auch um Körperverletzungen und Bedrohungen zum Beispiel. Nicht unbedingt schöne Themen. Wie kommt es, dass sie sich trotzdem in dem Bereich engagieren möchten?

Ich sehe es als Aufgabe und Herausforderung an, Menschen in Gesprächen zu begegnen. Das die Gespräche, die im Rahmen meiner Amtsausübung auf mich zukommen, nicht immer einfach und erfolgreich sein werden, ist mir bewusst. Trotzdem ist es mein Bestreben, zu vermitteln und die streitenden Parteien zumindest so weit zu bekommen, dass sich Nachbarn oder auch andere streitführende Parteien wieder in die Augen schauen können und sich gegenseitig respektieren.

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Die Gefahr besteht, dass bei Verhandlungen auch einmal bekannte Gesichter aus der Stadt auftauchen, dann ist Objektivität gefragt. Wird das schwierig sein oder ist das kein Problem?

Ich denke, dass das kein Problem für mich sein wird. Es kann meines Erachtens mitunter sogar von Vorteil sein, die streitführenden Parteien und die Verhältnisse und Begebenheiten um sie herum einschätzen zu können. Sollten die Personen oder zumindest eine der Personen mir im Rahmen eines verwandtschaftlichen, direkt nachbarschaftlichen oder sonstigen zum Freundes- oder Bekanntenkreis gehörenden Umfelds bekannt sein und damit zu Nahe stehen, gibt es den stellvertretenden Schiedsmann, an den ich den Fall weiterleiten kann. Mit Herrn Schultrich strebe ich eine vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit an.

Was ist das beste Mittel, der beste Weg, um einen Streit zu lösen oder zu schlichten?

Zuhören, reden, Kompromissbereitschaft, sich auf den anderen Einzulassen, seine Sorgen, Ängste und Meinungen ernstnehmen und zu akzeptieren, Respekt zeigen und die Bereitschaft zum Verzeihen und zur Versöhnung sind Schlagworte, die mir in diesem Zusammenhang einfallen.

Zur Person:

Rolf Schneider ist 54 Jahre alt und lebt in Bad Fredeburg.

Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Er arbeitet als Schuhmachermeister/Ausbilder im Berufsbildungswerk Bigge.

Stellvertreter von Rolf Schneider ist Rick Schultrich, Erzieher aus Schmallenberg.

Seit über 30 Jahren engagiert er sich in der Feuerwehr der Stadt Schmallenberg; davon 15 Jahre als stellvertretender Löschzugführer des Löschzuges Bad Fredeburg; auf eigenen Wunsch vor circa zwei Jahren zurückgetreten und seitdem vom Löschzug gewählte Vertrauensperson.

Verabschiedung:

Verabschiedet als Schiedsmänner wurden Horst Broeske, Georg Brand und Siegfried Knoche (von links)
Verabschiedet als Schiedsmänner wurden Horst Broeske, Georg Brand und Siegfried Knoche (von links) © Alexander Lange

Im Rahmen der Vereidigung von Rolf Schneider wurden auch die bisherigen Schiedsamtspersonen verabschiedet. Ralf Fischer, Richter am Amtsgericht Schmallenberg, dankte Siegfried Knoche für 12-jährige Tätigkeit, Horst Broeske für 22-jährige und Georg Brand für beeindruckende 40-jährige Arbeit als Schiedsperson.

Vieles habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt, früher sei es noch um Kneipenschlägereien gegangen, heute seien es Hassmails und Diskriminierungen in sozialen Netzwerken. Fischer: „Sie sind eine tragende Säule der außergerichtlichen Streitschlichtung.“

Auch Bürgermeister König dankte den scheidenden Schiedsmännern sowie Schneider als neuer erster Schiedsmann: „Das Amt hat Bedeutung für die Stadt. Es ist uns wichtig, diese Funktion und das Amt aufrecht zu halten.“